Sachs Roadster 800:Neuer Stern aus Nürnberg

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Für 15 700 Mark bietet das Zweizylinder-Bike eine bequeme Sitzposition und ein sparsames Aggregat

(SZ vom 10.03.2001) Das Angebot unverkleideter Dreiviertel-Liter-Motorräder ist reichlich: Japanische Vierzylinder-Einheitskost ist schon ab 12 000 Mark zu haben, die Europäer sind etwas teurer und verlangen für ihre Zweizylinder-Bikes 15 500 bis 18 500 Mark. BMW hat in dieser Kategorie die R 850 R im Programm, Ducati seine Monster, Triumph kommt dieses Jahr mit einem Retro-Bike mit dem traditionellen Namen Bonneville. Jetzt will sich auch noch der traditionsreiche Nürnberger Zweiradhersteller Sachs ein Stück von diesem nicht allzu großen Kuchen abschneiden und schickt die neue Roadster 800 zu den Händlern. Wir haben die neue Zweizylinder-Sachs bereits gefahren - und zwar, so viel sei schon verraten, mit Freude.

Das Design des unverkleideten Motorrades wirkt schon auf den ersten Blick gelungen: Es ist stilvoll-chic, ohne extrem modisch zu sein. Pfiffig ist insbesondere die Kühler-Tank-Sitzbank-Linie. Gefallen finden auch die Instrumente; schade ist dagegen, dass die Lenkerarmaturen nicht in polierter Ausführung erhältlich sind. Sie wirken etwas ärmlich.

Gut gelungen ist die Sitzposition: Fahrer und Fahrerinnen unterschiedlicher Größe können sich auf den Fußrasten gut abstützen, ohne die Beine zu sehr abwinkeln zu müssen. Weil auch die Lenkergeometrie perfekt passt, lässt sich die 800er leicht und zielgenau in Kurven lenken. Landstraßen sind die Domäne dieses Bikes. Bei der Feder- und Dämpfungsabstimmung - vorne arbeitet eine aufwändige Upside-down-Gabel - bietet Sachs eher Durchschnitt; auf schlechten Fahrbahnen leidet die Fahrfreude ein wenig. Trotz vorzüglicher Handlichkeit ist dieser Sachs aber Nervosität absolut fremd.

Zugleich sparsam und auch sauber ist das V2-Triebwerk; es stammt von Suzuki, wird aber für Sachs mit einem Abgasreinigungssystem und anderer Vergaserbestückung sowie einer modifizierten Auspuffanlage versehen. Lohn der Mühe ist die von 50 auf 58 PS (42,5 kW) angehobene Leistung bei deutlich gestiegener Drehfreudigkeit und enormer Elastizität; Ausfahren bis zur Drehzahlgrenze ist deshalb überflüssig. 175 km/h sind schnell erreicht; die zusätzlich angebotene 34-PS-Variante für Stufenführerschein-Besitzer läuft 153 km/h.

Als positive Erscheinung kann man die Roadster 800 bezeichnen, weil sie keine nennenswerten Schwächen hat: Lob gibt es für die Bremsanlage mit vorderer Doppelscheibe und Stahlflexleitungen wie für ihr Fahrverhalten, den wartungsarmen Kardanantrieb, den mit durchschnittlich knapp über fünf Litern ausreichend sparsamen und kultiviert arbeitenden Motor, die Ausstattung sowie für die Sitzposition.

Eine Besonderheit stellt der Sound der 800er dar: Zum blubberig-sonoren Auspuffgeräusch kommt das tief schnorchelnde Ansauggeräusch des Sekundärluftsystems dazu; während die einen sich an den legendären VW Käfer erinnert fühlen und sich irritiert abwenden, hören die anderen den motorradspezifischen Ruf von Freiheit und Abenteuer. Absolut einzigartig ist ein weiteres Merkmal der Sachs Roadster 800: Sie ist in jeder beliebigen Autofarbe lieferbar - Ferrarirot und Rolls-Royce-Perlmuttweiß inklusive. Dafür ist auf den Grundpreis von 15 700 Mark ein Aufschlag von 1000 Mark fällig. Spätestens da zeigt sich, dass die Sachs Roadster 800 im Kreise der Wettbewerber durchaus Zeichen zu setzen vermag.

Von Ulf Böhringer

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