Rover 400 Stufenheck:Der Abschied von den Japanern

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Die Preisspanne der gut ausgestatteten Limousine reicht von 31 350 bis 40 600 Mark

(SZ vom 22.05.1996) Manchmal dauert ein Abschied sehr lange: Vor mehr als einem Jahr fand die Zusammenarbeit zwischen Rover und Honda ein Ende, weil der britische Hersteller von BMW aufgekauft wurde - aber noch immer kommen neue Rover-Modelle auf die Straßen, die Spätfolgen der englisch-japanischen Kooperation sind.

In diesen Tagen rollt zum Beispiel die neue Stufenheckvariante der Rover 400er-Reihe zu den Händlern. Der Hersteller bescheinigt ihr tapfer, 'very british' zu sein, was das Styling betrifft, und sich so vom ehemaligen Schwestermodel, dem Honda Civic, deutlich zu unterscheiden. Chassis, Achsen und Karosseriestruktur weisen zwar - unter dem Blech - Parallelen zum Civic auf, die Rover-Identität verdeutlichen aber Styling-Merkmale wie der verchromte Kühlergrill und vor allem die Heckpartie. Die Markenidentität festigt auch die Design-Nähe zur größeren 600er-Reihe.

Um 18 Zentimeter gewachsen

Gegenüber der fünftürigen Schrägheck-Variante der 400er-Reihe ist die Stufenheck-Version um 18 Zentimeter auf 4,49 Meter gewachsen. Das kommt vor allem dem Kofferraum zugute, der auch das Urlaubsgepäck einer vierköpfigen Familie aufnehmen kann.

Drei Motorvarianten stehen zur Wahl:

o 416 Si: 1,6-Liter-Vierzylindermotor mit 16-Ventil-Technik, 82 kW (111 PS), Höchstgeschwindigkeit 190 km/h, Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 10,8 Sekunden, Drittelmix-Verbrauch 7,0 Liter Super bleifrei auf 100 km.

o 420 Si: 2,0-Liter-Vierzylindermotor mit 16-Ventil-Technik, 100 kW (136 PS), Höchstgeschwindigkeit 200 km/h, Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 9,5 Sekunden, Drittelmix-Verbrauch 7,6 Liter Super bleifrei.

o 420 Di: 2,0-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit zwei Ventilen pro Zylinder, Direkteinspritzung und Ladeluftkühlung, 77 kW (105 PS), Höchstgeschwindigkeit 185 km/h, Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 11,2 Sekunden, Drittelmix-Verbrauch 5,0 Liter Diesel.

Zur Basisausstattung gehören als Sicherheitskomponenten zwei Airbags, ABS, Seitenaufprallschutz und Wegfahrsperre. Den Komfort erhöhen die Zentralverriegelung mit Fernbedienung, der höhenverstellbare Fahrersitz, elektrische Fensterheber vorne und hinten und die elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegel. 416 Si und 420 Si sind auch in der Ausstattungsvariante Lux lieferbar, wobei dann eine Lederausstattung, Nebelscheinwerfer und so wichtige Dinge wie eine Handschuhfachbeleuchtung und Holzdekor-Einlagen in der Mittelkonsole an Bord zu finden sind.

Die Preise sind dem harten Wettbewerb in dieser Klasse angepaßt: Zwar positioniert Rover den 400er in der Mittelklasse, aber der Haupt-Konkurrent zumindest der Schrägheck-Version ist der VW Golf - und wenn es um die Stufenheck-Form geht, sind es der Vento und ähnliche Autos. Die Preise beginnen bei 31 350 Mark für den 416 Si Stufenheck, der 420 Di kostet 1000 Mark mehr, und für 420 Si Lux sind 40 600 Mark zu bezahlen.

Bei ersten Fahreindrücken zwischen Seeseiten und St. Heinrich erwies sich auch der kleine Motor als angenehmer Geselle, der mit 111 PS ein agiles Fahren ermöglicht. Allerdings ist er nicht ganz so schaltfaul zu fahren wie das 2,0-Liter-Aggregat, das in puncto Durchzugskraft einen Schuß mehr Würze spüren läßt.

Dem 2,0-Liter-Diesel mit Direkteinspritzung begegneten wir bisher nur in der 600er-Reihe. Hier machte das von Rover selbst entwickelte Aggregat einen guten, aber etwas rauhen Eindruck: Das Nageln läßt sich manchmal etwas zu deutlich vernehmen, der Selbstzünder kann aber ordentlich für Vortrieb sorgen, wenn es nachdrücklich verlangt wird.

Doch zurück zum 400er: Der Fahrkomfort ist ordentlich - und das sollte er auch sein, denn schließlich hat die amerikanische Weltraumbehörde NASA den Fahrwerkskomfort gemäß ihrem 'Technischen Papier Nr. 2299' geprüft und für gut befunden. Dahinter verbirgt sich ein 'benutzerorientiertes und computerisiertes Modell zur Einschätzung von Fahrqualität an Fahrzeugen' - und wir dachten bisher, die NASA fliegt lieber zum Mond, als sich mit solch irdischen Dingen wie Straßenlage zu beschäftigen.

Von Otto Fritscher

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