Volvo 960:Neu und doch ganz der Alte

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Die Basisvariante hat nun einen 2,5-Liter-Sechszylinder-Motor

(SZ vom 13.08.1994) Die Amerikaner scheinen manchmal etwas leichtgläubig, oder zumindest leichter von der Werbung beeinflußbar zu sein als wir Europäer: Ein Volvo muß für sie einfach aus dickerem 'Schwedenstahl' gebaut sein als andere Autos. Das ist natürlich Legende, denn auch bei Volvo setzt man auf modernste Fertigungstechnologien. Ganz nach dieser Maxime haben die Schweden ihr neues Top-Modell überarbeitet, den 960 des Jahrgangs '95, der im Herbst zu den Händlern rollt.

Ein Volvo ist ein Volvo und bleibt ein Volvo - so könnte man das Ergebnis der Designarbeit beschreiben, denn die Modifizierungen sind dezent ausgefallen. Die Verjüngungskur des 960 wird vor allem an der Frontpartie deutlich: Sie zeigt rundere, weichere Linien, Kühlergrill und Scheinwerfer sind schmaler geworden. Das Heck der Limousine ziert eine neue Blende, so daß sich mit den Rückleuchten eine durchgehende Linie ergibt. Natürlich ist der 960 auch als Kombi lieferbar.

Wesentlicheres tat sich unter dem Blechkleid. Die Schweden haben den ohnehin schon hohen Sicherheitsstandard nochmals verbessert: Eine neue Strebe soll das Off-set-crash-Verhalten verbessern, das Seitenaufprallschutz-System SIPS erfuhr eine Überarbeitung - ebenso wie das Fahrwerk. Fahrer-Airbag und ABS sind in dieser Automobilklasse selbstverständlich - ebenso wie der Beifahrer-Airbag, den Volvo auf Wunsch ohne Aufpreis anbietet.

Neue Vorderrad-Aufhängungen und die zweite Generation der Multilink-Hinterachse sollen für ein noch präziseres und agileres Fahrverhalten sorgen. Insgesamt haben die Schweden 2000 neue Teile für ihre Spitzenmodelle konstruiert, diese aber dezent versteckt. Wie sich bei ersten, kurzen Fahrten zeigte, ist das überarbeitete Flaggschiff in der Tat jugendlicher geworden. Es glänzte mit einem in allen Fahrsituationen problemlosen Handling und einem Federungskomfort, der sich gut auf dem Grat zwischen Sportlichkeit und Fernreisetauglichkeit bewegt.

Der 960 wird in zwei Motorisierungsvarianten angeboten: Mit dem bekannten 3,0-Liter-Reihensechszylinder, der 150 kW (204 PS) leistet, und einem neuen 2,5-Liter-Sechszylinder, der 125 kW (170 PS) bereitstellt. Wir waren mit beiden Varianten unterwegs - das Fazit: Mit dem kleinen Motor ist man in allen Lagen ausreichend motorisiert, der Dreiliter kann alles noch ein Quentchen besser. Bei den Fahrleistungen ergeben sich kaum praxisrelevante Unterschiede: Das kleine Aggregat beschleunigt den 960 in 9,7 Sekunden von Null auf 100 km/h, während das große dafür 9,1 Sekunden benötigt; die Höchstgeschwindigkeit beider Varianten liegt bei 210 km/h. Im Drittelmix verbraucht der 2,5-24V 10,5 Liter auf 100 Kilometer, der 3,0-24V konsumiert 11,1 Liter. Der Dreiliter wird ausschließlich mit einer sanft schaltenden Viergang- Automatik angeboten, während der kleinere Sechszylinder entweder mit dieser Automatik oder einem manuellen Fünfgang-Getriebe kombiniert werden kann. Was sich angenehm bemerkbar macht, ist die präzise Servolenkung.

Für die Basisversion des 960er - die viertürige Limousine mit dem 2,5-Liter- Motor - verlangt Volvo 51 800 Mark, während der Kombi mit 53 300 zu Buche schlägt. In die Dreiliter-Klasse steigt man mit einem Preis von 59 800 Mark für die Limousine und 61 300 Mark für den Kombi ein. Die neue Modellgeneration soll nach Aussagen des Volvo-Managements ihren Beitrag dazu leisten, auch künftig als eigenständige Firma auf dem Markt zu reüssieren, nachdem die Fusion mit Renault geplatzt ist. Zwar werden sich manche Projekte verzögern, weil man in Schweden wieder alle Innovationen selbst entwickeln muß - 'aber wir haben die Decke der Rezession abgestreift', sagte ein Manager selbstbewußt.

Von Otto Fritscher

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