Verkehrssicherheit:Immer an der Wand lang

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Deutschlands Autobahnen sind fast ausschließlich mit Leitplanken aus Stahl gesichert - obwohl Betonprofile diesen deutlich überlegen sind.

Klaus C. Koch

Der weinrote Personenwagen gibt Gas und rast in schrägem Winkel auf die Betonwand zu. Stuntman Klaus Förster, im Lauf seiner Karriere eher mit Filmaufnahmen und riskanten Szenen á la Schimanski befasst, lässt sein Fahrzeug mit Tempo 80 am Zement entlangschrammen.

Wenige Meter danach bringt er den Opel zum Stehen und steigt unversehrt aus. Das Publikum, durch die Bank Berater und Fachleute von Straßenbauämtern und Regierungsbehörden aus dem Raum Stuttgart, applaudiert.

Kein Durchbrechen

Wenn es auf Deutschlands Autobahnen kracht, sind zu 95 Prozent Leitplanken aus Stahl im Spiel. Nur auf fünf bis sechs Prozent aller Strecken, also auf 600 bis 700 von insgesamt 13000 Autobahnkilometern, fangen Schutzwände aus Beton im Ernstfall den Aufprall von Bussen, Personenwagen oder Lkw auf.

Dabei haben sich Betonprofile vor allem, was die Verhinderung des Durchbrechens schwerer Fahrzeuge auf die Gegenfahrbahn betrifft, als zuverlässig erwiesen.

Auf stark befahrenen Strecken, leisten sie am Fahrbahnrand wie auch zur Absicherung von Spuren mit Gegenverkehr wertvolle Dienste. Wichtig ist für Experten, dass Fahrzeuge, die nur geringfügig von der Spur abkommen, keinen Totalschaden erleiden.

Nicht aus der Bahn geworfen

Untersuchungen des Bundesamtes für Straßenwesen (BASt) ergaben, dass die Betonelemente trotz der sprichwörtlichen Härte des Baustoffs in Grenzen elastisch reagieren. Bei geringeren Geschwindigkeiten leitet ein niedriger Böschungs-Winkel Personenwagen oder selbst schwere Lastzüge wieder auf die Fahrbahn zurück, ohne gleich Reifen platzen zu lassen oder das Fahrzeug komplett aus der Bahn zu werfen.

Leitplanken aus Metall, so Wolfram Ressel, Leiter des Instituts für Straßenplanung und Straßenbau der Universität Stuttgart, fangen durch Verformung zwar mehr kinetische Energie auf. Aber sie müssen bereits nach weniger schweren Ereignissen ausgetauscht werden, was die erneute Teilsperrung von Fahrbahnteilen und Anwesenheit von Bautrupps nötig macht.

Die nach DIN-Norm EN 1317 höchste Schutzklasse (H 4 b) muss immerhin einem 38-Tonner standhalten, der mit 65 km/h im Winkel von 20 Grad auf den Beton stößt, ihn dann auch noch in Fahrtrichtung zurückleiten und in gebührendem Abstand zum Stehen bringen. Ganz ohne Blessuren geht es auch dort nicht. "Egal, wie gut Sie reagieren", sagt Stuntman Förster. "Die Lenkung bekommt immer etwas ab!"

© SZ vom 22.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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