Rover Mini:Erleichterung statt Trauer

Lesezeit: 3 min

Für 28360 Mark übertrifft der neue Kleinwagen sein Vorbild bei weitem nicht nur im Preis

(SZ vom 26.05.2001) Mit dem Begriff Mini kann man - je nach Veranlagung - reichlich assoziieren: Mini-Rock, Minimalismus, Mini-Disc; manchem, der gerne Werbung anschaut, fällt vielleicht auch - seit jüngster Zeit - Spinat ein. Schade, dass Verona Feldbusch schon an einen anderen Automobilhersteller vergeben ist: "MiniMini" mit gekräuselter Nase würde so gut zum Neuen der BMW Group passen. Denn die Münchner lassen jetzt den Kultwagen, der vor gut 40Jahren von Sir Alec Issigonis auf die Straße gebracht wurde, wieder auferstehen. Die Verantwortlichen sprechen von einer "Aura", die vom neuen Kleinen ausgehe. Sie schwärmen davon, dass ein grandioses Konzept "ins 21.Jahrhundert transportiert" wurde.

Fast schon menschlich

Der Betrachter im neuen Jahrtausend muss den Verantwortlichen Recht geben: Der neue Mini verlockt dazu, menschliche Attribute anzuwenden. Selbstbewusst, sympathisch und attraktiv fallen einem beim ersten Augenschein ein. Doch es bleibt noch die Frage: Kann man sich dem neuen Mini so zuwenden, wie man es mit dem alten gemacht hat? Grundsätzlich ja, denn schließlich soll er eine konsequente Weiterentwicklung des Alten sein - allerdings ohne dabei auf frühere Evolutionsstufen zurückgreifen zu können. Der alte Mini hatte praktisch nie eine Fortentwicklung erfahren.

Entwickelt wurde der Mini, der in Deutschland im September auf den Markt kommt, unter Leitung von BMW-Ingenieuren. Für ihn gibt es in England sogar ein neues Werk, denn die alte Produktionsstätte in Longbridge stand nicht mehr zur Verfügung. Dabei werden Einnerungen an den so genannten englischen Patienten Rover wach, der einst zu BMW gehörte. Jetzt ist das alles Vergangenheit und für den Mini will man nur das Beste. Oxford entspreche "unseren weltweiten Maßstäben", versichert Ralph Weyler, Vertriebsleiter Deutschland der BMW Group.

Das Beste für einen Wagen zu finden, der ein ebenso grandioses wie heutzutage technisch überholtes Vorbild hat, sieht nach einer Gratwanderung aus. Doch sie ist gut gelungen. Zwei Versionen wird es zunächst geben: die Basisvariante heißt One, das zweite Modell Cooper. Ein sehr sportlicher Cooper S wird im kommenden Jahr folgen. Die Karosserie des Mini ist um 60Zentimeter auf 3,62Meter gewachsen, in der Höhe misst er 1,41Meter und mit einer Breite von 1,68Meter macht er insgesamt einen kompakten, aber nach wie vor kleinen Eindruck. Große, runde Scheinwerfer, ein auffälliger Kühlergrill, weit an den Rändern stehende Räder und ein traditionelles Heck mit kleinen Leuchten ergeben eine stimmige Karosserie.

Im Innenraum herrscht auf den vorderen Sitzen reichlich Platz. Auf der Rückbank empfehlen sich für Erwachsene nur kurze Fahrten, die Beinfreiheit ist bei groß gewachsenen Front-Passagieren stark eingeschränkt; in der Höhe bleibt reichlich Spielraum. Kinder können dort dagegen gut sitzen - Isofix- Befestigungen sind gegen Aufpreis erhältlich.

Der Arbeitsplatz des Fahrers ist alles andere als spartanisch. Der große, runde Tacho sitzt zentral in der Mitte der Armaturentafel, ein Drehzahlmesser (beim Cooper Serie) wurde prominent auf der Lenksäule platziert. Dort befinden sich beide Instrumente, wenn man für den Mini ein Navigationssystem bestellt, das den Platz des Tachos dann in Anspruch nimmt. Das ist eine Variante, die übrigens nicht nur gut aussieht, sondern vielleicht manchem den ungewohnten Blick nach rechts auf den Tacho erspart. In der Mittelkonsole reihen sich Kippschalter unter anderem für Fensterheber und Innenverriegelung aneinander. Dort finden auch eine Audioanlage und die Regler für eine Heizung (optional Klimaanlage oder -automatik) Platz.

Innen erinnert somit manches an das alte Vorbild, aber fährt sich der Neue auch so? Mit dem straffen Fahrwerk, der direkten Lenkung und den guten Bremsen kommt ein einwandfreies Go-Kart-Feeling auf. Die serienmäßige Fünfgang- Schaltung lässt sich präzise handhaben - optional ist ein automatisches CVT- Getriebe mit Steptronic erhältlich. Als Basismotorisierung dient ein 1,6-Liter- Vierzylinder mit 66kW (90PS). Bei einer erste Begegnung stand der Cooper-Motor zur Verfügung, der bei gleichem Hubraum 85kW (115PS) bereitstellt. Bei einem Drehmoment von 149Nm verlangt der Motor nach höheren Drehzahlen, um seine Spritzigkeit unter Beweis zu stellen. Doch dann zieht er den 1,48Tonnen schweren Wagen flott nach vorne. Als Fahrleistungen werden eine Höchstgeschwindigkeit von 200km/h und ein Spurt von null auf 100km/h in 9,2Sekunden angegeben. Der Cooper-Motor, der wie der schwächere die EU4-Abgasnorm erfüllt, soll sich mit 6,7Liter Super auf 100Kilometer begnügen.

Dem Vorbild überlegen

Ob nun beim Innenraum oder bei den Motoren, bisher knüpft der neue Mini immer an den alten an - und er perfektioniert den traditionellen Minimalismus in jedem Punkt. Überlegen ist er seinem Vorbild auch bei der Sicherheit. Vier Airbags serienmäßig, (Kopfairbags sind Option), ABS, Gurtstraffer und eine steife Karosserie bieten reichlich passive Sicherheit. Für den Mini gelten aber nicht nur die Sicherheitsmaßstäbe von BMW, sondern auch die Ansprüche an den Komfort. Bei einem Grundpreis von 28360 Mark für den One und 32076 für den Cooper gibt es ausreichend Komfort. Mini wäre aber kein Kind von BMW, wenn es nicht noch eine lange Liste mit Verwöhndetails gäbe - schnell ist die 40000-Mark-Marke erreicht.

Mit Sicherheit ist der neue Mini teurer als sein Vorbild, mit der gleichen Gewissheit ist er besser, moderner, attraktiver und vor allem sicherer. Angesichts dieser Optionen muss man dem Alten wirklich nicht nachtrauern, sondern erleichtert den Neuen erwarten.

Von Marion Zellner

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: