Suzuki XF 650:Frei wie der Wind

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Eine starke Konkurrenz zur Funduro F650 von BMW

(SZ vom 20.09.1997) Erfolg bestätigt Erfinder, zeitigt Neider und ermutigt Nachahmer: Daß jetzt immer mehr Hersteller auf das von BMW erfundene Funduro-Konzept der straßenbetonten Enduro setzen, wird die Münchner Motorradbauer erfreuen. Weniger Freude dürfte das jüngste Konkurrenzmodell der F 650 auslösen: Zwar besticht die Suzuki XF 650 mit dem Beinamen Freewind nicht gerade durch übertriebene Eigenständigkeit oder Eleganz, kann aber mit hervorragenden praktischen Qualitäten glänzen.

Wie erwartet, gleichen sich die Eckdaten: 650 Kubikzentimeter großer Einzylindermotor, mittellange Federwege, straßenbetonte Enduroreifen, kleine Cockpit-Verkleidung. Doch trotz prinzipieller Ähnlichkeiten setzt die Suzuki Akzente. Der luft-/ölgekühlte Motor der XF überzeugt nicht nur durch Leistung, sondern auch durch Laufkultur: Im meistgenutzten Drehzahlbereich zwischen 3000 und 5000 Umdrehungen gibt er keinerlei störende Vibrationen ab. Die Maximalleistung von 48 PS (35 kW) wird bei 7000 Touren erzielt, doch ist auch untenrum schon genügend geboten, um flott und zugleich ohne Schalthektik unterwegs sein zu können. Schaltung und Getriebe überzeugen gleichfalls.

Und auch das Fahrwerk gefällt: Die Suzuki läßt sich leicht einlenken und sauber durch Kurven ziehen. Auch weniger erfahrenen Bikern fällt das Dirigieren deshalb leicht. Zudem ist der Geradeauslauf (Vmax 160 km/h) stabil, und auch Federung und Dämpfung des 180 Kilogramm wiegenden Motorrades genügen den typischen Anforderungen an eine straßenbetonte Enduro vollauf. Die serienmäßigen Pirelli-Reifen überzeugen auf trockener Straße, könnten bei Nässe allerdings mehr Haftung bieten.

Die vordere Scheibenbremse ist gut dosierbar und sehr wirkungsvoll. Der Verbrauch liegt auf Land- und Bergstraßen bei durchschnittlich fünf Litern Normalbenzin und ist damit günstig. Der 18-Liter-Tank sichert sehr lange Etappen.

Die Sitzposition mit 83 Zentimeter Sitzhöhe ist für normalgroße Fahrer entspannt, für kleinere Leute ist die XF gegen rund 300 Mark Mehrpreis um 30 Millimeter absenkbar. Nur ein kleines Manko ist die für Soziusfahrten etwas zu kurze Sitzbank, doch wirklich ärgerlich ist das Ständer-Angebot, denn der Seitenständer sichert gerade das beladene Motorrad nicht ausreichend: Schuldlose Umfaller sind ärgerlich und teuer. Wir haben es leider erleben müssen. Und einen Hauptständer zur leichteren Kettenpflege gibt es gegen 150 Mark Aufpreis.

Charakteristikum der XF ist das Digital-Cockpit: Die Drehzahl wird per Balkendiagramm angezeigt, die Geschwindigkeit in Ziffern. Kein Plus, aber auch kein Nachteil. Für eine Zeituhr oder verstellbare Handhebel hat das Budget nicht gereicht. Die restliche Ausstattung ist in Ordnung, denn das Licht ist gut, Gepäckträger, Schwinge und Motorschutz sind aus Leichtmetall, der Kettenspanner ist so funktionell wie die Bedienungselemente am Lenker und die Spiegel.

Viel Positives bei dem 10 290 Mark teuren Motorrad mit insgesamt sehr guten Allroundqualitäten - 2000 Mark weniger als beim Stammvater F 650. Daß die BMW das Maß der Dinge war (und in einigen Punkten noch immer ist), zeigt die frechste Kopie der Suzuki-Leute: Die hintere Radabdeckung scheint nämlich direkt dem BMW-Regal entnommen worden zu sein.

Von Ulf Böhringer

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