Subaru SVX:'Noch 'ne Pizza, bitte!'

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Das Coupé mit den geteilten Seitenfenstern ist bei uns rar

(SZ vom 28.01.1995) Den japanischen Automobilherstellern traut man es ja zu, daß sie Marktlücken schon entdecken, bevor die potentiellen Kunden überhaupt wissen, welches Auto sie sich später wünschen werden. Manchmal aber liegen auch die Autobauer Nippons etwas daneben: Als Image-Träger hatte Subaru vor Jahresfrist den SVX auf den deutschen Markt lanciert - nun fristet das 2+2sitzige Coupé aber ein Mauerblümchendasein im exklusiven Kreis der Sportwagen. Dabei hätte es der SVX von seinen technichen Anlagen her verdient, ernster genommen zu werden.

Unter der keilförmig ansteigenden Karosserie des 4,63 Meter langen SVX arbeitet ein Boxer-Motor, ein Vertreter jenes seltenen Konstruktionsprinzips, das sonst nur noch bei Porsche (und beim Käfer) gepflegt wird. Aus 3,3 Litern Hubraum werden hier 162 kW (220 PS) geschöpft, die dem Japaner zu sportiven, aber nicht außergewöhnlichen Fahrleistungen beflügeln: Die 100-km/h-Marke kann, wenn es denn sein muß, nach 8,6 Sekunden erreicht werden, der Vorwärtsdrang endet bei 230 km/h. Allerdings gehört der SVX nicht gerade zu den Abstinenzlern: Zwar wird der Drittelmix-Verbrauch mit 10,3 Liter auf 100 Kilometer angegeben, aber wir waren mit 13 Litern unterwegs.

Im Innenraum des SVX geht es coupétypisch zu: In der ersten Reihe läßt es sich aushalten, die Rücksitze genannten Mulden sind wohl nur einem Aktenkoffer zuzumuten. Die Ellenbogenfreiheit läßt aber auch vorne zu wünschen übrig, da der Mitteltunnel - bedingt durch den permanenten Allradantrieb - sehr wuchtig ausgefallen ist.

Der Clou des SVX sind aber seine vorderen Seitenscheiben: Sie sind geteilt, nur ein Ausschnitt läßt sich - elektrisch natürlich - versenken, so daß oben immer eine Art Windfang stehen bleibt. Das hat Vor- und Nachteile: Wer mit einem Ticket die Parkgaragenschranke öffnen will, muß sehr diszipliniert an die Säule heranfahren, um den Schlitz zu treffen. Ideal ist diese Art der Fensteröffnung hingegen, wenn man ein Freund von Hamburgern und Pizzas ist: Beim Drive-in ist das Seitenfenster die ideale Durchreiche vom Grill zum Fahrer.

Ein Sportwagen wird aber natürlich nicht wegen seiner Drive-in-Qualitäten gekauft. Das Fahrgefühl im SVX ist durchaus sportlich, weil das straff abgestimmte Fahrwerk den Fahrer keine Sekunde über den Zustand der Straße im unklaren läßt - was aber nicht heißen soll, daß längere Strecken nur auf unkomfortable Weise zu bewältigen wären. Weniger gut gefallen hat uns, daß das Coupé ausschließlich mit einer Viergang-Automatik lieferbar ist - ein Schalthebel würde in diesem Fall die Motorcharakteristik noch besser zur Geltung bringen.

Nichts auszusetzen gibt es an der Ausstattung des SVX: Annehmlichkeiten wie eine Klimaautomatik, elektrisch bedienbare Fensterheber und Außenspiegel sowie ein Schiebedach betonen den Komfort; in punkto Sicherheit stehen zwei Airbags, ABS und Seitenaufprallschutz bereit. Diese Ausstattung hat aber ihren Preis: Mit 83 950 Mark steht der SVX in der Liste - und das ist für viele Sportwagenfans schon jenseits der Schmerzgrenze, zumal wenn auf dem Auto noch ein japanisches Label prangt. Das ist das Schicksal des SVX.

Von Otto Fritscher

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