Rover Freelander Softtop:Bloß nicht abheben

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Verdeck des sonst soliden Geländewagens wird nachgebessert

(SZ vom 24.06.1998) Wieviel man mit einem Auto erlebt, hängt nicht nur von eigenen Fahrvermögen ab, sondern auch davon, mit welcher Art Fahrzeug man unterwegs ist. Geländewagen gehören erfahrungsgemäß eher in die Kategorie der Autos, die weniger beachtet werden. Eines besseren hat uns ein Rover Freelander belehrt, der weder sonderlich durch sein Design noch durch seinen ungewöhnlich hohen Preis auffiel - schon eher durch seine Seltenheit.

Dieser Freelander ist mit einem Einstiegspreis von 38 900 Mark ein Geländewagen der günstigeren Kategorie - und das Design ist als gelungen zu bezeichnen, jedoch so extravagant, daß sich Passanten gleich die Hälse verdrehen, ist es nun auch wieder nicht. Aber natürlich muß dieser Freelander doch etwas an sich gehabt haben, was Spaziergänger vor dem Wagen stoppen ließ - die dreitürige Softtop-Variante, die uns eine kurze Zeit lang begleitete, ist eben noch nicht auf dem Markt und somit für Interessierte ein Päuschen wert.

Für Frischluft ist gesorgt

Bei sommerlichen Temperaturen ist es natürlich eine besondere Freude, die vielen Fenster des Freelander zu öffnen - für die Frischluftzufuhr, sorgen zusätzlich die versenkbare Heckscheibe, die ausstellbaren hinteren Seitenfenster und das abnehmbare Softtop. Bei Autobahnfahrten erwies sich die Dichtigkeit des weichen Daches als so gut, daß selbst bei Höchstgeschwindigkeit keine unschönen, lauten Geräusche das Fahrvergnügen trübten. Allerdings scheint dieses Softtop noch nicht wirklich ausgereift, denn bei 170 km/h überraschte ein dumpfer Knall alle Insassen - und das Verdeck sackte in sich zusammen.

Auf dem nächsten Parkplatz wurde die Vermutung wahr - die Metallverstrebungen des Daches waren gebrochen. Geknickt hing das Dach in der Mitte durch und fand auch an der Heckscheibe keinen Halt mehr. Bei Rover Deutschland konnte man zunächst keine Erklärung dafür abgeben, was sich aber schnell änderte. Bei unserem Wagen handelte er sich um ein Vorserienfahrzeug. Und tatsächlich war das Problem mit dem Gestänge bei Rover in England bereits bekannt, allerdings hatte man das der deutschen Tochter verschwiegen.

"Der Zulieferer für das Verdeck hat die Anforderungen, die Rover gestellt hat nicht erfüllt. Schließlich fährt man nur in Deutschland so hohe Geschwindigkeiten, und dieses Gestänge war dafür nicht ausgelegt", erklärte Rover-Pressesprecher Markus Hauf. Daß der englische Zulieferer bereits eine Konverntionalstrafe bezahlen mußte, ist selbstverständlich - zusätzlich bekam er die Auflage, bei den Materialanforderungen nun auch nach die Vorgaben zu erfüllen.

Diese Schwierigkeiten sind auch der Grund dafür, warum die Markteinführung der Softtop-Version des Freelander länger als geplant auf sich warten läßt. Zunächst war von Juni die Rede, jetzt verschiebt sich der Start voraussichtlich auf frühestens Mitte Juli. "Lieber führen wir den Wagen etwas später ein. Auf jeden Fall ist jetzt gewährleistet, daß unsere Kunden einen Freelander Softtop bekommen, dessen Verdeck auch der Höchstgeschwindigkeit problemlos widerstehen kann", ergänzt Hauf.

Und verdient hätte es die Sommerversion des Geländewagens wirklich, denn der dreitürige Freelander ist ein solider Vertreter der Off-Roader, die vorwiegend weit weg von staubigen Pisten und schlammigen Strecken zum Einsatz kommen. Unsere Version wurde angetrieben von einem 1,8-Liter-Aggregat, das eine Leistung von 88 kW (120 PS) auf die Straße bringt. Als Höchstgeschwindigkeit ergibt sich ein Wert von 160 Stundenkilometern, der - wie bereits berichtet - laut Tacho etwas höher liegt. Daß erst nach 11,9 Sekunden die 100-km/h-Marke erreicht wird, stört sicherlich keinen Geländewagenfahrer, schließlich vertreten diese hochbeinigen Gefährte auch nicht gerade das Image von Sportlichkeit, sondern von bequemem Dahingleiten.

Die Frauen im Visier

Da die hohe Sitzposition gerade von Frauen geschätzt wird - sie vermittelt subjektiv ein sichereres Gefühl -, hat Rover diese Zielgruppe auch im Auge. Schließlich bevorzugen Frauen mehr kleinere und mittlere 4x4-Fahrzeuge als größere. Und da scheint der dreitürige Freelander bestens geeignet, denn mit einer Außenlänge von knapp 4,4 Metern ist er auch in der Stadt wendig und streitet sich höchstens mit anderen Mittelklassewagen um einen Parkplatz.

Wenn der Freelander Softtop ein zuverlässiges Verdeck haben wird, findet er sicherlich Anklang bei Freunden englischer Individualität und solider Technik.

Von Marion Zellner

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