Rover 623 Si Sport:Reifes von der Insel

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Die Kooperation mit Honda hat technische Früchte getragen

(SZ vom 09.02.1994) Sie haben den Fußball erfunden und unterhalten die ganze Welt mit den Eskapaden ihrer Royals - doch im Ruf, die technisch innovative Auto-Nation Nummer eins zu sein, stehen die Briten nicht gerade. Ihre Autoindustrie lebte eher vom Nimbus der absoluten Luxus-Autos wie Rolls-Royce, Bentley oder Aston Martin oder die Tradition der Roadster. Was die Brot-und-Butter-Autos anbelangte, hatten englische Fahrzeuge eher den Ruf, dem Inselvolk sehr ähnlich zu sein.

Doch das Königreich wird in Bälde durch einen Tunnel mit dem Festland verbunden sein, und mit der splendid isolation der dortigen Automobilindustrie ist es auch vorbei, seitdem die Japaner in England Automobilfabriken gebaut haben, mit deren Hilfe sie die Importrestriktionen für den europäischen Markt elegant umgehen können. Was lag da für den größten britischen Automobilproduzenten - Rover - näher, als sich der allgemeinen Entwicklung zur globalen Zusammenarbeit anzuschließen. Die im vergangenen Jahr vorgestellte 600-Baureihe ist ein sichtbare Ergebnis der Verbindung mit Honda; sie dürfte mit dem Kauf durch BMW ein Ende gefunden haben.

Im 600er sind japanische Technik und britisches Design eine gelungene Verbindung eingeganen. Die Motoren - in diesem Fall ein 2,3-Liter-Vierzylinder mit einer Leistung von 116 kW (158 PS) - und die Karosserie stammen in ihren Grundstrukturen von Honda. Von Rover wurden unter anderem der Kühlergrill und die Motorhaube, Scheinwerfer und Farbpalette modifiziert, um dem 623 Si, so die Modellbezeichnung, eine eigenständige Erscheinung zu verleihen. Im Innenraum haben die Briten dann eine noblere Atmosphäre geschaffen, während der Accord eher nüchtern daher kommt. Den 623 Si zieren Edelholz-Einlagen im Armaturenbrett und in den Türen.

Im Alltagsverkehr bewährt sich der 623 Si als angenehmer Reisewagen. Das Vierzylinder-Triebwerk zeichnet sich durch spontane Kraftentfaltung aus. Der Verbrauch pendelte zwischen zehn und elf Litern auf 100 Kilometer, wenn man darauf verzichtet, die möglichen Fahrleistungen (von Null auf 100 km/h in 8,6 Sekunden und Höchstgeschwindigkeit 216 km/h) permanent abzurufen.

Mit der Servolenkung ist der Rover beinahe allzuleicht zu dirigieren, das Fahrwerk, das größtenteils auch von Honda stammt, ist von der gutmütigen Art. Verbesserungswürdig erscheinen Details wie die etwas schmal geschnittene Öffnung der Kofferraumklappe, die manchmal etwas hakelige Schaltung und die ungenaue Tankanzeige. Wer dennoch eine Symbiose von angeblicher japanischer Zuverlässigkeit und britischer Individualtiät sucht, ist mit dem Rover 623 Si nicht schlecht bedient. Die Sport genannte Ausstattungsvariante kostet 44 900 Mark und beinhaltet ABS und andere nützliche Accessoires. Den Fahrer-Airbag gibt es leider erst im 623 Si Lux serienmäßig in Kombination mit einer Klimaanlage und einem Automatikgetriebe für 51 900 Mark.

Von Otto Fritscher

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