Tipps zum Umgang mit Pneus:Der Reifen-Knigge

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Dass es dem Reifen nicht besonders gut tut, wenn man mit 30 Sachen über die Bordsteinkante fährt, leuchtet ein. Aber auch falsche Lagerung, unpassenden Luftdruck oder falsche Fahrwerkseinstellung wird der geplagte Pneu Ihnen übel nehmen - früher oder später.

Im Folgenden ein paar Tipps, damit Sie an Ihren Reifen möglichst lange Freude haben.

Sand unterm (reichlich vorhandenen) Profil: Porsche Cayenne Turbo S (Foto: Foto: Porsche)

Reifenauswahl: Welche Reifengröße für ein Auto zugelassen sind, steht im Fahrzeugschein unter den Ziffern 20 bis 23. Auch der Speed Index (Buchstaben von P bis ZR für die jeweils zugelassene Höchstgeschwindigkeit) und der Load Index (Tragfähigkeit pro Reifen) sind dort aufgeführt. Von einer Mischbereifung, also unterschiedlichen Reifen auf Vorder- und Hinterachse, raten Experten ab, weil sie das Fahrverhalten verschlechtern kann - es sei denn, der Hersteller erlaubt oder empfiehlt dies, wie bei manchen Sportwagen, wo an der Hinterachse breitere Räder installiert sind als vorne.

Luftdruck: Der richtige Reifenfülldruck ist entscheidend für eine optimale Haftung (und damit Bremsweg, Kurvenstabilität und Fahrkomfort) sowie eine gleichmäßige Abnutzung des Profils.

Ein zu hoher Luftdruck verringert die Auflagefläche, damit auch den Rollwiderstand und den Spritverbrauch. Gleichzeitig aber hat der Reifen weniger Haftung, somit einen längeren Bremsweg und weniger Fahrstabilität. Zudem nutzt sich die Lauffläche in der Mitte stärker ab, was die Lebensdauer des Reifens verkürzt.

Bei zu niedrigem Luftdruck hat die Mitte der Lauffläche keinen Kontakt zur Fahrbahn, der Reifen läuft also auf den Reifenschultern. Ergebnis: mehr Schulterabrieb, mehr Hitzeentwicklung und damit größere Gefahr einer Reifenpanne, zudem verlängerter Bremsweg und verringerte Lebensdauer.

Der richtige Luftdruck sollte logischerweise den Vorgaben des Autoherstellers entsprechen - die findet man in der Betriebsanleitung, im Türholm oder manchmal auch im Tankdeckel.

Beim Checken des Luftdrucks das Reserverad nicht vergessen. Besonders vor längeren Fahrten sollte man den Luftdruck immer an kalten Reifen prüfen.

"Wenn Sie trotz korrekten Luftdrucks einen ungleichmäßigen Abrieb am Reifen bemerken, sollten Sie in der Werkstatt Spur und Sturz nachsehen lassen", rät Reifenentwickler Stefan Heine von Continental.

Profiltiefe: Das Gesetz schreibt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor (§36 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung / StVZO). Gemessen wird am Hauptprofil, das sind die beiden mittleren Rillen der Lauffläche.

Hersteller und unabhängige Reifenexperten sind sich aber einig, dass man seine Pneus nicht so weit abfahren sollte. Versuche haben gezeigt, dass schon bei Reifen, die die gesetzliche Mindestprofiltiefe um mehr als einen Millimeter überschreiten, erhöhte Aquaplaning-Gefahr besteht. Viele Experten empfehlen bei Sommerreifen eine Mindestprofiltiefe von drei Millimetern und bei Winterreifen vier Millimeter.

Lagerung: Zur Lagerung eignen sich am besten kühle, trockene Räume. Öle, Fette und Benzin und Terpentin sind in der Nähe von Reifen tabu, denn sie können den Kautschuk angreifen.

Reifenlagerung: Was ist gut, was ist schlecht? (Foto: Grafik: Continental)

Reifen mit Felge sollten entweder hängend an einem Felgenbaum (gibt es günstig im Baumarkt) gelagert oder liegend übereinander gestapelt werden. "Den Luftdruck kann man bei liegenden Reifen um etwa 0,5 bar erhöhen, damit die Gummiflächen des Seitenwandstreifens nicht aufeinander drücken", rät Stefan Heine.

Reifen ohne Felge darf man nicht stapeln, sondern stellt sie man am besten senkrecht auf Regalgestellen mit Abstand zum Fußboden nebeneinander. Bei stehenden Reifen gilt wie bei Wein: ab und zu wenden. "Damit verhindert man, dass die Auflagestelle durch langes Stehen abplattet", erklärt Heine.

Haltbarkeit: Wie alt ein Reifen ist, kann man an der Identifizierungsnummer auf der Reifenflanke ablesen. Sie beginnt mit den Buchstaben DOT, die letzten Ziffern der Nummer stehen für die Kalenderwoche und das Herstellungsjahr (2305 zum Beispiel bedeutet: 23. Woche im Jahr 2005). "Winterreifen sollte man je nach Kilometerleistung und Restprofil alle fünf bis sechs, Sommerreifen alle sechs bis sieben Jahre austauschen", empfiehlt Stefan Heine.

Kontroverse Meinungen gibt es zum Thema runderneuerte Reifen. Dabei wird die Karkasse wieder verwendet und mit einem neuen Laufstreifen versehen. Im Prinzip entsteht so ein fast neuer Reifen, dessen Qualität allerdings davon abhängt, wie gut die Karkasse noch ist. "Es hängt außerdem viel davon ab, welcher Gummi verwendet wird. Minderwertige Mischungen führen dazu, dass der Reifen keine guten Nassgriff- und Wintereigenschaften hat", sagt Reifenkenner Heine.

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