VW Lupo GTI:Das flotte Wölfchen

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Kleinste VW-Baureihe schmückt sich für 33 640 Mark nun auch mit den Insignien der Sportlichkeit

(SZ vom 09.12.2000) Da viele Menschen gerne in Kategorien denken, sollte ab und zu auch in Vorurteilen geschwelgt werden - vor allem dann, wenn sie widerlegt werden können. Als 1975 der erste GTI von Volkswagen auf der Frankfurter IAA gestanden hatte, war eine neue Spezies Autofahrer geboren: der GTI-Fahrer. Damals eben meist männlich, wie heute übrigens noch immer, zeichnete er sich vorzugsweise dadurch aus, dass sein Golf die linke Autobahnspur nur bei äußerst wenigen Verfolgern - und dann unwillig - verließ. Rot waren die meisten Golf GTI - das ist auch bis heute so geblieben, denn die klassische Farbe für den wahren GTI ist und bleibt rot. Auch wenn es inzwischen mehrere Lackierungen gibt.

Die GTI-Tradition haben die Wolfsburger konsequent bei allen bisherigen vier Golf-Baureihen durchgehalten. Im vergangenen Jahr durften den kleineren Polo GTI-Symbole schmücken, und nun wird auch der kleine Wolf Lupo zum flotten Wölfchen. Die kleinste VW-Baureihe birgt alle denkbaren Extreme in sich. Auf der einen Seite stehen der 3-Liter-Lupo, der viel gepriesene Diesel mit der allseits ersehnten D4-Abgasnorm für Diesel und der Lupo FSI, der Benzindirekteinspritzer (ein sparsames Prinzip, das Mitsubishi klar vorgelegt hat). Auf der anderen Seite wird nun der 95 kW (125 PS) starke Lupo GTI positioniert.

Früher war er der Schnellste

Nun noch mal zu den Vorurteilen. War der GTI beim Golf früher das Ende der Leistungsskala, liegt er heute mit seinem 110 kW starken Motor 40 kW unter dem stärksten Serien-Golf. Auf Seiten des Lupo ist der GTI zwar klar die stärkste Version, doch gilt für ihn noch lange nicht, was für den ersten GTI galt: Der war schließlich damals in den Siebzigern eines der schnellsten Autos auf Deutschlands Straßen.

Die Leistungsdaten des Lupo GTI mögen in manchen Ohren absurd klingen: Vierzylinder-16V-Motor, 1,6 Liter Hubraum, 92 kW (125 PS), Null auf 100 km/h in 8,3 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 205 km/h. Doch auf der anderen Seite stehen 7,0 Liter Super Durchschnittsverbrauch und die Abgasnorm D4 (damit wird der schnelle Lupo mit 600 Mark steuerlich gefördert).

In der Praxis bedeuten alle diese Zahlen, dass der kleine GTI ein Auto ist, das wohl niemand ernsthaft braucht, das aber auf eine ganz hinterhältige Art und Weise Spaß macht. Und dabei ist es sicher nicht die Fahrt auf der Autobahn mit Höchstgeschwindigkeit - für längere, schnelle Fahrten wird der Motor einfach zu laut. Es ist seine Agilität, die ihn als kleinen Wagen pfiffig und vor allem extrem handlich macht. Und es ist auch die Leistungsreserve, die einem auf der Landstraßenfahrt die Möglichkeit zum Überholen gibt.

Positiv fällt auch auf, dass die optischen Attribute des Lupo GTI - Seitenschweller, eine veränderte Front, breitere Kotflügel, Heckspoiler und zwei Auspuffrohre in der Heckmitte - nicht aggressiv, sondern bei dem 3,52 Meter kurzen Wagen eher kompakt wirken. Man sieht es zwar nicht, aber der GTI hat Türen, Motorhaube und Kotflügel aus Aluminium. Das Ergebnis dieser Leichtbauweise ist ein Gewicht von 978 Kilogramm, das unter anderem zum hohen Leistungspotenzial des Lupo beiträgt.

Wenn der Lupo GTI jetzt bei den Händlern stehen wird, sind es wohl vorwiegend wieder Männer, die sich für diesen Image-Träger interessieren. Denn Volkswagen will vorwiegend männliche Kunden im Alter zwischen 25 und 40 Jahren ansprechen. Das dürfte eine kluge Wahl der Wolfsbirger sein, denn die Fahranfänger sollten doch etwas gebremster unterwegs sein, und wer älter ist, könnte mit diesem Wagen in den Ruf des ewig Jugendlichen kommen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein junges Publikum zum Lupo GTI greift, ist eher gering, denn der Grundpreis von 33 640,28 Mark dürfte wohl ein großes Hemmnis sein. Wem das zu viel erscheint, der sollte daran denken, dass man mit den Auto sozusagen automatisch einen Kurs zur Steigerung des Selbstbewusstseins bekommt: Man fällt auf und wird permanent mit Vorurteilen konfrontiert.

Von Marion Zellner

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