Yachting:Ein Schiff für alle Fälle

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Gebaut für den Sportbootführerschein Binnen und trotzdem eine seetüchtige Villa: die Motoryacht Nautibus 15m überzeugt rundum mit ihrer Ausstattung und Bauweise. Und einen schnuckeligen Mercedes SLK hat sie auch noch im Bauch.

Klaus Bartels

Es ist wohl keine Frage, dass der Nautibus zwei Meter mehr Länge gut zu Gesicht stehen würden - schließlich wäre sie dann sehr viel eleganter. Und auch die vier Meter hohen Aufbauten würden dann proportional an Kompaktheit verlieren.

Die Motoryacht Nautibus eignet sich dank geringen Tiefgangs für fast alle Gewässer - zum Preis einer Villa. (Foto: Foto: oh)

Aber: Das exakt 14,99 Meter lange Schiff - es kommt von der Nautibus Yachting GmbH aus Neukirchen an der Flensburger Förde - ist Programm, denn so darf es noch mit dem Sportbootführerschein Binnen gefahren werden; für Schiffe über 15 Meter ist auf Flüssen und Seen ein Profi-Patent vonnöten.

Lange Reisen über die Weltmeere

Skipper, die sich für die neueste Motoryacht aus deutscher Produktion interessieren, werden jedoch auch den Sportbootführerschein See besitzen - und das ist gut so, denn die Nautibus gilt als hochseetüchtige Yacht und soll sich laut Werftangaben für lange Reisen über die Weltmeere eignen.

Nautibus-Geschäftsführer Dieter Dorsch, seines Zeichens Diplom-Ingenieur, und der für die Rumpflinien verantwortliche Konstrukteur Ingo Clausen haben sich allerdings viel mehr einfallen lassen als nur die Abstimmung der Länge über alles auf die Bestimmungen der Sportbootführerscheine.

In allen Gewässern zuhause

Die Nautibus ist fast so etwas wie die sprichwörtliche "Eier legende Wollmilchsau" - und das Interesse an dem Schiff deshalb groß. Es eignet sich dank des geringen Tiefgangs von nur 1,30 Meter für Fahrten auf fast allen Gewässern, ist durch gute Isolierung und sehr viel Lebensraum eine winterfeste Wohnung und bietet sogar eine Autogarage.

Dieter Dorsch nennt seine Motoryacht eine "kompakte Explorer-Klasse" - was heißen soll, dass es sich um ein äußerst robustes Reiseschiff handelt, das mit seinem Rumpf aus sechs Millimeter starkem Schiffbaustahl sogar eisfest ist. Wichtiger für zukünftige Eigner wird jedoch der Sicherheitsstandard der Yacht sein, der von der Berufsschifffahrt übernommen wurde.

So verfügt die Nautibus über seeschlagsichere Scheiben, fünf Auftriebssektionen mit Kollisionsschotten sowie drei wasserdichte Schotten im Rumpf. Darüber hinaus ist die Yacht standardmäßig mit zwei Stabilisatoren ausgerüstet, die die Rollbewegung im Seegang dämpfen; und auch das reduzierte Toppgewicht durch die aus Aluminium gebauten Aufbauten reduziert die Bewegungen.

(Foto: Foto: oh)

Zur Dämpfung der Stampfbewegung erhielt die Yacht einen Wulstbug, der gleichzeitig die Wasserlinie verlängert und eine höhere theoretische Rumpfgeschwindigkeit ermöglicht. Immerhin beträgt die Reisegeschwindigkeit für die kleine Explorer-Yacht neun Knoten, umgerechnet mehr als 16 km/h. Dabei ist die Tankkapazität mit 4,8 Tonnen so groß, dass die beiden elektronisch gesteuerten Dieselmotoren mit zusammen 460 PS für eine Reichweite von mehr als 3700 Kilometer sorgen.

Maschinengeräusch im Flüsterton

Möglich wird der geringe Verbrauch durch die optimale Hydrodynamik des Unterwasserschiffes, das mit Hilfe des Strömungslabors der Fachhochschule Kiel entwickelt wurde. Bei langsamerer Binnenfahrt durch Flüsse und Kanäle sind die Maschinen kaum zu hören und auch bei höherer Geschwindigkeit macht sich die gute Schallisolierung bemerkbar: Das Schallmessgerät zeigt mit 58 Dezibel weniger als den Schallpegel einer normalen Unterhaltung an.

Damit sich die Yacht auch optimal manövrieren lässt, ist sie mit einem Bugstrahlruder ausgerüstet; ideal, um in einem Hafen einen Liegeplatz zu suchen, dessen Kai sich in etwa auf einem Niveau mit dem Achterdeck befindet, denn: Von dort rollt das Bordauto von der Yacht.

Komfort eines kleinen Appartements

Die Baunummer 1 der Nautibus birgt in der Garage im Heck einen Mercedes SLK 350 Roadster, der mit seinen 1,30 Meter Höhe bequem unter das Deck passt. Möglich ist aber auch die Unterbringung eines Mini bei entsprechender Anhebung des Decks. Auf einer elektrischen Hebebühne wird das seefest verstaute Auto emporgehoben und kann dann mit Hilfe von Rampen bis zu einer Pierhöhe von 1,60 Meter über dem Wasserspiegel von und wieder an Bord gefahren werden.

Gelebt wird im Deckshaus auf dem Brückendeck: Hier findet sich nicht nur der Hauptsteuerstand mit Technik aus der Berufsschifffahrt, sondern auch ein gemütlicher Salon, der mit Essecke, Pantryküche und Sofa den Komfort eines kleinen Appartements bietet.

Ein großes Eignerschlafzimmer und ein Gästezimmer - jeweils mit Doppelbett und Bad - befinden sich unter Deck. Die unter der Bauaufsicht des Germanischen Lloyd auf der SET-Werft in Genthin gebaute Nautibus kostet mit rund einer Million Euro wenigstens so viel wie eine viel größere Villa an Land - aber mit der kann man nicht verreisen.

© SZ vom 5.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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