Unterwasser-Highway:Oslo schickt Autos auf Tauchstation

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Im Osloer Hafen werden derzeit 180.000 Tonnen Beton versenkt. Bis 2010 soll eine sechsspurige Unterwasserautobahn am Grund des Hafenbeckens verlaufen.

Oslo baut - und das gewaltig. Im April erst wurde das neue Opernhaus am Hafen fertig, jetzt sorgt nur wenige Meter entfernt das nächste Bauprojekt für Aufsehen: Der Straßenverkehr soll zukünftig unter die Wasseroberfläche verlegt werden - in einen Unterwassertunnel, der durch das Hafenbecken verläuft.

Die Betonmodule werden nach Oslo geschleppt - der Transport dauert fünf bis sieben Tage. (Foto: Foto: Prosjektfoto)

Im Hafen wird deswegen derzeit Beton versenkt - in rauen Mengen. Von einer weithin sichtbaren schwimmenden Baustelle aus ist jetzt das erste von mehreren Modulen für den spektakulären Unterwassertunnel ins Wasser gelassen worden.

Tunnel unter Wasser sind in Norwegen eigentlich nichts Ungewöhnliches: Unter dem Boemlafjord-Kanal an der Westküste etwa verläuft Europas längster Unterwassertunnel, der Lærdalstunnel wiederum ist mit 24,50 km der längste Straßentunnel der Erde.

Das Osloer Projekt stellt die Ingenieure jedoch vor große Herausforderungen - immerhin soll die sechsspurige Unterwasserautobahn quer über den Grund des Hafenbeckens verlaufen und bis 2010 fertig sein.

Und so sprengt der gerade in Bau befindliche Björvikatunnelen alle bisher dagewesenen Dimensionen: Die Autobahn entsteht aus vorgefertigten, insgesamt 180.000 Tonnen schweren Tunnelelementen, die versenkt und am Ende miteinander verbunden werden.

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Im Osloer Hafen werden derzeit 180.000 Tonnen Beton versenkt. Bis 2010 soll eine sechsspurige Unterwasserautobahn am Grund des Hafenbeckens verlaufen.

Die einzelnen Betonteile werden dafür von einer Spezialfirma in Hanöitangen bei Bergen hergestellt und auf dem Seeweg nach Oslo gebracht. Pro Element dauert der Spezialtransport auf dem Meer fünf bis sieben Tage.

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Die Module sind bis zu 112 Meter lang, zehn Meter hoch und 30 Meter breit. Versenkt werden sie nicht direkt hintereinander, sondern nach ihrer jeweiligen Fertigstellung im Abstand von mehreren Wochen. Bis 2009 werden die riesigen Betonteile quasi unter Wasser zunächst "gelagert", dann erst werden sie zu einem fast 700 Meter langen Tunnel zusammengebaut.

"Das ist vermutlich der schwierigste Teil des Projekts. Es ist das erste Mal, dass wir eines der Module auf dem Meeresboden versenken", sagte der Projektmanager Svein Roed von der staatlichen Straßenbaubehörde. "Es ist eine Herausforderung, aber nach diesem Mal werden wir die Prozedur noch sechs Mal wiederholen müssen." Die Arbeit mit dem ersten Modul sei besonders problematisch: Mit 37.000 Tonnen ist es auch das schwerste.

Eines der Hauptprobleme für die Ingenieure sei trotz des hohen Gewichts der Einzelteile der Auftrieb. Selbst die Baufirma Skanska betont, man begebe sich mit dem Projekt auf "unbekanntes Terrain". Die Norweger arbeiten daher mit Spezialunternehmen aus den Niederlanden und Großbritannien zusammen. Das gesamte Projekt kostet geschätzte 130 Millionen Euro. Nach der Fertigstellung rechnet man mit 130.000 Autofahrern pro Tag.

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