Škoda Octavia Combi:Mit Netz und doppeltem Boden

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Das neue Mittelklasse-Modell pflegt konsequent den ansehnlichen Stil der Zurückhaltung.

Von Michael Harnischfeger

Wohl keine der unter dem VW-Logo versammelten Marken hat in den letzten zehn Jahren einen solchen Aufschwung erlebt wie Škoda. Während Seat noch mit sportlich positionierten Designer-Modellen wie dem kompakten Altea und dem kommenden Toledo um Profil ringt, steht Škoda heute für moderne, qualitativ hochwertige Autos.

Der Octavia Combi. (Foto: Foto: Skoda)

An die Zeit der skurrilen Kisten mit luftgekühltem Heckmotor, die in Deutschland-West vor 30 Jahren nur bärtige, der DKP-Sympathie geziehene Sportlehrer fuhren, denkt längst niemand mehr.

Mittlerweile, so hat Marketing-Direktor Markus Schröder ermitteln lassen, kauft der Westeuropäer einen Škoda nicht mehr allein des Preises wegen, sondern auch, weil Image und Styling stimmen.

Besonders glaubhaft wird dies beim Blick auf den Octavia. Schon der Viertürer, Anfang diesen Jahres eingeführt, steht souverän und selbstbewusst da, mit schönen Proportionen und einem klaren Design. Noch gelungener ist der im nächsten Januar folgende Kombi, den Škoda keck "Combi" schreibt.

Innereien vom Golf

Mit seiner im Heckbereich stärker geneigten Dachsäule, sieht er weniger nutzwertbetont aus als der Vorgänger und er strahlt eine ebenso zeitlose Eleganz aus wie der bei Kulturschaffenden so beliebte schwarze Anzug. Ob Kneipe oder Theater: Man ist immer adäquat gekleidet.

Im Inneren der in allen Dimensionen gewachsenen Karosserie, die nun auch hinten genügend Sitzplatz bietet, findet sich dieser sachliche, durchaus angenehme Stil wieder.

Natürlich stammen viele Komponenten vom VW Golf, doch im Detail wie der (unübersichtlichen) Tachoskala oder den Zusatzinstrumenten trägt doch vieles die Škoda-Handschrift.

Die Verarbeitungsqualität ist, wie gewohnt, sehr ordentlich und die Materialien sind es auch. Nur hier und da sind Spuren des Controller-Rotstiftes zu sehen, etwa auf der Aschenbecher-Klappe aus Hartplastik.

Trotz des eleganten Auftritts ist der Octavia, den es auch als 4x4-Modell mit Allradantrieb geben wird, nicht zum Lifestyle-Kombi degeneriert. 580 bis 1620 Liter Kofferraumvolumen und je nach Ausstattung bis zu 660 Kilogramm Zuladung zeugen von erfreulichem Sinn fürs Praktische.

Lockpreis

Der findet sich auch in der Zubehörliste, die Einpark-Piepser für vorn und hinten ebenso beinhaltet wie Netz und doppelten Boden für den Kofferraum. Im Basismodell Classic wollen zwar selbst elektrische Fensterheber vorn und das ESP gesondert bezahlt werden, doch auch diese Entscheidung kann man in einem freundlicheren Licht sehen: Wer einfach nur ein geräumiges, komfortables und ansehnliches Auto möchte, bekommt es hier zu einem Lockpreis von 16.740 Euro.

Die teureren Linien Ambiente und Elegance bieten darüber hinaus abgestuft zunehmende Gediegenheit bis in Luxus-Sphären mit hellem Leder und Soundsystem.

Unter der Motorhaube finden sich alte Bekannte aus dem Hause VW. Die Palette der Benziner spreizt sich von 102 über 115 bis 150 PS, wobei die beiden starken Motoren zur Gilde der etwas blutarm wirkenden Direkteinspritzer zählen.

Schnell und ruckfrei

Da greift man lieber zu den Dieseln, die mit 105 PS (ab 18.640 Euro) und 140 PS (ab 22.840 Euro) im Angebot sind. Wir fuhren den größeren, bei einem Normverbrauch von 5,5 Liter für 207 km/h Spitze guten Selbstzünder in Kombination mit dem Direktschaltgetriebe.

Wie schnell und ruckfrei dieses rund 1500 Euro teure Doppelkupplungs-Wunderwerk die Gänge wechselt, ist ein Genuss. Schön auch, dass Škoda die Diesel mittlerweile auf die EU4-Abgasnorm getrimmt hat und von Mitte 2005 an auch einen Partikelfilter anbieten wird.

Vorfreude

Das Fahrwerk des Octavia zu loben, hieße Fünflenker-Hinterachsen nach Wolfsburg tragen. Das aus dem Golf stammende Chassis vereint guten Federungskomfort mit stabilem Geradeauslauf und Lust auf Kurven. Da darf man sich schon auf den Combi RS freuen, der für Herbst angekündigt ist.

Mit dem 200 PS starken Benzin-Direkteinspritzer-Turbo des Golf GTI könnte er zum Geheimtipp für alle Mütter und Väter werden, die noch immer Spaß an hoher Leistung haben.

© SZ vom 8.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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