Vernetzung im Auto:Sparen mit System

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Der Begriff Energie-Effizienz hat gute Chancen, zum Wort des Jahres zu werden. Bei Benzinpreisen von rund 1,50 Euro pro Liter ist jede Technik willkommen, die Kraftstoff sparen hilft. Man muss sie nur einsetzen.

Mal so nebenbei und mit überschaubarem Aufwand ein Auto entwickeln - diese Zeiten sind längst vorbei. Design, Motor, Innenraum und Fahrwerk - das sind nach wie vor wichtige Themen.

Das 1-Liter-Auto von VW hatte viel zukunftsweisende Technik an Bord - es wurde nur leider nicht gebaut. (Foto: Foto: Hersteller)

Aber: Dem Thema Energie-Effizienz kommt eine immer größere Bedeutung zu. Denn Kraftstoff sparen kann man nicht nur durch kleinere, aber trotzdem leistungsstarke Motoren mit Turbo- und Kompressoraufladung. Man kann es besonders auch durch Gewichtsreduktion und eine intelligente Energieverwaltung. Das Hauptproblem ist ja immer: Autos wandeln nur einen vergleichsweise kleinen Teil des eingesetzten Kraftstoffs in Vortrieb um. Der große Rest der Energie geht Komfortsystem oder verpufft.

Einsparpotentiale durch intelligente Vernetzung der Systeme

Das soll sich ändern. Weswegen Autohersteller wie BMW schon seit längerem daran arbeiten, die heiße Abwärme des Auspuffs dem Motor wieder als Lieferant von Energie zuzuführen. Doch bis dieses "Turbosteamer" genannte Prinzip serienreif ist, werden noch einige Sommer ins Land gehen.

Große Einsparpotenziale ergeben sich aber auch dadurch, Nebenaggregate nur dann mit Energie zu versorgen, wenn sie auch benötigt werden. Beispiele dafür sind Servolenkung, Wasser- oder Ölpumpen. Hier hat sich in den vergangenen Jahren viel getan, auch künftig wird dieses Potenzial noch weiter ausgeschöpft werden.

Auf der nächsten Seite finden sich die Beispiele und die konkreten Einsparmöglichkeiten.

Start-Stopp-Automatik: Nachdem die Start-Stopp-Automatik Anfang der 80er Jahre bei VW wegen der wenig ausgefeilten Technik und mangelnder Akzeptanz durch die Kunden eine herbe Bauchlandung erlebte, feiert sie nun eine Renaissance. Citroën und BMW sind die ersten, die eine Start-Stopp-Automatik auch in Autos hoffähig machen, die nicht von Hybridmotoren angetrieben werden. Weitere Hersteller wie Mini, Mercedes und Toyota wollen zeitnah folgen. Besonders in der staugeplagten Innenstadt lassen sich so zwischen 0,3 und 0,7 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer sparen.

Bremsanlage. Groß ist das Energiepotenzial der Bremsanlage. Neben der nötigen Sicherheit zum Verzögern des Fahrzeugs werden die Anlagen bei immer mehr Modellen einen immer wichtigeren Beitrag zur Energieeinsparung liefern. Wer bremst, der spart. Denn die abgeleitete Wärmeenergie wird dem Motor über ein vernetztes Generatorsystem als Energie wieder zur Verfügung gestellt. Das sind noch einmal rund 0,3 Liter weniger.

Generatorregelung: Dabei ist die Bremse ebenso wichtig wie die intelligente Generatorregelung selbst: Werden nur die Generatoren in Betrieb gesetzt, die während der aktuellen Fahrsituation nötig sind, spart das Kraftstoff in der gleichen Menge wie das regenerative Bremssystem. Ersetzt man die energiedurstigen Pumpen für Öl, Wasser und Kraftstoff, kommen noch einmal 0,2 bis 0,5 Liter Einsparung dazu.

Schaltzeitpunkt: Autos wie der aktuelle Honda Civic zeigen über Leuchtdioden an, wann man besonders verbrauchsgünstig oder arg Sprit saufend unterwegs ist - geben also indirekt an, wann ein Fahrer in den nächst höheren Gang schalten sollte. Volkswagen ist da bereits einen Schritt weiter: Beim Passat Bluemotion zum Beispiel wird der ideale Schaltzeitpunkt im Display zwischen den Armaturen angezeigt.

Unter dem Strich lassen sich durch all diese Maßnahmen auch ohne Vollhybrid rund zwei Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer einsparen - und das stellt nicht nur für Vielfahrer eine ziemliche Menge dar.

Unterm Strich gespart: zwei Liter auf 100 Kilometer

Die meiste Technik ist bereits verfügbar. Damit all das auch in der Großserie bezahlbar wird, haben die Entwicklungsabteilungen von Alfa-Romeo bis Volvo aber noch viele Überstunden vor sich. Denn das System muss stimmen - einzelne Entwicklungen allein bringen kaum Verbesserungen. Es ist die Summe der Systemleistungen, die schlussendlich ins Gewicht fällt.

Ein wichtiger Nebeneffekt: Längst werden viele Hightech-Entwicklungen an Spezialisten außer Haus vergeben. Das geht langfristig so weit, dass Navigationssysteme den mitdenkenden Scheinwerfern die nächste Kurve vorhersagen und das Automatikgetriebe vor der nächsten Bergabfahrt bereits herunterschalten lassen. All das spart, sorgt für Sicherheit, Komfort und Fahrspaß. Es muss nur gemacht werden.

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