Technik:ESP geht in die nächste Runde

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Künftige aktive Sicherheitssysteme in Autos warnen zum einen den Fahrer und greifen zum anderen immmer tiefer selbsttätig ins Geschehen ein. Unter anderem soll das Lenkrad durch eine kleine automatische Bewegung den Fahrer zum Gegenlenken auffordern.

Das Antiblockiersystem (ABS) war ein erster Schritt, das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP) ein zweiter. Die Bremssysteme haben das Autofahren in den vergangenen Jahren sicherer gemacht und Unfälle verhindert.

Doch während ABS mittlerweile Standard bei Neufahrzeugen ist und das ESP sich immer weiter durchsetzt, arbeiten die Entwickler schon an weiteren Ideen. "Revolutionen wird es in nächster Zeit nicht geben. Das ESP wird vielmehr evolutionär weiter entwickelt", erläutert Stephan Kraus, Sprecher von Bosch in Stuttgart.

Weitere Vernetzung

Dabei denken die Entwickler an die intensivere Nutzung vorhandener Fähigkeiten. Vor allem geht es aber darum, die Elektronik mit anderen Bauteilen zu vernetzen.

"Eine sinnvolle Entwicklung ist die in manchen Fahrzeugen bereits eingesetzte Schlingerdämpfung", erklärt Helmut Klein, Technik-Experte des ADAC in München. Diese Zusatzfähigkeit kommt zum Tragen, wenn das Fahrzeug mit einem Anhänger unterwegs ist. "Das ESP erkennt, wenn der Hänger ins Schlingern gerät. Das Zugfahrzeug wird dann eingebremst, und man erhält wieder die nötige Fahrstabilität", erläutert Klein.

Bremsscheiben-Wischer

Auf eine andere Sonderfähigkeit können Eigner eines neuen Audi A6 vertrauen. Hier kommt laut Stephan Kraus ein Bremsscheiben-Wischer zum Einsatz. "Während langer Autobahnfahrten im Regen bildet sich bei jedem Auto auf den Bremsscheiben ein feuchter Film." Und der kann bei einer Notbremsung zu schlechterer Bremsleistung führen. Der Bremsscheiben-Wischer sorgt dafür, dass die Bremsbeläge regelmäßig leicht gegen die Scheiben gedrückt werden und das Wasser abstreifen.

Auch andere Hilfen aus der Kombination von ABS und ESP haben schon ihren Weg in die Serienfertigung gefunden - etwa nach Angaben des Unternehmens Continental Teves in Nürnberg die Hill Descent Control (HDC) in Offroad-Fahrzeugen. Sie drosselt das Tempo bei Bergabfahrten durch Bremseingriffe auf einen vorab eingestellten Wert. Ebenfalls keine Techniker-Fantasie mehr ist der Hill Start Assist (HSA), der beim Anfahren an Steigungen das Zurückrollen des Wagens verhindert.

In Zukunft wird es vorrangig darum gehen, die ESP-Möglichkeiten mit denen anderer Komponenten zu verbinden. "Das ESP ist bereits mit anderen Steuergeräten vernetzt. Jetzt geht es um die Frage, wie sich diese Informationen nutzen lassen", sagt Johannes Winterhagen, Sprecher des Elektronik-Zulieferers Siemens VDO in Schwalbach/Taunus.

Selbstständige Warnung an den Fahrer

Schon im Jahr 2005 wird laut ADAC-Techniker Klein das Lenkrad einbezogen. Es soll dafür sorgen, dass dem Fahrer eine kritische Situation bewusst wird: "Ein kleiner Lenkimpuls wird den Fahrer auf die Situation hinweisen und ihn rechtzeitig zum Gegenlenken bewegen." Einen Schritt nach vorne sollen auch die Adaptive Cruise Control (ACC) genannten Abstands-Regelsysteme bringen.

Noch etwas weiter in der Ferne liegen andere Ideen. Denn nach dem Mitlenken soll eine Art von Mitdenken folgen. "Durch Daten aus dem Navigationssystem kann das Fahrzeug beispielsweise erkennen, dass es gerade auf eine Kurve zufährt. Die Geschwindigkeitsanzeige zeigt dann unter Umständen, dass der Wagen zu schnell ist", erklärt Johannes Winterhagen.

Mit diesen Kenntnissen kann die Elektronik zum einen den Fahrer auf das Problem aufmerksam machen. Zum anderen kann sie alle nötigen Vorbereitungen treffen: die Bremsen "vorspannen" oder auch den Gurtstraffer aktivieren, falls ohnehin alles zu spät ist.

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