Unterschiede zwischen Sommer- und Winterreifen:Weiß versus heiß

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Wie Winter- und Sommerreifen aufgebaut sind - und was sie jeweils leisten müssen.

Sebastian Viehmann und Stefan Grundhoff

Gefährlich lange Bremswege, kaum Haftung, quer stehende Autos auf der spiegelglatten Autobahn: Wer im Winter mit ungeeigneter Bereifung unterwegs ist, erlebt schnell sein blaues Blechschaden-Wunder.

Sicherer Halt mit dem richtigen Material: Auf die Mischung kommt es an - sie muss optimal an die Temperatur angepasst sein. (Foto: Foto: dpa)

Weil Winter- und Sommerreifen verschiedene Anforderungen erfüllen müssen, unterscheiden sie sich in Konstruktion und Zusammensetzung.

Sommerreifen

Anforderungen: Ein Sommerreifen muss vor allem gute Nass- und Trockenbremseigenschaften haben, mit Aquaplaning zurechtkommen, Komfort bieten und eine hohe Laufleistung haben.

Profil: Ein Sommerreifen hat mehr Bandstrukturen als ein Winterreifen. Besonders wichtig sei der "Wischkanteneffekt", sagt Stefan Heine, Reifenentwickler bei Continental: "Das Profilblockelement eines Reifens kann man sich in etwa vorstellen wie die Scheibenreiniger an der Tankstelle", erklärt Heine.

Die haben bekanntlich eine Schaumstoffkante auf der einen und eine Gummikante auf der anderen Seite. Beim Reifen dient der vordere Teil des Blockelements als "Wischer" und verdrängt das Wasser, der harte hintere Teil sorgt für die Haftung.

"Wenn ein Reifen zu wenig Wischkanten hat, kann der Wasserfilm nicht oft genug durchstoßen werden, und der Pneu hat zu wenig Haftung", erklärt Heine.

Mischung: Die Mischung muss optimal an die Temperatur angepasst sein. Sommerreifen haben einen geringeren Anteil an Naturkautschuk. Bei niedrigen Temperaturen allerdings härten die Sommermischungen aus und verlieren den Grip.

Die Autoindustrie spricht von der "7-Grad-Grenze": Weil unter 7 Grad Celsius der Härtegrad der Sommermischung rasch ansteige, solle man schon bei solchen Temperaturen Winterreifen aufziehen.

Einige Reifenexperten halten allerdings dagegen, dass auch bei niedrigen Temperaturen ein Sommerreifen auf trockener Fahrbahn mehr Grip habe und der Winterreifen seine Vorteile nur bei Schnee und Eis ausspielen könne.

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Winterreifen

Ohne Winterreifen wird die Fahrt bei derartigen Straßenverhältnissen zur Schlitterpartie. (Foto: Foto: AP)

Anforderungen: Ein Winterreifen muss vor allem eine gute Gummi-Haftung haben, eine ordentliche Schnee-Schnee-Reibung sowie einen ausreichenden Griffkanteneffekt. Dabei kommt es besonders auf geeignetes Profil an.

Profil: Schnee-Schnee-Reibung bedeutet, dass sich der Schnee in die breiten Profilrillen drückt und dadurch für zusätzliche Haftung sorgt.

Der Griffkanteneffekt tritt an die Stelle des Wischkanteneffekts beim Sommerreifen: "Beim Anfahren und Bremsen verformen sich die Profilklötze und geben Grip auf dem winterlichen Untergrund", erklärt Reifenentwickler Stefan Heine. Bei festgefahrenem Schnee kommen besonders die Griffkanten zum Einsatz, bei weichem Schnee ist die Schnee-Schnee-Reibung wichtiger.

Mischung: Damit Winterreifen auch bei niedrigen Temperaturen griffig und flexibel bleiben, haben sie einen besonders hohen Anteil an Naturkautschuk. "Bei uns gibt es außerdem mitteleuropäische und skandinavische Mischungen", sagt Stefan Heine.

Mitteleuropäische Mischungen seien für einen Optimalbereich zwischen -15 und +15 Grad Celsius ausgelegt, skandinavische Mischungen dagegen für eisige Kälte von null bis -30 Grad.

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