Suzuki Vitara V6 / Baleno / Alto:Mit zweitem Standbein

Lesezeit: 3 min

Die Japaner suchen mit erneuerten Pkw nach Erfolg

(SZ vom 06.05.1995) Alle reden zur Zeit vom Geländewagen- Boom, nur Suzuki nicht, obwohl der japanische Hersteller 1979 erstmals mit einem solchen Wagen auf den deutschen Markt kam. Geschäftsführer Peter A. Verloop geht sogar noch weiter und sagt: 'Es gibt keinen Geländewagen-Boom'. Deshalb setzt Suzuki auch seit 1981 - zu Anfang mit dem Alto - auf ein zweites Standbein: die Pkw-Produktion. Erstmals drehte sich Ende vergangenen Jahres das Verhältnis Geländewagen/Pkw um. Waren 1991 noch 51 Prozent der verkauften Suzuki geländetaugliche Wagen, erreichten diese im Dezember 1994 nur noch einen Anteil von 34 Prozent. Der Pkw-Anteil lag mit insgesamt knapp 187 000 zugelassenen Fahrzeugen bei 66 Prozent.

Dennoch wurde bei der Brüssler Motorshow ein neuer Motor für den Vitara, von dem fast 63 000 Stück verkauft wurden, vorgestellt. Der V6 verfügt über 2,0 Liter Hubraum und eine Leistung von 100 kW (136 PS), womit eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h mit dem Fünf-Gangschaltgetriebe oder 150 km/h mit der Automatik erreicht werden kann. Der uns mit Automatik zur Verfügung stehende V6 machte einen recht zögerlichen Eindruck, selbst beim Versuch eines Kick-down konnten die 136 PS den 1330 Kilogramm schweren Wagen nur gemächlich von der Stelle bewegen.

Im Grundpreis von 39 990 Mark sind zwei Airbags, eine elektronische Wegfahrsperre - es muß etwas umständlich mit einem Stäben über einen blinkenden Sensor gestichen werden -, Servolenkung, elektrische Helfer für Fenster und Außenspiegel sowie Zentralverriegelung und getönte Scheiben enthalten. Für die Viergang-Automatik fallen noch einmal 2890 Mark an, während ein ABS mit 2150 und eine Klimaanlage mit 2780 Mark zu Buche schlagen.

Ein neuerer Zögling der Suzuki-Familie ist die Baleno-Baureihe, die in Amsterdam Europa-Premiere hatte. Mit Kompaktwagen wagt sich Suzuki in ein mit mindestens 25 Konkurrenten besetztes Segement vor. Den Baleno gibt es mit drei und vier Türen, als 1,3-Liter-Variante mit 63 kW (86 PS) sowie mit einem 1,6-Liter- Aggregat mit einer Leistung von 72 kW (98 PS). Die Preisspanne reicht von 19 980 für den dreitürigen 1,3-Liter bis 25 350 Mark für den 1,6-Liter-Viertürer.

Im Inneren des Baleno geht es recht aufgeräumt zu, allerdings nur so lange, wie der Fahrer seinen individuellen Krimskrams nicht mitbringt, denn es magelt auffällig an Ablageflächen, ob nun in der Mittelkonsole oder in den Türen. Beim Armaturenbrett herrscht klare Übersichtlichkeit vor: Man findet alle Hebel und Schalter auf Anhieb, und die Rundinstrumente sind einwandfrei abzulesen. Vom Platzangebot unterscheiden sich Drei- und Viertürer: Geht es beim 3,87 Meter langen Dreitürer auf der Hinterbank für die Beine ein wenig eng her, ist der Komfort beim knapp 30 Zentimeter längeren Viertürer größer.

Sowohl die Automatik als auch das Fünfganggetriebe verwöhnen den Fahrer nicht gerade mit Geschmeidigkeit oder Präzision; allerdings scheint diese Automatik auch nicht für so kleinvolumige Motoren geeignet, zumal ihr Betrieb auch noch auf Kosten des Kraftstoffverbrauchs geht. Und der ist mit 6,4 Liter auf 100 Kilometer im Drittelmix bei der kleineren und 7,0 Litern Normalbenzin bei der größeren Variante ein guter Wert.

Hier kann gespart werden

Richtig freundlich zum Geldbeutel verhält sich da der kleinste unter den Suzuki, der 3,49 Meter lange Alto. Er trinkt auf 100 Kilometer in Drittelmix 5,4 Liter Normalbenzin. Der Stadtwagen, der mit einem 1,0-Liter-Aggregat mit 39 kW (53 PS) Leistung ausgestattet ist, zeigt innen viel nacktes Blech; und auch sonst macht er ein bißchen den Eindruck, hier mußte gespart werden. Weder für 14 995 Mark, noch gegen einen Aufpreis bekommt man keinen Airbag, auch nicht für einen Kniefall. Der Kofferraum ist ebenso klein wie die Heckklappe niedrig ist; will man die Abdeckung entfernen, lockert sich die Verkleidung bedenklich - ob die einen Dauertest durchsteht?

Der Alto wird nicht nur auf schlechteren Straßen zur Schaukel, wir erahnen auch schon die Kinder auf der Rückbank, die über einen schlechten Magen klagen. Spurtreue, Laufruhe und Stabilität sind nicht die Stärken des Kleinen, dafür sind es der Verbrauch, seine Abmessungen und der niedrige Preis. Der Baleno dagegen muß sich warm anziehen, wenn er der übermächtigen Konkurrenz auf der Spur bleiben will, denn sein nettes, aber unauffälliges Gesicht alleine wird nicht viele überzeugen. Worauf sich Suzuki verlassen kann, wird der Vitara sein, denn es gibt in Deutschland doch so etwas wie einen verstärkten Hang zum Geländewagen.

Von Marion Zellner

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: