Volvo 850 GLE:Nur keine Experimente

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Eine recht konservative Karosserie und ein moderner Motor

(SZ vom 03.02.1993) Zu den Trendsettern in Sachen Automobildesign zählt die schwedische Marke Volvo heutzutage sicher nicht - aber das muß nicht unbedingt ein Nachteil sein. Ein Volvo ist ein Volvo und bleibt ein Volvo lautet der Grundsatz, der für die Solidität und Ausgereiftheit der Wagen aus dem hohen Norden spricht. Bar jeglicher modischer Rundungen, ist die eckige und kantige Karosserie eines Volvo 850 auf Anhieb in der Menge modisch gerundeter Gefährte zu identifizieren - und in heißen Sommern leiden Volvo-Fahrer weniger unter dem gefürchteten Aufheizungseffekt .

Doch die Baureihe 850 ist beileibe nicht von gestern - unter dem recht konservativ geschneiderten Blechkleid arbeitet ein moderner Motor, der in zwei Leistungsstufen erhältlich ist. Im 850 GLE werkelt ein 2,5-Liter-Fünfzylinder - nur Audi hat diese 'krumme' Zylinderzahl noch im Programm - mit einer Leistung von 103 kW (140 PS). Dieses Triebwerk kommt mit je einem Ein- und Auslaßventil pro Zylinder aus. Im GLT wurde die 2,5-Liter- Maschine mit vier Ventilen je Zylinder bestückt, was dann zu einer Leistungsausbeute von 125 kW (170 PS) führt. Schon mit der schwächeren Version im GLE ist man völlig ausreichend motorisiert, um jeder Verkehrssituation gerecht zu werden. Der Spurt von Null auf 100 km/h läßt sich in 10,0 Sekunden vollziehen, die Beschleunigung endet erst bei der Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h. Den Drittelmix-Verbrauch beziffert Volvo auf 8,7 Liter je 100 Kilometer, wir erzielten bei vernünftiger Fahrweise im Alltagsverkehr Verbrauchswerte von etwa zehn Litern.

Was uns überrascht hat, ist der sonore Klang des 10-Ventil-Motors im GLE: Wir hätten solch einen sportlichen Sound eher einem Alfa Romeo zugetraut als einer zurückhaltenden Limousine. Mit dem leicht zu schaltenden Fünfgang-Getriebe hinterläßt der GLE einen agilen Eindruck. Die Sitze sind gut geformt, mit der Anordnung und Ablesbarkeit der Hebel und Instrumente gibt es keine Probleme.

Weniger gut gefallen hat uns, daß man beim Kauf eines 850 GLE Kompromisse bei der Sicherheitsausstattung - angeblich eine Domäne des schwedischen Herstellers - eingehen oder Aufpreise zahlen muß. Im Preis von 46 600 Mark für den GLE ist kein Airbag enthalten, er muß gegen einen Aufpreis von 1500 Mark extra erworben werden.

Doch abseits dieser etwas unvermuteten Aufpreispolitik ist der 850 GLE eine souveräne Reiselimousine für diejenigen Indivualisten, die nicht unbedingt den deutschen Traditionsmarken verhaftet sind oder auch nicht sein wollen.

Von Otto Fritscher

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