Seat Arosa:Kleinwagen mit Pfiff

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Bei Volkswagen gebaut - als Seat für 15 950 Mark verkauft

(SZ vom 22.03.1997) Die Kleinwagenklasse verzeichnet seit Jahren europaweit kräftige Zuwächse. Der Volkswagen-Konzern will davon profitieren und läßt in Kürze das jüngste Derivat seiner Plattform-Strategie auf die Konkurrenz vom Schlag eines Ford Ka oder auf schon etwas angejahrte Modelle wie Fiat Cinquecento, Daihatsu Cuore oder Suzuki Alto los.

Arosa heißt der Neue, der in ganz Europa für Furore sorgen soll. Er ist im Design eher zurückhaltend und hat eine bemerkenswerte Entstehungsgeschichte vorzuweisen. Konzipiert wurde er von Volkswagen und Seat. Gebaut wird er in Wolfsburg. Und von Mitte Mai dieses Jahres an wird er als echter Seat verkauft. Erst nächstes Jahr folgt der VW-Bruder namens Lupo.

Der nur 3,53 Meter lange Arosa basiert auf der verkürzten Plattform des Volkswagen Polo (Länge 3,71 Meter) und des Seat Ibiza. Dank extrem weit nach vorne und hinten gerückter Achsen und einer Breite von immerhin 1,63 Metern präsentiert sich der Zweitürer als vollwertiger Viersitzer mit Kopf-, Knie- und Ellenbogenfreiheit auch für großgewachsene Passagiere. Eher bescheiden ist zwangsläufig der Kofferraum ausgefallen, ein Volumen von 130 Litern reicht gerade für zwei Kästen Mineralwasser. Dafür sind die Rücksitzlehnen in der Neigung verstellbar und komplett umlegbar. Als Zweisitzer bietet der Arosa hinter der soliden, satt schließenden Heckklappe immerhin einen Stauraum mit 465 Liter Inhalt an.

Mit großer Ernsthaftigkeit

Solide, satt schließend: Diese Beschreibung triff auch auf die sehr großen, weit öffnenden Seitentüren zu. Wie überhaupt das kleine Auto von der gesamten Anmutung her mindestens eine Klasse höher angesiedelt scheint. Die Qualität von Sitzen und Lenkrad, die Funktionalität der vier Kopfstützen, der aus anderen Volkswagen-Produkten bekannte Drehschalter für das Licht und die massiven Türgriffe - das alles zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der der größte europäische Hersteller das Kleinwagenprojekt angegangen ist.

Zunächst wird der Arosa mit zwei Benzinmotoren angeboten: mit dem aus dem Polo bekannten Aluminiumaggregat mit einem Liter Hubraum, der 37 kW (50 PS) leistet und den 864 Kilogramm schweren Wagen bei einem Durchschnittsverbrauch von 5,8 Liter Super bleifrei auf 100 Kilometer auf bis zu 151 Stundenkilometer beschleunigt. Zweite Variante ist die auch im Golf eingesetzte 1,4-Liter-Maschine mit 44 kW(60 PS). Das ist offenbar eine Frage der Stückzahlen und der Logistik: Die stärkere Variante wird erst einmal nur mit Viergang-Automatik verkauft. Die ist für 155 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit gut und sorgt für einen Drittelmix-Verbrauch von 7,6 Liter Super bleifrei.

Die Schaltversion soll noch im Lauf dieses Jahres nachgeschoben werden. Die Entwicklung eines 1,7 Liter großen Diesel-Direkteinspritzers mit etwa 51 kW (70 PS) läuft auf Hochtouren. Doch auf einen Erscheinungstermin will sich Seat nicht festlegen.

Mit allem Luxus lieferbar

Bei ersten Fahrten zeigte sich, daß der neue Kleinwagen auch mit dem schwächeren Motor schon ausreichend bei Kräften ist. Nicht nur wegen des Automatikzwangs läßt sich auf die größere Maschine durchaus verzichten. Auch für das Einstiegsmodell des Arosa sind alle Sicherheits- und Komfort-Features lieferbar. Fahrerairbag, Gurtstraffer, höhenverstellbares Lenkrad und Seitenaufprallschutz bringt er serienmäßig mit. Beifahrerairbag (200 Mark), ABS (520 Mark), Servolenkung (950 Mark) oder Klimaanlage (1500 Mark) lassen sich genauso dazubestellen wie etwa eine Zentralverriegelung oder elektrische Fensterheber.

Die billigste Arosa-Variante wird im Mai mit einem Preis von 15 950 Mark debütieren. Mit Doppelairbag, Antiblockier-System und geteilter Rücksitzbank kostet der Kleine 16 925 Mark. Das sind knapp 2500 Mark weniger als ein vergleichbar ausgestatteter Polo. Die 1,4-Liter-Variante mit Automatik und Servolenkung kostet deutlich mehr, nämlich 20 525 Mark.

Das erste Drei-Liter-Auto?

Unter dem Strich ist der Arosa eine erfreuliche, richtungweisende Neuerscheinung. Er läßt seine Passagiere die kurzen Außenabmessungen vergessen, glänzt mit ausgewogenem, sicherem Fahrverhalten, akustischem Komfort, hoher Crash-Sicherheit und langer Haltbarkeit. Als VW Lupo soll er mit einem extrem sparsamen Dieselmotor und deutlich niedrigerem Gewicht noch in diesem Jahrhundert den Traum vom Drei-Liter-Auto verwirklichen - so hat es Volkswagen-Chef Ferdinand Piëch versprochen.

Von Gregor Rudolph

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