VIP-Jet A318 Elite:Wahl-Kampf am Himmel

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Airbus hofft, mit der nagelneuen Edel-Version des "A318" das passende Angebot für die Kanzlerin und ihre Mannschaft zu haben - zum Schnäppchenpreis.

Andreas Spaeth

Der 12. Juni ist für Richard Gaona ein besonderer Tag, denn dann läuft die Bewerbungsfrist für Flugzeughersteller um einen ganz besonderen Auftrag ab. Die Flugbereitschaft der deutschen Luftwaffe braucht dringend neue VIP-Flugzeuge, bisher fliegen Merkel, Müntefering und Co. mit einer betagten Flotte an Regierungsmaschinen.

In Zusammenarbeit mit der Lufthansa Technik AG in Hamburg hat Airbus aus dem kleinen A318 einen noblen Business- und Regierungsjet gebaut. (Foto: Foto: Gregor Schläger)

Die sechs Bombardier Challenger-Geschäftsreisejets sind zum Teil 22 Jahre alt, und Joschka Fischer überstand gegen Ende seiner Amtszeit als Bundesaußenminister damit während eines Fluges bei einem Triebwerksbrand brenzlige Minuten.

Gesucht: sechs neue Flieger

Auch sonst häufen sich die Pannen. Die beiden zweistrahligen Airbus A310 für Fernflüge von Kanzlerin und Ministern bieten ebenfalls weder die heute übliche Reichweite, noch zeitgemäßen Komfort und Umweltfreundlichkeit, sie wurden 1989 gebaut und von der DDR-Linie Interflug übernommen.

Richard Gaona ist nun vom Ehrgeiz gepackt, der Bundesregierung die neuesten Airbus-Jets schmackhaft zu machen, die nach seiner Darstellung genau in den Rahmen der Ausschreibung passen.

Gesucht werden in Berlin sechs Flugzeuge, darunter zwei für mindestens 14 sowie zwei weitere für mindestens 48 Passagiere. Und der Franzose Gaona, Airbus oberster Verkäufer im boomenden Markt der VIP-Flugzeuge, hat eine besondere Produktpalette im Angebot.

"Wir offerieren der Flugbereitschaft eine Mischung aus unserem bewährten Airbus Corporate Jetliner (ACJ) und dem nagelneuen A318 Elite", sagt Gaona, "von Großraumflugzeugen raten wir ab."

Seit kurzem nämlich bietet Airbus drei unterschiedliche Sondermodelle seiner Schmalrumpf-Verkehrsflugzeuge an, speziell hergestellt für die Bedürfnisse der VIP-Fliegerei. Rund hundert davon sind bereits bestellt, am erfolgreichsten ist mit rund 75 Orders der aus dem A319 abgeleitete ACJ. "Das ist der perfekte Kompromiss aus Reichweite und Größe, damit können dank Zusatztanks bis zu 40 Passagiere nonstop von Berlin nach Washington, Tokio oder Peking fliegen", weiß Verkäufer Gaona.

Platzfülle: anstatt der üblichen 108 Sitze gibt es nur 18

Die neue Generation der VIP-Flieger, zu denen auch drei Versionen des Boeing Business Jet (BBJ) auf der Basis der Boeing 737 gehören, bieten wesentlich mehr Platz in der Kabine, sind aber gleichzeitig erheblich kostengünstiger als herkömmliche Business Jets, weil sie eben aus der regulären Fertigungslinie der Verkehrsflugzeuge kommen.

Mit rund 70 Quadratmeter Kabinenfläche und 18 Sitzen (statt 108 in der Linienflugversion) offeriert der A318 Elite eine Großzügigkeit, die typische Business Jets wie Bombardiers Global Express (die in der neuen Version 5000 mit größerer Reichweite ebenfalls um die Gunst der Bundesregierung buhlt) oder die Gulfstream V nicht aufweisen.

Und der für Strecken bis maximal acht Stunden Flugzeit ausgelegte A318 Elite gilt als das Einsteigermodell in die VIP-Fliegerei und ist für einen sehr attraktiven Listenpreis zu haben - 45 Millionen Dollar für Flugzeug und Kabinenausstattung sind in der Branche fast ein Schnäppchen.

Die Hamburg-Connection

Entstanden ist dieses Paket aus einer Hamburger Connection - denn die Flugzeuge entstehen bei Airbus in Finkenwerder, während die Kabine zehn Kilometer Luftlinie entfernt in Fuhlsbüttel bei Lufthansa Technik (LHT) eingebaut wird.

Welcher Anteil des Kaufpreises auf die Ausstattung entfällt wird nicht verraten, aber dank weitgehender Standardisierung des Interieurs anstatt teurer Einzelanfertigungen lässt sich hier preisgünstiger arbeiten. "Und es ist ein Gerücht, dass bei VIP-Maschinen die Kabinen oft mehr kosten als das eigentliche Flugzeug", erklärt LHT-Sprecher Aage Dünhaupt, rund 20 Millionen Dollar etwa für die Ausstattung eines BBJ seien eher üblich, wesentlich weniger als der nackte Flieger verschlingt.

Als vor kurzem der erste A318 Elite für die Schweizer Charterfirma Comlux vorgestellt wurde, wirkte das Interieur sehr gediegen und zeitgemäß, auch wenn ultimativer Luxus wie eine Dusche nicht an Bord zu finden ist.

An Bord finden sich bequeme Privatgemächer... (Foto: Foto: Michael Penner/LHT)

Dafür gibt es drei Bereiche - einen vorderen mit Sitzen für Begleitpersonal und Leibwächter, einen großen Wohn- und Aufenthaltsraum mit Sitzecken und Tischen in der Mitte sowie einen sogenannten Stateroom hinten als Privatgemach für den fliegenden VIP, abgeschlossen durch ein geräumiges, modern gestyltes Badezimmer.

Alle Sitzgelegenheiten, zusammen 18 Plätze, lassen sich in Betten verwandeln, auf denen dann bis zu acht Personen bequem schlafen können. Vier Monate oder gut 40.000 Arbeitsstunden dauert der Ausbau einer solchen Kabine, von den 30 bereits erteilten Aufträgen für Airbus kleinsten VIP-Spross werden zehn bei LHT eingerichtet.

Und sollte sich die Bundesregierung für die Airbus-Lösung entscheiden, was schon aus standortpolitischen Gründen durchaus denkbar erscheint, würde sie mit dem A318 auch die Fähigkeit erwerben, auf Stadt-Flughäfen mit schwierigem Anflug und kurzen Pisten zu landen, etwa auf dem London City Airport.

Denn im Gegensatz zu den meisten Verkehrsflugzeugen hat der A318 die Zulassung für den sogenannten Steep Approach mit einem Landewinkel von 5,5 Grad, während sonst nur drei Grad üblich sind. Der durch nochmalige Verkürzung um 2,40 Meter aus dem A319 abgeleitete A318 steht seine neue Karriere als VIP-Flugzeug gut zu Gesicht - als Verkehrsflugzeug ist er mit derzeit 40 fliegenden Exemplaren und nur 95 Bestellungen insgesamt doch eher ein Ladenhüter.

Er gilt als zu schwer, ein Schicksal vieler verkürzter Jet-Versionen. Richard Gaona jedenfalls ist optimistisch: "Ich habe seit 1999 noch nie eine Ausschreibung verloren, die Regierungen von Frankreich, Italien, Tschechien und Venezuela zählen schon zu unseren Kunden."

© SZ vom 19.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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