VW Golf R32:Jetzt aber ran

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Ein Jahr vor dem Generationswechsel tritt der stärkste Serien-Golf aller Zeiten an.

Ulrich Bethscheider-Kieser

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Nicht weniger als 241 PS eröffnen im Golf R32 neue Dimensionen. (Foto: Foto: Volkswagen)

Wenn Stars von der Bühne treten, dann tun sie das am besten mit einem letzten großartigen Auftritt, einem Höhepunkt, der so schnell nicht wieder vergessen wird.

So scheint es nun auch beim VW Golf. Der Millionenseller, einst sogar Begründer einer eigenen Fahrzeugklasse und derzeit in seiner vierten Modellgeneration präsent, steht vor einem Wechsel: In etwa einem Jahr, also im Spätsommer 2003, wird die fünfte Golf-Generation an den Start gehen.

Bis dahin soll das aktuelle Modell noch von sich reden machen. Damit dies gelingt, tritt nun der stärkste Serien-Golf aller Zeiten an. 3,2 Liter Hubraum, verteilt auf sechs V-förmig angeordnete Zylinder, und 241 PS / 177 kW offenbaren im R32 eine einmalige Leistungsdimension in der Kompaktklasse.

Start einer sportlichen Modellfamilie

Solch sportliche Werte wecken Erinnerungen an den legendären GTI. Der war zwar mit 110 PS / 81 kW in seiner ersten Version von vor mehr als 25 Jahren weniger als halb so stark wie das gerade vorgestellte Modell, doch der Glanz des meist rot lackierten Kompakt-Sportlers leuchtet bis heute.

Doch mit der traditionsreichen GTI-Philosophie will es der neue R32 nicht aufnehmen, ganz im Gegenteil. Er verkörpert nicht nur den Höhepunkt der aktuellen Golf-Generation, sondern bereitet auch den Weg für eine neue Familie von Sport-Athleten.

Unter dem Marken-Label "R" plant VW eine ganze Familie sportlicher Modelle und greift damit eine Strategie auf, die bereits bei BMW mit der M-Reihe und bei Audi mit den S-Modellen praktiziert wird. Welche Farbe für das neue VW-Label gelten wird, machen die Bremssättel des R32 deutlich: Sie sind in kräftigem Blau lackiert.

GTI versus R

Mit dem R32 wird jedoch keineswegs das Ende der GTI-Ära eingeleitet. Die Marketing-Strategen in Wolfsburg wollen sich vielmehr bei den zukünftigen GTI-Modellen auf puristisch-sportliche Charakterzüge rückbesinnen. In Abgrenzung dazu sollen die R-Modelle neben sportlicher Leistungsfähigkeit auch eine komfortable, anspruchsvolle Ausstattung mitbringen.

Der neue Golf R32, der einen Grundpreis von 31.950 Euro hat, zeigt, was dies in der Praxis zu bedeuten hat. Sportsitze, Lederlenkrad, Klimaautomatik und Diebstahlwarnanlage bilden nur einen Teil der umfangreichen Serienausstattung.

Dazu gehören zudem 18 Zoll große Leichtmetallräder, auf denen sich Reifen der Dimension 245/40 ZR 18 breit machen. Die füllen die Radhäuser des Golf üppig aus, und das bleibt nicht ohne Konsequenz. Zumindest für den Komfort: Die großen Räder schmälern in sportlicher Eintracht mit dem gegenüber dem Golf V6 nochmals um zehn Millimeter tiefer gelegten Fahrwerk den Federungskomfort nachhaltig. Wellige Straßen schicken ihr Auf und Nieder mit deutlichem Stuckern ans Rückgrat des Fahrers.

Keine Zurückhaltung in Optik und Klang

Dass es VW mit der Sportlichkeit besonders ernst nimmt, wird auch am äußeren Auftritt des R32 deutlich. Vorn verleiht die mit drei riesigen Lufteinlässen versehene Frontschürze dem Über-Golf ein Antlitz, das jedem Vorausfahrenden beim Blick in den Rückspiegel signalisiert: Platz da, ich bin schneller. Und am Heck wachsen zwei dicke, verchromte Auspuff-Endrohre aus der Kunststoffschürze, wie sie auffälliger kaum sein könnten.

Auffälligkeit gilt für Optik und Akustik gleichermaßen. "Akustisch voluminös" nennen die VW-Strategen den Klang des R32 und sprechen von einem "sonoren Sound, der niemals lästig wird". Auf jeden Fall ist dieser immer präsent, auch bei niedrigen Drehzahlen.

Zur Akustik gesellt sich die Performance

Nur 6,6 Sekunden braucht der Golf R32 für den Sprint aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer, und bei der Endgeschwindigkeit verfehlt er die magische Grenze von Tempo 250 nur um drei km/h.

Dabei geht er zwar vehement, aber vollkommen problemfrei ans Werk. Denn der serienmäßige Allradantrieb, bei dem über eine elektronisch gesteuerte Haldex-Kupplung die Kraft auch zu den Hinterrädern geleitet wird, sorgt für beste Traktion in allen Lebenslagen.

Nach hohen Drehzahlen giert der Motor indes keineswegs. Der Sechszylinder, der auch im VW Phaeton angeboten wird damit seine Qualitäten in der Luxus- wie auch in der Sportklasse unter Beweis stellt, profitiert von der Kraft des Hubraums.

Dazu kommt ein ausgeklügeltes Ein- und Auslasssystem mit variabler Steuerung, so dass die Drehmomentkurve ihren Höchststand von 320 Nm zwischen 2.800 und 3.200 / min ins Leistungsdiagramm zeichnet. Da bereitet selbst das Dahinrollen im fünften oder sechsten Gang viel Freude.

Wobei das Schalten schon bald zur Nebensache werden soll. VW hat bereits ein Doppel-Kupplungsgetriebe angekündigt, das eine neue Generation von Automatikgetrieben ohne Zugkraftunterbrechung darstellen soll. Damit wird der Golf R32 tatsächlich einen Generationenwechsel einläuten.

Quelle: autocert.de

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