Subaru Forester:Weicher Kern in rauher Schale

Lesezeit: 3 min

Erster Kombi der Modellpalette mit Geländewagencharakter

(SZ vom 13.12.1997) Viel Pkw, wenig Geländewagen: Forester hat der Allrad-Spezialist Subaru das Produkt genannt, das sich in der SUV-Nische etablieren soll. Das Kürzel steht für Sport Utility Vehicle und bedeutet, sehr frei übersetzt, daß es sich um Autos für sportliche Leute handelt, die ihren Freizeitspaß manchmal, aber eher selten, auch neben dem Asphalt suchen.

Typisch für die neue Fahrzeuggattung ist, daß bei ihrer Entwicklung der Fahrkomfort und nicht die Geländetauglichkeit im Vordergrund stand. Der Kompakt-Pkw lieferte unter anderem die Plattform mit vier einzeln aufgehängten Rädern und damit die Basis für einen Federungskomfort, den ein echter Geländewagen nicht bieten kann.

Der Allradantrieb ist beim Forester ständig im Einsatz, was dem Fahrer das Nachdenken darüber erspart, wann ein Zuschalten des zweiten Räderpaares angebracht ist. Bei den Versionen mit Vier-Stufen-Automatik entschied sich Subaru für eine variable Kraftverteilung zwischen den Achsen, wohingegen bei den Modellen mit Schaltgetriebe über das Zwischendifferential mit Viscosperre je 50 Prozent des Drehmoments an Vorder- und Hinterachse gelangen.

500 Kilogramm Anhängelast

Ergänzt wird das System bei den handgeschalteten Fahrzeugen von einer Getriebeuntersetzung, Dual Range genannt, die auch während der Fahrt eingelegt werden kann und nicht nur im Gelände, sondern auch im Zugbetrieb nützlich ist. Verfügt der Anhänger über eine Bremse, darf er bis zu 1500 Kilogramm wiegen, an ungebremster Anhängelast sind beim Forester maximal 500 Kilogramm erlaubt. Eine feine Sache ist auch der Hillholder, ein Ventil, das ein Zurückrollen des Wagens verhindert, wenn am Berg bei getretener Kupplung der rechte Fuß von der Bremse aufs Gaspedal wechselt. Die Steigfähigkeit des mit Ganzjahresreifen der Dimension 205/70 R 15 bestückten Fahrzeugs beträgt bei eingelegter Getriebeuntersetzung 66 und ohne Dual Range 40 Prozent; die Automatik-Version schafft 50 Prozent.

Off-Road auf die leichte Tour

Angetrieben wird der Forester von einem 2,0-Liter-Boxermotor mit 16 Ventilen, der auch in Impreza und Legacy anzutreffen ist. Für den SUV-Einsatz hat Subaru allerdings ein paar Veränderungen vorgenommen. Dadurch wurde die Höchstleistung von 85 kW (115 PS) auf 90 kW (122 PS) bei 5600/min angehoben, und auch das maximale Drehmoment ist leicht gestiegen; es beträgt 176 Newtonmeter und wird bei 4000/min bereitgestellt. Mit Schaltgetriebe erreicht der Forester eine Höchstgeschwindigkeit von 178 km/h und beschleunigt in 10,8 Sekunden von Null auf 100 km/h, mit Automatik braucht der gut 1300 Kilogramm schwere Wagen für dieselbe Übung 12,1 Sekunden und erzielt maximal 166 km/h. Dafür, daß der Wagen auch bei schneller Kurvenfahrt gut beherrschbar bleibt, sorgt neben dem mittig plazierten Allradsystem der Boxermotor: Er ist mehr breit als hoch, weshalb der Schwerpunkt im Forester trotz 19 Zentimeter Bodenfreiheit kaum höher liegt als in einer Limousine. Dasselbe läßt sich vom Kraftstoffverbrauch sagen: Wird er nach Norm ermittelt, kommt der Forester mit 9,2 oder 9,3 Litern (Schaltgetriebe/Automatik) 100 Kilometer weit.

Äußerlich ist der Forester, in dem vier Erwachsene bequem verreisen können, ein Verschnitt aus Pkw und Geländewagen. Die Konturen des 4,45 Meter langen, 1,74 Meter breiten und 1,6 Meter hohen Wagens mit 409-Liter-Gepäckabteil sind nicht ganz so stark gerundet wie bei einem Kombi, doch so bullig wie ein richtiger Offroader wirkt er nicht einmal dann, wenn er mit Rammschutz und anderem markanten Geländewagen-Zubehör bestückt wird.

Die Serienausstattung orientiert sich gleichfalls am Pkw-Niveau; ABS ist ebenso serienmäßig wie die Servolenkung, elektrische Fensterheber und elektrisch einstellbare Außenspiegel, Scheinwerferreinigungsanlage, Dachreling und das höhenverstellbare Lenkrad. Vielfach verstellbar - unter anderem in der Höhe - ist der Fahrersitz, doch leider läßt sich die Neigung der Rückenlehne nicht exakt dosieren, weil Subaru anstelle eines Drehmechanismus nur ein Hebelwerk verwendet, das nicht stufenlos verstellt werden kann.

Mit einer Grundausstattung, zu der noch einiges mehr gehört, kostet der Forester 38 690 Mark; für die GX-Version, die zusätzlich unter anderem Seiten-Airbags, eine Klimaanlage, ein Panorama-Glasschiebedach, eine Scheibenwischerbeheizung und beheizbare Vordersitze aufweist, sind mit Schaltgetriebe 44 990 Mark und mit Automatik 46 990 Mark zu veranschlagen. Im Preis eingeschlossen ist ein Bündel von Garantien. Drei Jahre (oder 100 000 Kilometer) auf alles, sechs Jahre gegen Durchrostung, drei Jahre gegen Oberflächenkorrosion und schließlich auch noch fünf Jahre (oder 120 000 Kilometer) auf allradkraftübertragende Teile.

Geschäftsführer Bernhard Schoder verknüpft mit dem Offroad Light-Konzept neben der Hoffnung auf eine deutliche Absatzsteigerung vor allem die Erwartung, daß es "freizeitorientierte, modebewußte Menschen" anspricht und so dazu beiträgt, neue Käuferkreise zu erschließen. Das Durchschnittsalter der Subaru-Klientel liegt nämlich derzeit bei 54 Jahren, was Schober entschieden zu hoch ist: "Wir brauchen jüngere Kunden. "

Von Gerlinde Fröhlich-Merz

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: