Zahlungskräftige Senioren:Die Lust am Mercedes

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Autokäufer über 60 legen vor allem Wert auf Sicherheit - und Komfort. Für einen Neuwagen geben sie deutlich mehr Geld aus als jüngere.

Michael Kuntz

Unter den mehr als 60 Jahre alten Autofahrern lenkt fast jeder Fünfte einen Mercedes-Benz. Damit liegt die DaimlerChrysler-Marke vorn - jedenfalls in dieser Altersgruppe, die überdurchschnittlich hochwertige Fahrzeuge kauft.

Die Marke mit dem Stern ist bei Senioren besonders beliebt. (Foto: Foto: AFP)

Die Lust am Mercedes reift mit dem Alter, der Anteil der Stern-Fahrer bei den unter 60-Jährigen liegt nicht einmal halb so hoch (8,3 Prozent).

Große Unterschiede

Mehr als die Hälfte der im Marketing-Sprech "Best Ager" Genannten gibt für einen Neuwagen mehr als 20.000 Euro aus, also im Durchschnitt 5000 Euro mehr als es Menschen tun, die jünger als 60 Jahre sind, so das Ergebnis einer Umfrage.

Bei den Ausgaben für einen ebenfalls gern gekauften jungen Gebrauchtwagen ist der Unterschied noch krasser: Die Älteren wollen 18.255 Euro ausgeben, die Jüngeren etwa 7000 Euro weniger.

Vorliebe für Extras

Senioren sind zudem mehr als andere dazu bereit, in Sonderausstattungen zu investieren, vor allem, wenn diese das Autofahren bequemer machen. Für Extras wie Automatikgetriebe und Servolenkungen geben sie 3383 Euro aus, jüngere Autofahrer lassen sich derlei Dinge nur 2506 Euro kosten.

Umgekehrt stehen Autokäufer über 60 Jahre alternativen Antrieben skeptischer gegenüber als jüngere Autokäufer.

Zahlungskräftige ältere Autokäufer bezahlen am liebsten bar, versichert sind sie in der Regel bereits - für die Angebote zu Finanzierungen und Versicherungen interessieren sie sich daher weniger. Hingegen ist jeder Zweite an zusätzlichen Garantieleistungen interessiert.

Die von der Generation 60 plus am häufigsten gefahrenen Modelle sind die E- und C-Klasse von Mercedes sowie der 5er und 3er von BMW. Hauptgründe für die erste Wahl eines Mercedes sind die hohen Sicherheitsstandards, die von den Käufern dieser Marke zugesprochen werden.

Und die Behandlung bei den Händlern, die ebenso auf ihre rationalen wie die emotionalen Bedürfnisse eingehen.

Nicht nur die Marke, auch das Autohaus und seine Verkäufer sind für ältere Kunden von besonderer Bedeutung - denn sie bestimmen maßgeblich das Vertrauen in die Automarke. Das bindet.

Autofahrer im Alter von mindestens 60 Jahren nutzen Markenwerkstätten deutlich häufiger (52,8 Prozent) als es bei den unter 60-Jährigen der Fall ist (37,8 Prozent).

Ältere Autokäufer schätzen deutsche Marken und kaufen sie immer wieder. Fachleute sprechen von einer überdurchschnittlichen Markenloyalität. Diese ist bei den Volumenmarken Ford (85 Prozent) und Volkswagen (80) noch höher als bei den Premiummarken Mercedes-Benz und BMW (jeweils 78). Der japanische Marktführer Toyota schneidet hier ebenfalls gut ab (78).

Wachsende Kundengruppe

Grundlage dieser Erkenntnisse des Nürnberger Marktforschungsinstituts Puls ist dessen Trendmonitor ACI (Automotive Consumer Insights), für den monatlich mehr als 2000 Personen befragt werden, die einen Autokauf planen.

Knapp 40 Prozent von ihnen befinden sich bereits im Ruhestand. Puls-Manager Konrad Weßner: "Wir brauchen keine Fahrzeugmodelle für Senioren oder Senioren-Serviceleistungen, sondern die sensible Ausrichtung des Automobilverkaufs auf die Bedürfnisse einer anspruchsvollen Kundengruppe."

Es handelt sich um eine Kundengruppe, die kontinuierlich größer wird. Im Jahr 1970 lag der Anteil der Personen im Alter von mindestens 60 Jahren in Deutschland noch bei etwa 20 Prozent. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden wird im Jahr 2050 jeder dritte Einwohner 60 Jahre oder älter sein.

© SZ vom 20. Juni 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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