Suzuki RF 600 R:Japanische Drehorgel

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Der turbinenartige Motor macht das Fahren zum Vergnügen

(SZ vom 28.07.1993) Leistungsmäßig war Suzuki in der stark gefragten 600er-Sport-Klasse ein wenig ins Hintertreffen geraten - mit dem neuen Modell RF 600 R hat man nun wieder Anschluß gefunden: Das 98-PS-Bike wurde jedoch nicht als reiner 'Sportler' konzipiert, sondern wird von Suzuki als 'Tourensportler' angesehen, gleichermaßen geeignet für die zügige Fahrt auf Landstraßen wie für das Reisen zu zweit.

Nun, für letzteres ist die rote Flunder wohl nur in den Händen jüngerer, entsprechend gelenkiger Menschen geeignet: Die Sitzposition ist doch recht sportlich ausgefallen, ohne jedoch allzu unbequem zu sein. Tagelanges Fahren freilich . . .? Vor allem auf dem hinteren Sitz, nein danke. Aber das Ablagefach und der Stauraum unter dem Sitz macht dennoch Sinn.

Den beherrschenden Eindruck an diesem Bike liefert der Motor: Ein nutzbares Drehzahlband von sage und schreibe elftausend Umdrehungen stellt eine hervorragende Ingenieursleistung dar. Man kann mit 2000 Touren dahinbummeln, sich ab 5000 Touren über milden 'Biß' und einen spürbaren 'Aufwind' bei 10 000 Kurbelwellenumdrehungen freuen und schließlich bei 13 000 Touren schalten - turbinenartig macht der Motor der 228 km/h schnellen 600er alles mit.

Präzise gibt sich die Schaltung, sehr exakt dosierbar, leichtgängig und wirksam ist die Dreischeiben-Bremsanlage. Der Handbremshebel ist verstellbar. Kein Tadel auch beim Fahrwerk der 218 Kilogramm schweren RF: Feder- und Dämpfungselemente sind gut abgestimmt und vielfach verstellbar, die Handlichkeit macht das Fahren zum Vergnügen.

Auch vom Aussehen her kann die RF durchaus begeistern: Die Heckleuchtenpartie erheischt Aufmerksamkeit, die Testarossa-Abluftschlitze in der Verkleidung nicht minder. Dabei schützt die Kunststoffhaut gut vor Fahrtwind, es gibt keine Turbulenzen am Helm. Die Spiegel ragen weit genug hinaus, Schalter und Hebel sind guter japanischer Standard, der Choke läßt sich gut dosieren. Leider fehlt ein Hauptständer.

Erhebliches Mißvergnügen kommt allerdingsbeim Tanken auf: Erstens ist der 17-Liter-Tank ein wenig klein, und zweitens ist der Verbrauch entschieden zu hoch: Weniger als 7,5 Liter pro 100 Kilometer hat die Testmaschine auch im Landstraßenbetrieb nicht konsumiert. Ist man flotter (mit einem Anteil schneller Autobahnfahrt) unterwegs, fließen 8,8 Liter Super bleifrei durch die Vergaser: eindeutig zuviel.

Für 13 990 Mark erhält der Käufer der Suzuki RF 600 R ein fahraktives, insgesamt angenehmes und stilistisch dezentes Motorrad. Nur schade, daß die Drehorgel so durstig ist . . .

Von Ulf Böhringer

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