Toyota Lexus / LandCruiser / HiLux Pickup:Was für ein eigenartiges Volk

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Das Topmodell zählt zu den komfortabelsten Limousinen

(SZ vom 13.05.1995) In den USA hat er anderen Oberklasse- Limousinen jahrelang das Wasser abgegraben, auf unseren Straßen ist er ein ausgesprochener Exot: Der Lexus, das Flaggschiff von Toyota, ist seit seinem Debüt im Jahre 1989 weltweit mehr als 300 000 Mal verkauft worden, vor allem in Amerika und Japan. Aber nur 2000 Exemplare fanden in Deutschland Liebhaber, die bereit waren, für einen Luxuswagen, der aus Japan stammt, mehr als 100 000 Mark zu zahlen. Womit wir schon beim Hauptmanko des Lexus wären: Er hat alles, was zu einem Automobil der Spitzenklasse gehört - nur kein Prestige. Und darauf, so verrückt es manchmal erscheinen mag, legt der deutsche Autofahrer eben immer noch besonderen Wert. Die Amerikaner sind da vernünftiger: Für sie zählt das Preis-/Leistungsverhältnis. Wobei Toyota wenig dazu tut, um auch die Deutschen zu diesem an sich vernünftigen Verhalten zu erziehen: Die neueste Lexus-Version kostet 116 400 Mark.

Die meisten Änderungen haben sich unter dem Blechkleid vollzogen, das zwar mit 0.27 einen äußerst günstigen Cw-Wert aufweist, von der Optik her aber jegliche Eigenständigkeit vermissen läßt. Die Leistung des V8-Motors wurde auf 194 kW (264 PS) angehoben, was eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und den Standardmeßwert von Null auf 100 km/h in 7,5 Sekunden ermöglicht. Angesichts dieser Leistungswerte ist der DIN-Drittelmix-Verbrauch von 10,3 Liter auf 100 Kilometer als günstig zu bezeichnen, obwohl in der Praxis - je nach Fahrweise - bis zu 14 Liter durch die Einspritzdüsen fließen.

Von der Fahrkultur her braucht dieses Aggregat auch keinen Vergleich mit den Luxuslinern aus Untertürkheim und München zu scheuen. Zusammen mit den Zwölfzylindern von BMW und Mercedes - die eigentlich noch eine Klasse höher anzusiedeln sind - zählt das Lexus-Triebwerk zu den laufruhigsten und seidigsten Motoren, die wir bisher gefahren haben. Auch bei Geschwindigkeiten, die auf deutschen Autobahnen nur noch selten zu erreichen sind, kann man sich in Zimmerlautstärke unterhalten.

Ein weiteres Plus des Lexus ist die Raumökonomie: Die fünf Meter lange Limousine bietet selbst dann noch im Fond ausreichend Raum, wenn im Ledergestühl vorne Sitzriesen Platz genommen haben. Auch das Kofferraumvolumen ist auf 463 Liter gewachsen. Die Ausstattung braucht keinen Vergleich zu scheuen: Klimaanlage, Tempomat, CD-Wechsler und Autotelephon gehören zu den serienmäßigen Annehmlichkeiten. Als Option können lediglich eine elektronisch geregelte Luftfederung und ein Hub-/Schiebedach aus Glas geordert werden.

Was nicht zu haben ist, ist das Prestige: Der Lexus macht in den Augen des (deutschen) Nachbarn nun einmal nicht so viel her wie ein Auto mit Stern. Und daraus ergibt sich der zweite Nachteil des Lexus: sein Wiederverkaufswert. Am wirtschaftlichsten dürfte es sein, den Lexus bis ans Ende seines Lebens zu fahren. Andererseits wollen Autofahrer, die mehr als 100 000 Mark für eine Limousine ausgeben, alle paar Jahre ein neues Vehikel. Welch Dilemma - manchmal sind die Deutschen schon ein eigenartiges Volk.

Kein Nageln vor der Oper

Nicht so sehr unterscheiden sie sich allerdings von den Amerikanern, wenn es um Geländewagen geht: Diese Art von Fahrzeugen wird hier wie da immer beliebter. Doch auch in der Off-road-Branche zählen nicht mehr Werte wie Wattiefe oder Steigfähigkeit, sondern Image und Luxus. Wohl aus diesem Grund hat Toyota dem LandCruiser Station nun einen 4,5-Liter-Benzinmotor mit 151 kW (205 PS) Leistung spendiert, der wahlweise zum bekannten 4,2-Liter-Turbodiesel- Direkteinspritzer mit jetzt 125 kW (170 PS) angeboten wird. Vor der Oper soll's halt nicht nageln. Der 77 290 Mark und als Special 88 850 Mark teure Edel- LandCruiser ist damit 175 km/h schnell, kann in 11,4 Sekunden von Null auf 100 km/h sprinten - und mehr Kraftstoff verfeuern, als einem lieb ist. Von den Fahrleistungen her nehmen sich beide Aggregate nicht viel - und auch die Geräuschkulisse ist im Benziner nicht entscheidend nieriger, so daß die Verbrauchswerte für den Diesel sprechen - Wirtschaftlichkeit oder Prestige?

Auffallen wollen dagegen die meisten, die sich einen HiLux anschaffen. Der Pickup ist nun auch mit der Xrtracab verfügbar, womit die verlängerte Kabine mit einer Rückbank gemeint ist. Dort sollten allerdings nur Picknickkörbe oder notfalls Aktenkoffer Platz nehmen - selbst Kindern ist das Raumangebot auf längeren Strecken nicht zuzumuten. Pickups werden ja, behaupten die Marktforscher, die Individualisten-Fahrzeuge der Zukunft sein, wenn bereits jeder Individualist einen Geländewagen hat. Wer jetzt schon das etwas andere, eigentlich überflüssige Auto fahren möchte, könnte sich den gut 27 000 Mark teuren Pickup mit dem 58 kW (79 PS) starken 2,4-Liter- Diesel einmal anschauen.

Von Otto Fritscher

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