Toyota Landcruiser Station:Das Dickschiff aus Japan

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Mit allen Luxusaccessoires ein Reisewagen für 88 970 Mark

(SZ vom 29.09.1993) Große Tiere brauchen einfach viel Auslauf - so ähnlich ist das manchmal auch mit Automobilen. Denn der Toyota Landcruiser Station Special gehört zu den massigen Vertretern der Gattung Geländewagen, die in ihrem automobilen Leben allerdings nur in den seltensten Fällen eine Kiesgrube oder einen Waldweg unter die Räder bekommen dürften. Denn nicht nur das Image, auch die Verwendung von Offroad-Fahrzeugen unterliegt zur Zeit einem Wandel: Sie werden immer häufiger als Ersatz für eine Limousine gekauft und auch entsprechend eingesetzt - als Reisegefährte. Allerdings will man dabei auf die aus dem Pkw gewohnten Komfortaccessoires nicht verzichten: Ledersitze, Klimaanlage, elektrische Fensterheber und so weiter.

Genau in dieses wachsende Marktsegment hat Toyota den Edel-Landcruiser positioniert. Der 2,3 Tonner ist in der Tat ein Automobil mit großzügigem Platzangebot - nur da, wo es am wichtigsten ist, geht es ein bißchen eng zu: Fahrer und Beifahrer sollten nicht allzu langbeinig sein, um wirklich bequem reisen zu können. Auf der Rückbank können sich drei Passagiere wirklich breit machen - und der Kofferraum schluckt nahezu alles, was man im Alltag transportieren muß.

Dennoch merkt man im langen Landcruiser auch heute noch schnell, daß er vor Jahrzehnten für den Einsatz im Gelände konzipiert wurde: Die zwei Starrachsen und die Federung/Dämpfung geben Fahrbahnunebenheiten relativ ungefiltert an die Insassen weiter. Verstärkt wird dieser Schütteleffekt, wenn man mit der Automatik-Version fährt: Die Schaltrucke lassen Erinnerungen an eine Bootspartie bei hohem Seegang aufkommen.

Den Eindruck, mit einem Dickschiff unterwegs zu sein, betont auch der Dieselmotor. Er tönt wie der Schiffsdiesel der MS Seeshaupt auf dem Starnberger See. Aus üppig dimensionierten 4,2 Litern Hubraum schöpft der Turbodiesel 118 kW (160 PS). Das reicht, um auf eine Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h oder in 16,8 Sekunden von Null auf 100 km/h zu beschleunigen. Allerdings steigen dann auch die Verbrauchswerte kräftig an: Einmal waren wir - nach einer schnellen Autobahnfahrt - mit 17,5 Liter auf 100 Kilometer dabei. Normal bewegt, konsumiert der 4,78 Meter lange Japaner etwa 14 Liter. Das Beeindruckendste am Aggregat ist jedoch seine Leistungsentfaltung: Bei Tempo 70 ist man mit einem Drehzahlniveau knapp über Leerlaufgrenze unterwegs. Das maximale Drehmoment von 360 Nm liegt schon bei 1800/min an - eine Charakteristik, die sehr gut zu dem Truck paßt.

Sehr wohl fühlt man sich mit dem Station im Dschungel der Großstadt denn auch nicht - so manche Parklücke bleibt einem versperrt und zudem macht der Landcruiser trotz Servolenkung einen unhandlichen, manchmal sogar klobigen Eindruck. Nicht gerade von Pappe ist auch der Preis von 88 970 Mark für die Luxusausgabe Special inklusive Automatikgetriebe. Auf der Aufpreisliste ist dann nur noch eine Metalliclackierung für 650 Mark zu finden. Wer es etwas kerniger liebt, wird den Landcruiser Station nach einiger Zeit aber trotzdem nicht mehr missen wollen.

Von Otto Fritscher

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