Sicherheitslücke bei Mietwagen:Rollendes Risiko

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Besonders im Winter sieht es mit der Sicherheit bei gemieteten Autos oft nicht gut aus. Nur jeder dritte Wagen ist mit Winterreifen ausgerüstet.

Stefan Zaumseil

Mietwagen sind von unseren Straßen längst nicht mehr wegzudenken - für Mobilität am Urlaubsort, als Übergangsfahrzeug während der Inspektion oder schlicht als Verkehrsmittel zum Flughafen.

Gefährlich unterwegs: Mietwagenanbieter rüsten in der Regel nur einen Teil ihrer Fahrzeuge auf Winterreifen um. (Foto: Foto: ddp)

Jüngst untersuchte der Auto-Club Europa (ACE) die Mietwagenbranche und kam zu einem erschreckenden Ergebnis: Gerade einmal jeder dritte Mietwagen ist in der kalten Jahreszeit mit Winterreifen unterwegs. Die Vermieter verweisen auf eine fehlende gesetzliche Regelung und den logistischen Aufwand, der entsprechende Kosten verursache.

Bei der Buchung im Internet oder per Telefon wird auf die Ausstattung mit Sommerreifen meist nicht hingewiesen. Oftmals gibt es nicht einmal bei der Übernahme den wichtigen Hinweis. Wer auf Winterreifen besteht, schaut häufig in die Röhre.

Erhöhte Unfallgefahr

Egal, ob Miet-Konzerne wie Sixt, Europcar, Avis oder die kleine Mietfirma um die Ecke: Die meisten Leih-Autos rollen auf Sommerreifen. Und mit den sommerlichen Pneus gibt es bei Schnee und Eis meist kein Halten mehr.

Die Unfallgefahr steigt deutlich. Wer Winterreifen bestellt, kann nicht einmal sicher sein, welche zu bekommen. Schließlich ist die Option in den meisten Fällen nicht verbindlich. "Nach Verfügbarkeit" ist ein wenig Vertrauen erweckender Hinweis.

"Für Kunden, die eine Winterbereifung wünschen, ist eine vorherige Reservierung mit Bestätigung ratsam", zitiert der ACE Caroline Oberheide, Pressesprecherin der Firma Hertz.

Dass die Winterreifen zudem oftmals nur mit Aufpreisen von bis zu 15 Euro oder erst ab bestimmten Fahrzeugklassen geordert werden können, darf durchaus als dreist verstanden werden.

Fahrzeugführer haftet!

Wer mit dem Mietwagen ohne Winterreifen an einem Unfall beteiligt ist, kann eine böse Überraschung erleben. Denn es haftet allein der Fahrzeugführer, der das Auto angemietet hat, und nicht das Mietwagenunternehmen in seiner Eigenschaft als Fahrzeughalter.

Im Unterschied zur Fahrzeugflotte der klassischen Autovermieter sind die Autos von DB Carsharing immerhin zu 75 Prozent mit Allwetter- oder Winterreifen unterwegs. Sie kosten zehn Euro extra pro Tag, ermittelte der ACE. Doch auch Allwetterreifen sind alles andere als Winterspezialisten.

Von den deutschlandweit etwa 650 Mietwagenanbietern rüsten die führenden Unternehmen wie beispielsweise Hertz, Sixt, Avis, Europcar und Budget lediglich zwischen 25 und 60 Prozent ihrer Fahrzeuge auf Winterreifen um.

Wer sich mit Winterreifen beim Mietauto mehr Verkehrssicherheit "einkauft", kann aber nicht mit einer abgesenkten Versicherungsprämie rechnen. Bei den eng kalkulierten Preisen sei "keine Luft mehr zum Rabattieren drin," erklärte Budget-Flotten-Sprecher Frank Rettig dem ACE.

Mangelhafte Aufklärung

Der Club kritisierte zudem, Autovermieter klärten ihre Kunden vor Auslandsfahrten nicht obligatorisch darüber auf, für welche Strecken und Pässe Winterausrüstung vorgeschrieben ist.

Damit Autovermietungen den Kundenbedürfnissen und der steigenden Nachfrage gerecht werden können, empfiehlt Markus Burgdorf, Pressesprecher der Initiative Pro Winterreifen, "alle Fahrzeuge, die zwischen September und November in die Mietwagenflotte kommen, direkt ab Werk mit Winterreifen auszustatten".

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