Übergewichtige Autos:Dicke Dinger

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Lautstark stand es in Boulevard- und Qualitätsmedien: Die deutschen Männer sind zu dick. Doch auch immer mehr Autos leiden unter Fettleibigkeit. Das kostet Geld, Kraftstoff und ist schlecht für die Umwelt.

Von Stefan Grundhoff

Betont sportlich und dynamisch positionierte Fahrzeuge wie der neue Alfa Romeo Spider, ein Peugeot 207 CC oder der Nissan 350Z Roadster wiegen mittlerweile deutlich mehr als ihre Vorgänger und belasten so nicht nur die Umwelt, sondern vermindern auch den Fahrspaß des Piloten. Die Gründe für die Gewichtszunahme liegen auf der Hand: Schärfere Crashvorschriften, gestiegene Komfortbedürfnisse und gewachsene Fahrzeugdimensionen fordern sorgen für zusätzliche Pfunde.

Selbst Alfas neuer Spaß-Roadster wiegt rund 1,7 Tonnen - als Zweisitzer. (Foto: Foto: Pressinform)

Brachten kompakte Modelle wie ein VW Golf Ende der 70er Jahre gerade einmal 900 Kilogramm auf die Waage, so ist in der Kompaktklasse unter 1,3 Tonnen kaum noch etwas zu finden. Spaßroadster wie ein Mazda MX-5 oder ein Fiat Spider brachten seinerzeit ebenfalls nicht viel Gewicht auf die Waage und begeisterten gerade deshalb auch mit grandiosem Fahrspaß. Zugegeben: Gefährliche Unfallverhalten gab es allerdings obendrauf.

Selbst die Kompaktklasse ist kaum unter 1,3 Tonnen zu haben

Die meisten Modelle wuchsen über mehrere Fahrzeuggenerationen Schritt für Schritt über die eigenen Stoßstangen und Seitenschweller hinaus. Doch unter den Hauben gab es über Jahre auch kräftige Leistungszuschläge - damit und durch extravagante Designkniffe wurde das Übergewicht dezent verschleiert.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Während Automobilhersteller mit Hightech-Anspruch den Trend zum motorisierten Übergewicht vor Jahren erkannt und nach Weight-Watchers-Manier gegengesteuert haben, liefen Marken wie zum Beispiel Alfa Romeo, Peugeot oder Nissan mit einigen ihrer Modellen ins offene Messer. Kaum zu glauben, dass kernige Spaßroadster wie Alfas brandneuer Spaß-Spider ebenso wie der immer noch junge Nissan 350Z Roadster oder ein offener Lamborghini Gallardo mehr als 1,7 Tonnen auf die Waage bringen - alle sind Zweisitzer.

Auch Peugeot blickt durchaus selbstkritisch auf den neuen Star in der Produktpalette, den 207 CC. "Das Problem mit dem hohen Gewicht des 207 CC ist uns bekannt. Hier müssen wir ansetzen", sagt Olivier Dardard, Geschäftsführer von Peugeot Deutschland über seinen neuesten Star in der Produktpalette.

Voll besetzt bringen SUV wie der VW Touareg schon mal drei Tonnen auf die Waage. (Foto: Foto: Pressinform)

Aufgrund ausgeklügelter Fahrwerke und üppiger Motorleistungen können sich viele Piloten mit dem Mehrgewicht zunächst anfreunden. Fest steht jedoch: Wären die Autos leichter, würden die Verbräuche signifikant sinken und den Geldbeutel des ambitionierten Piloten schonen.

Besonders schwer trifft es die SUV. Viele Dickschiffe wiegen längst nicht mehr "nur" 2000 Kilogramm, sondern orientieren sich in Richtung 2,5 Tonnen. Mercedes ML-Klasse, BMW X5, VW Touareg oder Volvo XC90 können beladen fast drei Tonnen auf die Waage bringen. Große Geländewagen wie der Land Rover Discovery III oder ein Mercedes GL liegen bereits leer über der 2,5-Tonnen-Marke.

Fast alle SUV sind nahe an der 2,5-Tonnen-Marke

Besserung verspricht angesichts der immer weiter steigenden Kundenansprüche allenfalls der Einsatz von Hightechmaterialien. Hochfeste Stähle, Aluminiumteile, Karbon- oder Magnesiumkomponenten sind längst nicht neu, derzeit aber in preissensiblen Massenproduktionen kaum zu nutzen.

"Sicher wäre es möglich, die Autos deutlich leichter zu machen", sagt ein Ingenieur eines großen deutschen Autoherstellers: "Aber den dann nötigen Preisaufschlag würde kein Kunde bezahlen. Und die Konkurrenz würde sich ins Fäustchen lachen."

Fest steht, dass mit Leistungssteigerungen und sparsameren Triebwerken in den nächsten Jahren nur ein halber Innovationsschritt zu machen ist. Das Thema Gewichtsreduzierung wird ein elementaren Bestandteil im Automobilbau werden.

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