Rover Mini:Da schmeckt die Straße

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Der Kleinwagen soll Tradition bewahren und neuen Kult schaffen

(SZ vom 14.04.2001) Wenn Designer über ihre jüngsten Kreationen sprechen, verfällt mancher in Schwärmerei. So auch Gert Volker Hildebrand, der zwar erst seit kurzer Zeit bei der BMW Group für den neuen Mini zuständig ist, doch bereits voll des Lobes für die Arbeit seines Teams ist. Die britische Traditionsmarke ist das allerletzte Überbleibsel der BMW-Rover-Beziehung. Die Münchner besitzen die Rechte an der Marke Mini und werden diesen Namen von September an mit einem neuen Wagen wieder auf deutsche Straßen bringen.

In zwei Versionen wird es den Mini geben: als One und als Cooper. Das Einsteigermodell One unterscheidet sich unter anderem in der Ausstattung und einem schwächeren Motor vom Cooper. Doch optisch bieten die beiden Modelle die Grundform, über die Hildebrand ins Schwärmen gerät. Den Mini könne und müsse man mit allen fünf Sinnen erleben: Man sieht die gelungene Karosserie, man fühlt Details wie die filigranen Türgriffe, man riecht das Interieur, man hört den Motor und man schmeckt - die Straße. Niemand verlangt von künftigen Mini- Fahrern, den Asphalt nach Manier des Papstes zu küssen, denn das Schmecken der Straße sei im übertragenen Sinne gemeint, versichert der Designer.

Unabhängig von der Euphorie, zeigt der neue Mini auf jeden Fall deutlich, woran man sich beim Entwurf erinnert hat. Man wollte kein Retro-Auto bauen. Doch der Neue soll auf jeden Fall ebenso Kult werden wie der Alte - so stellt es sich BMW vor. Um das zu erreichen, spielt eben das Design eine ganz entscheidende Rolle. Und so erfüllt der Mini die Prämissen, die an ein Design- Objekt gestellt werden. Selbstverständlich folgt die Form der Funktion. Beim Mini ist das das altbekannte Prinzip: größtmögliche Raumausnutzung auf kleinstmöglicher Fläche. Kühlergrill und Heckleuchten lehnen sich stark am 40 Jahre währenden Vorbild an.

Da aber ein neuer Wagen nicht nur durch Design überzeugen muss, wollten die Verantwortlichen zeigen, dass der Mini auch technisch den heutigen Ansprüchen gerecht wird. Der 3,62Meter lange Zweitürer ist 1,68Meter breit und knapp 1,4Meter hoch. Auf dieser kurzen Wagenlänge kann man nicht mit allzu viel Kofferraum rechnen. Beim Mini sind es immerhin 150Liter, die auf 690Liter erweitert werden können, wenn man die Rücksitze umlegt.

Und trotz der knappen Abmessungen kommt im Mini wirklich ein gutes Raumgefühl auf - zumindest vorne. Im Fond sollten nicht allzu große Passagiere Platz nehmen, denn die Beinfreiheit ist entsprechend eingeschränkt. Regelrecht unangenehm wird es, wenn die Vordersitze ganz nach hinten geschoben werden. Dann könnte es Druckstellen an den Schienbeinen der Fondpassagiere geben.

Da man bei der BMW Group Wert darauf legt, dass der Mini keine billige Kopie eines BMW ist, sondern eine anspruchsvolle Marke im Konzern, wurde der Kleinwagen auch mit reichlich Sicherheitstechnik ausgestattet. Die Front airbags lösen zweistufig aus, das heißt, entsprechend der Schwere des Unfalls; während Seitenairbags auch im Serienumfang enthalten sind, können Kopfairbags, die die Passagiere vorne und hinten schützen, dazugekauft werden. Als Antrieb dienen dem anglophilen Bayern, der im Werk in Oxford gefertigt wird, zunächst zwei 1,6-Liter-Motoren. Der eine schöpft 66kW (90PS), der andere 85kW (115PS) aus diesem Hubraum. Die Vierzylinder-Motoren beschleunigen den Mini auf maximal 185 beziehungsweise 200km/h. Die obligatorische 100-km/h-Marke ist mit dem schwächeren Aggregat nach 10,9Sekunden erreicht. Der mit 115 PS befeuerte Wagen braucht dazu 9,2Sekunden. Noch lässt sich nicht sagen, wie sich der Kleine fährt, denn die Mini-Freude am Fahren ist bisher den Verantwortlichen rund um den Mini vorbehalten.

Auf jeden Fall versichern eben jene Verantwortlichen, dass das Fahrverhalten des neuen Mini auch mit Go-Kart-Feeling zu umschreiben ist. Dazu beitragen wird unter anderem eine direkte Lenkung und eine Zentrallenker- Hinterachse, die aus der aktuellen BMW Dreier-Reihe abgeleitet ist. Um dieses Gefühl des unmittelbaren Fahrerlebnisses zu vermitteln, wird sicher auch eine knackige Fünfgang-Schaltung (CVT-Getriebe optional) beitragen.

Was für die meisten Autofahrer völlig nebensächlich ist, wird beim Mini in das Zentrum des Interesses rücken: das Reserverad. Denn der kleine Wagen wird serienmäßig kein Reserverad haben. Für den Fall einer Panne bietet Mini den Kunden mehrere Möglichkeiten an: Zum einen kann man einfach ein Notrad optional erwerben. Zum anderen haben alle Fahrzeuge serienmäßig die so genannte Reifenpannenanzeige RAP. Die warnt im Cockpit per Leuchte, wenn Sensoren den Druckverlust an einem Reifen feststellen. Bei den 15-Zoll- Rädern käme bei einer Panne dann MMS (Mini Mobility System) zum Einsatz. Mit Hilfe eines Kompressors wird Dichtgel in den Reifen eingebracht. Damit kann man sich auf jeden Fall noch in die nächste Werkstatt retten. Für die größeren 16-Zoll-Räder gibt es das System SST (Self Supporting Tyre). Hierbei meldet RAP auch einen luftleeren Reifen, allerdings kann man dank der entsprechenden Reifenkonstruktion weiter fahren.

Wenn der Mini im September auf die Straßen kommt, scheint er gut gerüstet zu sein. Ob ihn die Kunden auch so sehen, wird stark vom Preis abhängen - und der soll unter 30000 Mark liegen.

Von Marion Zellner

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