Saab 900 Cabrio:Exklusiv und elegant

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Sensonic-System erspart dem Fahrer mühevolles Kuppeln

(SZ vom 20.07.1996) Wer sich mit einem Auto auf gebirgige Strecken begibt - noch dazu im Sommer mit einem Cabriolet -, der schätzt es in aller Regel, Kurven zu fahren, den stört es nicht, öfter als gewöhnlich die Gänge zu wechseln, und der will das Cabrio-Feeling in vollen Zügen genießen. Für die meisten kommt somit nur ein normales Schaltgetriebe in Frage, das es eben nicht notwendig macht, bergab kontinuierlich auf der Bremse zu stehen - wie es bei einer Automatik fast zwangsläufig der Fall ist. Andererseits unterstützt das vielfache Kuppeln zwar die Muskulatur des linken Beins, doch kann es auf Dauer anstrengend werden. Die ideale Lösung wäre also ein Zwitter - ein Schaltgetriebe, bei dem man nicht mehr Kuppeln muß.

Nie wieder Kuppeln

Saab ist nicht der erste Hersteller, der ein solches Schaltgetriebe auf den Markt gebracht hat (Porsche etwa hat die Tiptronic). Seit der Einführung 1994 haben die Schweden rund 20 Prozent des 900 - Limousine und Cabriolet gemeinsam - mit der Sensonic verkauft, die es nur in Kombination mit dem 2,0-Liter-Turbomotor gibt. Bei Saab wünscht man sich viel mehr Sensonic-Käufer, zumal für den kleinen Hersteller die Zukunft des Schaltgeriebes in diesem System liegt. Und wenn man das Vergnügen hatte, es einmal auszuprobieren, kann man sich dieser Hoffnung nur anschließen.

Die Sensonic besteht - vereinfacht ausgedrückt - aus einem herkömmlichen manuellen Fünfgang-Getriebe und einem elektronischen Kupplungsmanagement, das für den Fahrer die Arbeit des Kuppelns übernimmt. In der Praxis heißt das, daß der Fahrer den ersten Gang einlegt, von der Bremse geht - und es passiert solange nichts, bis Gas gegeben wird. Völlig ruckelfrei rollt das Cabriolet, das uns einige Zeit begleitet hat, los. Zum Schalten in höhere Gänge muß nur noch der Fuß vom Gaspedal genommen - so wie bei einem gewöhnlichen Schaltgetriebe auch - und geschaltet werden. Das Kuppeln entfällt zwangsweise - es gibt kein Kupplungspedal mehr. In der Fahrpraxis erweist sich dieses System wirklich als sehr komfortabel, denn gerade bei Stop-and-go-Fahrten im Stau oder auf kurvigen Strecken kann das Kuppeln zur Last werden. Auch wenn diese Fahrweise theoretisch etwas ungewohnt klingen mag, in der Praxis hat man sich sehr schnell daran gewöhnt - und sollte man wirklich einmal vergessen haben, beim Losfahren den ersten Gang einzulegen, meldet der Bordcomputer mit einem Signalton auf dem Display "Niedrigeren Gang einlegen".

Es sind aber nicht nur die Bequemlichkeit und der Komfort, die das Schaltsystem vorteilhaft machen, auch ökomomische und ökologische Gründe sprechen dafür. Gegenüber dem Automatikgetriebe, das 85 Kilogramm wiegt, schlägt das Sensonic-unterstützte Getriebe mit lediglich 42 Kilogramm zu Buche. Bekanntermaßen bedeutet ein herkömmliches Automatikgetriebe, daß rund ein Liter Kraftstoff im Durchschnitt mehr auf 100 Kilometer verbraucht wird. Aufgrund der Gewichtseinsparung würden laut Saab bei einer Laufleistung von 250 000 Kilometern rund 300 Liter Kraftstoff eingespart werden. In Anbetracht des gefahrenen Verbrauchs von knapp elf Litern Superbenzin auf 100 Kilometer (Saab gibt 8,5 Liter an) kann diese Rechnung bestätigt werden. Das ist zwar kein Spitzenwert, dafür aber noch akzeptabel für einen Turbomotor, der hauptsächlich in Gebirge gefahren wurde.

Der Turbomotor mit einem Hubraum von 2,0 Litern und einer Leistung von 136 kW (185 PS) paßt ganz gut zum Sensonic-System, allerdings wünschten wir uns, daß die Kraft noch etwas früher einsetzen würde - das könnte das geschmeidige Gleiten des Cabriolets noch besser unterstreichen. Für die Freunde blanker Zahlen seien hier noch die Werte für Höchstgeschwindigkeit (230 km/h) und Beschleunigung von Null auf 100 km/h (8,5 Sekunden) aufgelistet.

Computer meldet sich vehement

Über die Ausstattung und das Design eines Saab 900 Cabriolets braucht man nicht weitschweifig zu werden. Komplett und exklusiv - gelungen und elegant sind die Attribute, die man dem schwedischen Cabriolet bescheinigen kann. Ein Wort sollte allerdings noch über den bereits erwähnten Bordcomputer fallen gelassen werden. Er meldet sich fast ein bißchen zu vehement zu Wort. Beim Anlassen piepst er, weil das Bremslicht getestet werden soll - o.k., beim Verdeck-Öffnen und -Schließen piepst er, wenn der Vorgang abgeschlossen ist (das geht übrigens so schnell, daß man auch einen Regenschauer nicht fürchten muß), beim im Stand eingelegten ersten Gang meldet er sich, wenn die Bremse nicht getreten ist - alles in allem sind das zwar nützliche Hilfestellungen, doch könnte der Ton weniger schrill sein.

Das Saab 900 Cabriolet mit Sensonic ist ein sehr elegantes viersitziges Cabrio - mit einem reisefreundlichen Kofferraum mit 378 Litern (offen 295 Liter) -, das mit perfekter Verarbeitung und hohem Sicherheitsstandard einen Preis von 69 520 Mark durchaus rechtfertigt.

Von Marion Zellner

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