Seat Arosa SDI:Drei Litern auf der Spur

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Spanischer Sparkünstler aus Wolfsburg für 19 900 Mark

(SZ vom 11.02.1998) Komfortabel, kräftig und doch sparsam - so sollen moderne Dieselmotoren sein. Doch nicht alle drei Eigenschaften genießen bei den Motorenentwicklern immer gleich hohe Priorität. Während die Selbstzünder in großen Limousinen hohe Laufkultur bieten müssen, steht beim Einsatz in Kleinwagen ein günstiger Benzinverbrauch im Vordergrund. Ein neues Beispiel für dieses Konzept, aus einer kleinen Karosse in Verbindung mit einem kleinen Motor einen Sparkünstler zu machen, ist der Seat Arosa 1.7 SDI. Die Spanier haben in ihr dreieinhalb Meter kurzes Auto den bereits aus dem VW Polo bekannten Saugdiesel mit einem Hubraum von 1,7 Litern implantiert. Daraus werden 44 kW (60 PS) mobilisiert. Technisch stammt das Aggregat vom größeren 1,9-Liter-TDI ab. Für den Einsatz im Arosa haben die Ingenieure den Hubraum verkleinert und auf den Turbolader verzichtet.

Stolz berichtet Seat von einer Testfahrt, die mit einer 34-Liter-Tankfüllung von Österreich nach Dänemark führte - und der Durchschnittsverbrauch betrug 2,59 Liter. Dabei schlich der Testfahrer nicht im Schneckentempo dahin, sondern bemühte sich, im Verkehrsfluß einfach mitzuschwimmen. Verändert waren in diesem Arosa aber zwei Dinge: Er war mit einem speziellen Leichtlaufmotoröl befüllt, und der Reifendruck war auf vier bar erhöht worden - was in der Praxis überhaupt nicht zu empfehlen ist, da sich das Fahrverhalten des Arosa bei einem so hohen Druck in den Pneus drastisch ändert.

Auch wenn Seat vom Arosa als einem "Drei-Liter-Auto" spricht, so ist das nicht die komplette Wahrheit: In der Tat verbraucht der kleine Spanier, der allerdings bei VW in Wolfsburg gebaut wird, nach EU-Zyklus 3,6 Liter auf der Landstraße. In der Stadt sind es aber knapp sechs Liter, was einen Durchschnitt von 4,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer ergibt. Ein sehr guter Wert, den wir bei ersten Fahrten zwischen Lingerhahn und Laudert aber nicht überprüfen konnten.

Allerdings ließ der kleine Diesel von Anfang an keinen Zweifel darüber, daß unter der Motorhaube noch genagelt und gehämmert wird. Das Aggregat ist auch bei höheren Drehzahlen kein Leisetreter, und diese sind manchmal nötig, um einen Überholvorgang zügig zu beenden oder die Höchstgeschwindigkeit von 157 km/h zu erreichen.

Ein Sonderangebot ist der Arosa SDI auch nicht: Die Einstiegsversion kostet 19 900 Mark, dafür gibt es zwar Servolenkung, aber keinen Beifahrerairbag. Der ist erst in der seltsamerweise Basisversion genannten Variante für 20 440 Mark serienmäßig dabei. Darüber liegen noch die Versionen Comfort (20 935 Mark) und Elektron (21 830 Mark). Immer Aufpreis kostet dagegen ABS (540 Mark). So kann ein Sparkünstler doch ins Geld gehen.

Von Otto Fritscher

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