Toyota RAV 4:Nichts für schlaffe Gesellen

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Unpraktisch, unvernünftig - aber irgendwie ein reizvolles Auto

(SZ vom 23.11.1994) Jugendlich, aktiv und dynamisch - wer auf diese Attribute der Freizeitgesellschaft Wert legt, wird wohl auch sein Outfit dem Zeitgeist anpassen wollen. Dies haben die Automobilhersteller natürlich längst erkannt und mit einer Welle von Fun Cars den Markt überschwemmt. Freizeitmobile wie der Opel Frontera und der Suzuki Vitara erfreuen sich großer Beliebtheit bei einer Klientel, die Wert darauf legt, daß Sport mehr bedeutet, als am Samstagabend die Sportschau anzuknipsen. Dabei gilt es für die Hersteller aber, einen Spagat zu vollführen: Nach außen müssen Freizeit-Autos sanft und rund sein (schließlich sind weit mehr als die Hälfte der Käufer Frauen, und die mögen das angeblich so), dennoch sollen Fun-Mobile über eine robuste Technik verfügen, so daß man ausgetretene Pfade - wenn nötig - verlassen könnte.

Das Automobil, das diesen Ansprüchen zur Zeit wohl am besten gerecht wird, kommt natürlich wieder einmal aus Japan, und diesmal von Toyota. Der Welt drittgrößter Autoproduzent schickt sich mit dem RAV 4 (sprich Raff fohr) an, neue Schichten der Off-road- und Funmobil- Fans zu erschließen, denen ein LandCruiser einfach zu martialisch ist. Das Recreative Action Vehicle sieht mit seinen rundlichen Formen wirklich knuffig aus - und unter dem Blech steckt mit einem permanemtem Allradantrieb eine solide und robuste Technik. Das Erstaunliche dabei ist, daß Toyota für sich in Anspruch nehmen darf, tatsächlich einen nahezu Pkw-ähnlichen Fahrkomfort in einem relativ hochbeinigem Auto mit nur 3,71 Meter Länge verwirklicht zu haben.

Angetrieben wird der RAV 4 von einem 2,0-Liter-Vierzylinder, der 95 kW (129 PS) leistet. Das ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h. Als Sprinter benötigt der RAV 4 10,1 Sekunden, um die 100-km/h-Marke zu passieren. Der Kraftstoffverbrauch beträgt 9,1 Liter unverbleites Super auf 100 Kilometer im Drittelmix. Allerdings wird der Motor recht laut, wenn ihm reichlich Leistung abgefordert wird. Instrumente, Hebel und Knöpfe sind problemlos zu finden und zu bedienen, wie man dies von einem japanischen Auto erwartet.

Zur Ausstattung zählen zwar ein Airbag und eine Servolenkung, ABS muß aber mit einem saftigen Aufpreis von 2480 Mark bezahlt werden. Die Basis- Version des RAV 4 kostet 31 900 Mark. Wer es etwas luxuriöser liebt, kann sich noch das Fun-Paket gönnen, mit dem der RAV 4 erst zu einem richtigen FunCruiser wird - wie sein offizieller Beiname verheißt. Für den Preis von 34 900 Mark gibt es dann zwei Ausstelldächer (aus Leichtmetall), elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, ein höhenverstellbares Lenkrad und elektrisch einstellbare Außenspiegel. Ein weiterer Clou: eine Doppelklimaanlage für den Fahrgastraum mit einer integrierten Kühlbox, was aber 5400 Mark extra kostet.

Allerdings hat der RAV 4 auch gravierende Nachteile: keinen Kofferraum zum Beispiel, denn die paar Zentimeter hinter der Hecktür verdienen den Namen Gepäckabteil nicht. Die einzige Chance ist es, die beiden Rücksitze umzuklappen und den FunCruiser zum Zweisitzer umzufunktionieren. Außerdem fehlt es an vernünftigen Ablageflächen, wenn auch zwei Dosenhalter vorhanden sind.

Von Otto Fritscher

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