Unterwegs mit dem Volvo XC90 D5:Zu Höherem berufen

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Das vielseitige Gefährt aus Schweden überzeugt durch sein Rundum-Talent. Der Dieselmotor könnte allerdings eine Aufmunterung gebrauchen.

Marion Zellner

Vom einstigen Reich des abgedankten PAG-Königs Wolfgang Reitzle ist nicht mehr viel geblieben, zumindest bilanztechnisch gesehen. Während alle anderen Luxusmarken des Ford-Konzerns im Schlamassel stecken, verdient derzeit nur Volvo gutes Geld.

Kein Schnörkel, der hier stört: Der XC90 zeichnet sich durch klare Linien aus. (Foto: Foto: Volvo / autocert.de)

Markenimage, Modellpolitik und solides Management sind bei den Schweden eine glückliche Allianz eingegangen. Das bewährt sich offenbar auch in schwierigen Zeiten.

Der neue XC90 bedeutet den Einstieg der Schweden ins Segment der Sport Utility Vehicles (SUV). Mit 4,80 Metern Länge, 1,90 Breite und 1,74 Metern lichter Höhe reiht sich der XC90 zwischen Mercedes M-Klasse und BMW X5 ein.

Markantes Auftreten

Und rein formal betrachtet, tut er das mehr als überzeugend. Seine markant geschnittene Karosserie mit den betont großen Leuchten vermeidet stilsicher jeden Anflug von Massigkeit, was den XC90 eher zierlicher wirken lässt, als er tatsächlich ist.

An diesem Auto stört kein verspielter Schnörkel, kein aufgeregt bemühtes Detail, kein verzweifelter Versuch um Originalität. Im Gegenteil: Alles ist klar und geradlinig gezeichnet, mutet solide und hochwertig an. Gut für das konsequente Erscheinungsbild der Marke: Das Design der Limousinen mit ihren ausgeprägten Schultern ließ sich bruchlos auch auf den Hochbau übertragen.

Der dezente und durchaus anregend gute Stil setzt sich im Innenraum fort. Das Cockpit ist so, wie man es von Volvo gewohnt ist: aufgeräumt, übersichtlich und benutzerfreundlich. Die verwendeten Materialien - Kunststoff und Leder - sind geschmackvoll eingesetzt und abgestimmt.

Bis zu Sieben auf einen Streich...

Was den XC90 gegenüber der Konkurrenz eindeutig in Front bringt: Durch seinen quer eingebauten Motor haben bis zu sieben bequeme Sitze Platz (Aufpreis 1200 Euro). Die zweite Reihe lässt sich dabei in der Länge verschieben, was noch mehr Beinfreiheit schafft.

...oder ein Doppelbett

Alle hinteren Sitze und die Lehne des Beifahrerplatzes sind mit ein paar einfachen Handgriffen umklappbar. Dann steht, so viel Variabilität war nie in einem Luxus-SUV, ein ebener Stauraum von bis zu 1837 Litern Volumen zur Verfügung - oder schlicht und einfach ein bequemes Doppelbett.

Eindeutige Pluspunkte sammelt der XC90 auch beim Fahrverhalten. Trotz stattlicher Höhe und sattem Gewicht vermittelt er in Kurven große Gelassenheit, erregtes Aufschaukeln ist nicht sein Ding - eher schon eine erstaunliche Bierruhe.

Unterstützt wird diese angenehme Zurückhaltung, die beruhigende Sicherheit vermittelt, von einer butterweich schaltenden Fünfgang-Automatik - auch wenn der fünfte Gang ein bisschen zu lang ausgelegt ist und damit etwas bemüht wirkt.

Zögerlicher Geselle

Zumal der 2,4-Liter-Diesel, der unseren Testwagen mühsam bewegte, nun weiß Gott kein Ausbund an Temperament ist. Trotz seiner 163 PS tut sich der Selbstzünder schwer, den knapp 2,2 Tonnen wiegenden Siebensitzer von der Stelle zu bewegen.

Außerdem ist der Fünfzylinder mit Common-Rail-Einspritzung ein ziemlich rauer Bursche. Wenigstens trinkt er kaum einmal über den Durst - mit durchschnittlich gut zehn Litern Diesel auf 100 Kilometer waren wir unterwegs. Ein anständiger Wert für eine solche Masse Auto.

Alles in allem präsentiert sich der XC90 als angenehmer Zeitgenosse: genügsam, angenehm und leicht zu fahren, ausgesprochen vielseitig und äußerlich attraktiv. Nur sein Motor könnte eindeutig eine Aufmunterung gebrauchen.

Es gibt noch zwei leistungsstarke Benziner-Brüder in der Familie, doch bei einem Basispreis von 40.600 Euro ist der D5 auf jeden Fall eine Überlegung wert - trotz seiner Müdigkeit.

Volvo XC90 D5 Automatik; 2,4-Liter-Fünfzylinder; 120kW (163 PS); max. Drehmoment: 340 Nm bei 1750 Umdrehungen; 0 - 100 km/h: 12,3 sec.; Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h; Verbrauch: 9,0 l Diesel; Preis: ab 40600 Euro

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