Steinzeit-Segelboot:Wind von allen Seiten

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Ein Chemnitzer ist mit einem Schilfboot auf dem Atlantik unterwegs - nun warnen frühere Teammitglieder vor einem Untergang.

Von Marcus Müller

Allein die Vorstellung ist nur etwas für Menschen mit starken Nerven: Der Chemnitzer Dominique Görlitz segelt mit einem prähistorischen Schilfboot von New York über den Atlantik nach Europa. Kein Nagel hält sein etwa zwölf Meter langes Gefährt Abora III zusammen, sondern nur kilometerlange Taue. Der selbsternannte Experimental-Archäologe Görlitz will mit dem waghalsigen Trip über die Azoren nach Teneriffa beweisen, dass schon Steinzeit-Menschen über den Atlantik segeln konnten.

Gebrochene Seitenschwerter nach drei Wochen auf See

Nach drei Wochen auf See hat die elfköpfige Crew um Görlitz jetzt aber nicht nur mit widrigem Wetter, Nebel und Regen zu kämpfen. Der als Skipper der Expedition ursprünglich vorgesehene Winfield Burmeister hält den Törn für lebensgefährlich.

Burmeister segelte selbst schon drei Mal mit Yachten über den Atlantik, auf die Abora III traute er sich drei Wochen vor Expeditionsbeginn dann doch nicht. Die Ruder der Schilfseglers seien zu schwach, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Erste Berichte von Bord des Schiffes geben ihm vielleicht recht: Drei der insgesamt 14 Seitenschwerter sind bereits gebrochen. Sie sollen das Kreuzen des Schiffes gegen den Wind ermöglichen.

Außerdem hält Burmeister es für unverantwortlich, dass ein Hohlraum, der bei Sturm Schutz bieten könnte, mit Trinkwasser und Lebensmitteln gefüllt worden sei. "Ab dem ersten großen Sturm und Wellen von fünf Metern Höhe wird es lebensgefährlich", sagt Burmeister.

Auch einer der bolivianischen Indianer, der das Boot am Titicacasee mit gebaut hat, verließ kurz vor dem Ablegen der Abora III die Expedition. Schwere Vorwürfe erhebt außerdem ein früheres Mitglied des Teams. "Herr Görlitz ist keinen Ratschlägen zugänglich." Genannt werden möchte der Mann aber nicht. Er bezeichnet die Vorbereitungen zu der Expedition als chaotisch.

"Das ist Selbstmord": Der ursprünglich als Skipper vorgesehene Winfield Burmeister hält den Törn über den Atlantik für lebensgefährlich. (Foto: Foto: AP)

Der Sprecher der Abora III-Mission, Michael Grünert, erklärte am Montag: "Ich habe nie ein Wort von Herrn Burmeister gehört, dass er irgendwelche Sicherheitsbedenken hätte. Ich weiß nicht, was das soll." Der bolivianische Indianer habe kein Visum für Spanien bekommen, deshalb sei er nicht an Bord, so Grünert.

Gegenwind hatte Expeditionsleiter Görlitz immer wieder von Wissenschaftlern bekommen. Denn die Theorie des "Experimental-Archäologen", dass Reste von Tabak und Kokain durch den Schiffshandel über den Atlantik vor 14.000 Jahren in Ägypten landeten, halten viele Anthropologen für zu weit hergeholt.

Rettungsinsel an Bord

Vor dem Start der Expedition hatte Görlitz immer betont, dass er sich nicht auf ein "Himmelfahrtskommando" begeben werde. An Bord des Seglers sind modernste Kommunikations- und Navigationsgeräte. Außerdem gibt es eine Rettungsinsel. Auch seine Kritiker wünschen Görlitz, dass er die nicht benötigen wird.

© SZ vom 24.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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