Unterwegs: Rubicon Trail:14 Wagen westwärts

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Neun Meilen in neun Stunden. Staub, Hitze, tückisches Gelände - der Rubicon Trail in Kalifornien ist eine der härtesten Straßen der Welt und eine No-Go-Area für SUVs. Wer hier stecken bleibt, geht einen Tag zu Fuß.

Von Sebastian Viehmann

"Sorry, you're not gonna make it", sagt der alte Trail Guide mit dem Rauschebart. Und sein strenger Blick hinter der Sonnenbrille auf den Mann in seinem SUV ist unmissverständlich: Du wirst es nicht schaffen. Etwas zerknirscht kehrt der Mann mit dem dicken schwarzen Geländewagen wieder um. Sein Wagen hat schon bei der ersten Bodenwelle des "Gatekeepers" aufgesetzt. So nennen die "Trail Guides", die Streckenführer am Rubicon Trail, den ersten Teil der legendären Geländestrecke.

Es geht es durch dichte Nadelwälder, riesige Felsen und Baumwurzeln versperren den Weg. Manchmal ist rechts und links nur eine Handbreit Platz. Und immer wieder geht's durchs Wasser. (Foto: Foto: Pressinform)

Das kalkulierte Abenteuer

Die kurze Passage am malerischen Loon Lake ist einfach im Vergleich zum restlichen Trail. Doch wer es hier schon nicht schafft, der hat keine Chance. Er wird irgendwo mitten in der Wildnis der Sierra Nevada stecken bleiben oder seine letzte Offroad-Fahrt vorzeitig in einer tiefen Schlucht beenden.

Wir wagen das Abenteuer - und glauben gut gerüstet zu sein: Unser Jeep Wrangler Rubicon besitzt einen Allradantrieb mit Geländeuntersetzung sowie zuschaltbare Differenzialsperren an Vorder- und Hinterachse. Per Knopfdruck kann man den vorderen Stabilisator entkoppeln, das sorgt für längere Federwege.

Tom, Ray und Eric begleiten unseren Kraxel-Treck bei der "Jeep Jamboree". Die gelben T-Shirts der Trail Guides sind grelle Farbtupfer in der kargen Felslandschaft. Doch schon bald geht es durch dichte Nadelwälder, und die ersten kniffligen Passagen warten auf uns: Riesige Felsen und Baumwurzeln versperren den Weg. Manchmal ist rechts und links nur eine Handbreit Platz. Im Schneckentempo geht es voran. Zwischendurch gelangen wir immer wieder auf felsige Gebirgspässe mit einer grandiosen Aussicht.

Der Rubicon Trail ist nicht nur eine der härtesten Offroad-Strecken der Welt, er ist auch eine Aneinanderreihung fantastischer Postkarten-Motive. Überall könnte man sofort eine Filmkamera aufbauen und einen Western drehen.

Doch bei all den Ausblicken und der Konzentration beim Fahren vergisst man schnell, wie heiß die Sonne brennt. "Trinken, viel Wasser trinken", ruft uns Trail Guide Tom zu. Immer öfter geht der Griff zur mit Eis gefüllten Thermobox hinter den Sitzen.

Rubicon Trail
:Über Stock und Stein

Wer ein echte Offroader sein will, muss einmal den Rubicon Trail in Kalifornien bewältigt haben. Wie haben es geschafft.

Doch der Durst wird bald das geringste Problem. Nach ein paar Stunden zeigt der Rubicon Trail seine hässliche Seite: In einem ausgetrockneten Flussbett geht es zwischen gewaltigen Felsen steil abwärts. Zentimeter entscheiden darüber, ob man den Jeep mit einer aberwitzigen Achsverschränkung über die Hindernisse manövrieren kann - oder knirschend aufsetzt.

Immer wieder hört man das metallische Knirschen des Unterbodenschutzes, ein Kratzen an den Felgen oder einen dumpfen Aufprall an der Stoßstange - auf dem Rubicon Trail kommt kein Auto ungeschoren davon.

Mit dem linken Fuß auf der Bremse und dem rechten auf dem Gaspedal arbeiten wir uns buchstäblich Zentimeter für Zentimeter voran - immer in der Hoffnung, dass die Schräglage nicht zu stark ist. Manchmal kommen wir nur weiter, wenn einer der Trail Guides uns per Handzeichen lotst. Einer der Jeeps fährt sich schließlich knirschend fest. Nur mit vereinten Kräften, viel Rütteln und Schieben geht es weiter. "Man muss eben improvisieren - zur Not haben wir ein Fahrzeug mit Seilwinde. Aber bislang haben wir noch jeden irgendwie durchgebracht", sagt Trail Guide Eric.

Am ersten Tag sind gerade mal neun Meilen geschafft - in neun Stunden. Als am frühen Abend das "Jeep Jamboree"-Camp erreicht ist, kriechen die meisten nach dem Steak-Grillen völlig erschöpft ins Zelt. Alle Knochen tun einem weh. Aber was zählt das schon, wenn man sich zum Kreis der echten Offroader zählen darf.

Der Rubicon Trail ist eine offizielle Straße

So hart der Trail auch ist: Er bleibt ein kalkuliertes Abenteuer. Weder muss man sich stundenlang freischaufeln wie auf so mancher Wüstenstrecke, noch ist man völlig fernab der Zivilisation. Wenn man stecken bleibt, muss man sich allerdings auf einen Fußmarsch von rund einem Tag einstellen. Dann hat man den Ausgang des Trails erreicht.

Was bei all dem kaum zu glauben: Der Rubicon Trail ist eine offizielle Straße, die im Wilden Westen noch bewirtschaftet war und mitten durch den El Dorado National Forest führt. An manchen Wochenenden sind hier Tausende unterwegs - da kann es an Engstellen schon mal zu Staus kommen. Denn obwohl der Trail insgesamt nur 22 Meilen lang ist, darf man sich mit dem Auto nicht weiter als 15 Meter von der Strecke entfernen. Die Forstbehörde hat darauf ein wachsames Auge. Wo sich der Trail befindet, muss man allerdings selbst wissen, denn Schilder gibt es kaum.

Aber wer auf Wegweiser Wert legt, der ist ohnehin vielleicht im gemütlichen SUV mit Klimaanlage und Navigationssystem besser aufgehoben ...

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