Toyota Lexus:Nur nicht nachlassen

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Mit neuem Interieur, mehr Sicherheit und einem stolzen Preis

(SZ vom 17.10.1992) Die Japaner haben es nicht leicht mit den Deutschen - genauer gesagt: mit den deutschen Luxus-Karossen. Einerseits sind sie das leuchtende Beispiel (jeder Japaner geht vor einem BMW 750 iL oder einem Mercedes 600 SEL ergriffen in die Knie), andererseits sind die Konstrukteure aus dem Land der aufgehenden Sonne der festen Überzeugung, daß auch in Deutschland nur mit Wasser gekocht wird - sprich: daß es doch nicht so kompliziert sein kann, einen Wagen der Luxus-Klasse auf die Räder zu stellen.

Zu dem verständlichen Ehrgeiz, auch auf dem technischen Bereich zu den vermeintlichen Leadern aufzuschließen, kommen aber auch schlichte finanzielle Interessen: die gesunde Gewinnspanne, die die großen Gefährte den kleineren Modellen voraus haben. Oder etwas schlichter gesagt: Warum fünf kleine Autos verkaufen, wenn ein großes denselben Profit einfährt?

Durch und durch solide

Der Lexus ist so eine Antwort auf diese Frage. Ein durch und durch solides Automobil, mit acht Zylindern und einer seidenweichen Automatik, mit Klimaanlage und viel Leder und Holz, mit einer seriösen Frontpartie (deren Anspielungen an deutsche Vorbilder durchaus gewollt ist) und einer vergleichsweise harmlosen Ausstrahlung - frei nach dem Motto: Ja keine Experimente wagen, nur niemanden erschrecken.

Zum Leidwesen der deutschen Hersteller haben nun vor allem die Amerikaner den Lexus wie auch seine Luxus-Kollegen der anderen Hersteller dankbar angenommen. Wobei man wohl voraussetzen kann, daß zumindest teilweise die außergewöhnlich niedrigen Preise (die man auch als Kampfpreise bezeichnen könnte) an dem Erfolg des Lexus schuld sind. Zum anderen dürfte die außergewöhnliche Qualität ihren Teil zum Aufstieg des Hauses Toyota in die Oberklasse beigetragen haben.

Wohl ahnend, daß es ein japanischer Luxus-Wagen bei uns wohl schwerer haben würde, hat Toyota Deutschland von Anfang an nie hohe Zulassungszahlen prognostiziert. Bei uns wird eben noch immer mehr die Marke und ihr Image in die Garage gestellt - doch steter Tropfen höhlt den Stein. Und mit japanischer Geduld sieht man dem Tag entgegen, an dem ein Lexus gleichberechtigt neben einem der so prestigebehafteten Produkte aus Stuttgart, München oder Ingolstadt stehen wird.

Rund 800 Exemplare verkauft Toyota jährlich - kleine Fische im Vergleich zu den 50 000 Exemplaren, die die amerikanischen Lexus-Händler absetzen. Allerdings ist der Achtzylinder bei uns auch deutlich teurer: 100 000 Mark wollen schon auf den Tisch des Händlers gelegt werden. Aber um Fehlinterpretationen vorzubeugen, beteuert Toyota gerne, daß man ja gar nicht mehr verkaufen wolle - dazu sei der deutsche Markt zu selektiv, zu kompliziert. Andererseits pflegt man, nach den Erfolgen in den USA doch ein gewisses Selbstbewußtsein: 'Alle Konkurrenten suchen noch das Niveau, daß der LS 400 bereits erreicht hat', so war es jedenfalls einer Video-Kassette zu entnehmen.

Bescheidene Verbesserungen

Dennoch war nun eine Modellpflege fällig, die allerdings relativ bescheiden ausfiel: Für mehr Sicherheit gibt es nun auch einen Beifahrer-Airbag, außerdem verfügen beide Vordersitze über einen Gurtstraffer. In die Türen sind zusätzliche Aufprallversteifungen eingebracht, und da bislang bei manchen Käufern der Eindruck entstanden war, daß der LS 400 über nicht ganz standfeste Bremsen verfügt, wurden die Durchmesser der vorderen und der hinteren Bremsscheiben deutlich vergrößert.

Dies war nicht zuletzt auch deshalb möglich, weil die Bereifung von 205/65 ZR 15- auf breitere und größere 225/60 ZR 16-Pneus umgestellt wurde. Insgesamt wurde die europäische Ausgabe etwas straffer als die amerikanische Variante, die noch immer dem Traum vom Dahinschweben verhaftet ist. Der Lexus ist ein gediegenes Nischenauto für den Käufer, der mit Understatement gegen den Strom der europäischen Klassiker fahren möchte. Die kaum zu hörende Motor-/Getriebeeinheit hat bereits europäisches Top-Niveau erreicht und die Ausstattung ist schlicht komplett - so reduziert sich die Aufpreisliste auch auf einige wenige Punkte wie einen CD-Spieler oder Sonderfarben.

Erheblicher Wertverlust

Dazu kommt eine hervorragende Verarbeitung, die in der Meinung der amerikanischen Öffentlichkeit bereits die der deutschen Spitzenmodelle übertroffen hat. Über die Optik kann man geteilter Meinung sein, und die Fahrleistungen reichen allemal. Bleibt die Frage nach dem doch erheblichen Wertverlust, den der Lexus zwangsläufig erleidet - aber es war eben schon immer etwas teurer, einen Exoten zu fahren.

Von Jürgen Zöllter

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