Trend:"Billigwagen" erobern den Markt

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Die "Geiz ist geil"-Welle macht auch vor der Autoindustrie nicht halt. Mit "Billigautos" für weniger als 10.000 Euro wollen die Hersteller die Konsumenten trotz knapper Haushaltskassen wieder zum Kauf animieren.

Eine Vielzahl kleiner Flitzer und Wagen mit einfacher Ausstattung startet in diesen Tagen in Deutschland. Die neue Sparklasse spricht vor allem junge Familien und Studenten an - und hat nach Expertenansicht durchaus gute Chancen. "Die Deutschen sind wegen steigender Ölpreise und niedriger Einkommen wieder preisbewusst", sagt Autoexperte Albrecht Denninghoff von der HypoVereinsbank. "Kleinstwagen liegen voll im Trend." "Klein" stehe nicht mehr für "arm", sondern für "pfiffig".

Mit 1764 Zulassungen hatte der in Brasilien gebaute VW Fox laut Kraftfahrt-Bundesamt im Mai die Nase vorn im Mini-Segment. (Foto: Foto: press-inform)

Vor wenigen Tagen brachte Renault den Dacia Logan für 7200 Euro auf den deutschen Markt. Der Kompaktwagen wurde ursprünglich für Osteuropa und Entwicklungsländer konzipiert - Klimaanlage und elektrische Fensterheber gibt's nur gegen Aufpreis. In Frankreich sind nach Firmenangaben alle dort angebotenen Wagen des rumänischen Billigmodells eine Woche nach dem Start bereits vergriffen.

Für Menschen, die von A nach B fahren wollen

"Der Logan verkauft sich sehr, sehr gut", sagt ein Sprecher von Renault Deutschland. "Er richtet sich an Menschen, die von A nach B fahren wollen und die das Auto als Mittel zum Zweck und nicht als Luxusobjekt ansehen." Bei einem ersten Crashtest im Auftrag von Auto-Bild zeigte das Billigauto allerdings Schwächen. Für Deutschland ist ein Verkaufsziel von 3000 Autos in diesem Jahr angepeilt.

Auch Volkswagen sieht seinen Kleinwagen Fox, der in der Basisversion knapp 9000 Euro kostet, als Erfolg. Nach seiner Einführung Ende April habe der Fox in seiner Klasse auf dem deutschen Markt die Führung übernommen, berichtet VW. Mit 1764 Zulassungen hatte der in Brasilien gebaute Wagen laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im Mai die Nase vorn im Mini-Segment.

Die Experten sind aber zurückhaltender. "Im ersten Monat kann man noch nicht über Erfolg oder Misserfolg eines Wagens entscheiden", sagt der Bamberger Universitäts-Professor Wolfgang Meinig von der Forschungsstelle Automobilwirtschaft. "Da sind viele Vorführwagen für die Händler dabei."

Hersteller mit Problemen

Mit den Kleinwagen versuchten die Autobauer, in Zeiten der Krise ihre Absätze zu stabilisieren. "Es ist die preisgünstige Möglichkeit, den Marktanteil zu steigern", sagt Meinig. "Marktanteil ist gleich Image - und dafür tut man alles." Das gehe aber zu Lasten der Marge.

Der harte Wettbewerb auf dem deutschen Markt werde steigen und die Hersteller in Schwierigkeiten bringen - vor allem, wenn sie in Deutschland produzierten. Der Gelsenkirchener Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer erwartet einen Verdrängungswettbewerb zu Lasten der Kompaktklasse wie zum Beispiel Golf und Astra.

"Die Autohersteller geben bereits jetzt historisch hohe Rabatte von durchschnittlich 16 Prozent pro Neuwagen", sagt Dudenhöffer. Der gesamte Automarkt soll in diesem Jahr mit 3,25 Millionen Neuzulassungen stagnieren. Dabei sollen die "Billigautos" das Wachstumssegment bilden, das sich laut Dudenhöffer von 3,9 Prozent im Jahr 2004 auf sieben Prozent bis 2006 fast verdoppeln wird.

Prognosen versus Realität

Die Verkaufszahlen beweisen bislang aber nicht, dass die Akzeptanz für Kleinwagen zunimmt. Von Januar bis Mai wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt 45.440 Mini-Autos neu zugelassen, das waren zwölf Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Liste reicht vom Fiat Panda über Ford Ka bis zum Smart Fortwo aus dem DaimlerChrysler-Konzern. Neue Modelle wie die Drillinge Citroen C1, Toyota Aygo und Peugeot 107 könnten den Trend aber in der zweiten Jahreshälfte umkehren.

Diese 3,43 Meter kurzen Flitzer werden in Tschechien auf einer einheitlichen Plattform gebaut und kosten zwischen knapp 8400 und 8950 Euro. Als erster ist der C1 vor wenigen Tagen gestartet, seine Geschwister folgen in den nächsten Wochen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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