Toyota RAV4 Cabrio:Luftikus mit Reißverschluß

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Open-Air-Version ist 200 Mark teurer als geschlossene Variante

(SZ vom 20.05.1998) Der Wunsch, sich von der automobilen Masse abzuheben, ist weit verbreitet, und deshalb schickt die Branche fleißig Autos mit Blickfangcharakter auf die Straße. Bei Toyota ist dem RAV4 diese Rolle zugefallen. Vor allem junge Leute haben ihren Spaß an diesem rundlichen Geländewagen im Kompaktformat. Ein Geheimnis seines Erfolgs ist, daß der FunCruiser seinen Passagieren nicht allzu viele Unbequemlichkeiten zumutet, weil unter seiner gemäßigt rustikalen Schale Pkw-Technik steckt.

So garantiert etwa eine Einzelradaufhängung an beiden Achsen den Fahrkomfort und die Sicherheit, die man im Verkehrsalltag häufiger braucht als Geländetauglichkeit. Doch selbst wenn es den Fahrer nicht auf dem Asphalt halten sollte, muß der RAV4 nicht passen: Für diesen seltenen Fall hat ihm Toyota nicht nur viel Bodenfreiheit unter der nach Pkw-Art selbsttragenden Karosserie verpaßt, sondern auch einen permanenten Allradantrieb und eine Differentialsperre spendiert.

Mit breitem Überrollbügel

Den Wunsch nach maximaler Durchlüftung konnten die Händler hingegen bisher nicht erfüllen, denn ein Cabrio war nicht im Angebot. Das Auftauchen neuer Konkurrenten hat Toyota inzwischen bewogen, diesen Trumpf nachzuschieben: Seit diesem Frühjahr beleben die ersten RAV4 das Straßenbild, bei denen die Frischluftzufuhr nicht allein von oben, sondern auch von hinten erfolgt. Für Fahrer und Beifahrer ändert sich die Situation nur insofern, als sie mehr Durchzug verspüren, denn die B-Säule bleibt als breiter Überrollbügel erhalten. Die Fondpassagiere sitzen hingegen richtig im Freien, weil Toyota nur den 3,72 Meter kurzen Dreitürer auf Cabrio getrimmt hat, bei dem die zweite Sitzreihe fast das gesamte Fahrzeugheck ausfüllt.

Wie ein Pickup ohne Rückwand

Auf die Schnelle wird aus dem RAV4 freilich kein Frischluft-Kreuzer. Zwar läßt sich das leichte Aluminium-Blechdach mit wenigen Handgriffen entriegeln, herausnehmen und in eine spezielle Halterung in der Hecktür schieben, doch das ist nur der Arbeit erster Teil. Der zweite, langwierigere, besteht darin, eine Reihe von Klett- und Reißverschlüssen zu öffnen, mit denen die rückwärtigen Seitenteile und das Heckfenster am Gestänge befestigt sind. Erst wenn diese Teile in der 173-Liter-Gepäcknische verstaut sind, läßt sich der Rest des Verdecks zusammenklappen, und der RAV4 sieht aus wie ein Pickup ohne Rückwand.

Das Kunststoff-Verdeck wird übrigens in zwei Farben angeboten, wobei die rote Variante serienmäßig nur in Kombination mit indianarotem Lack ausgeliefert wird, und ist so gestaltet, daß es in geschlossenem Zustand die Sicht nach hinten und zur Seite nicht über Gebühr beeinträchtigt.

40 Kilogramm Gewichtsverlust

Angetrieben wird das Cabrio wie alle RAV4 von einem 94 kW (128 PS) starken 2,0-Liter-16V-Motor, der bei 4400 Kurbelwellenumdrehungen pro Minute einen Drehmomenthöchstwert von 178 Newtonmetern erwirtschaftet und nach Werksangabe je 100 Kilometer durchschnittlich 9,6 Liter Kraftstoff konsumiert. Er hat mit der jüngsten Ausgabe des kleinen Spaßmobils noch weniger Mühe als mit den anderen, da die offene Version trotz etlicher Karosserieverstärkungen 40 Kilogramm leichter ist als die geschlossene.

Ansonsten ist das Cabrio ein bißchen teurer, doch mit 200 Mark ist die Luft-Kurtaxe überraschend bescheiden ausgefallen. Je nach Ausstattung kostet die neue RAV4-Variante zwischen 35 809 und 39 823 Mark; Servolenkung, ABS, zwei Airbags und vier höhenverstellbare Kopfstützen sind in allen Fällen serienmäßig an Bord.

Drumherum locken allerhand Extras, denen die Kundschaft nach Toyota-Erfahrungen sehr aufgeschlossen gegenübersteht: Für individuelles Zubehör machen nicht wenige zwischen 7000 und 12 000 Mark locker. Ein Hardtop für die kälteren Tage des Jahres werden Cabrio-Käufer vorerst freilich nicht bekommen. Laut Toyota wird darüber zwar nachgedacht, doch kurzfristig werde das feste Dach mit Sicherheit nicht verfügbar sein. Aber jetzt ist ja erst einmal Sommer.

Von Gerlinde Fröhlich-Merz

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