Roadster:Heißgeliebte Roadster

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Gerade BMW und Mercedes-Benz buhlen um Kunden

(SZ vom 17.08.1996) Eine eigene Spezies bilden die kleinen, relativ preiswerten Roadster. Sie waren Jahrzehnte vom Markt verschwunden und feiern seit kurzem in nostalgischattraktivem Design zu erschwinglichen Preisen und mit moderner Technik ein furioses Comeback. Die Zweisitzer sind keine schnöden Fortbewegungsmittel, sondern demonstrieren Lebensart und die Bereitschaft des Besitzers, sich einem sehr direkten Fahrerlebnis zu stellen.

Eine ganze Reihe von Roadstern machen sich zur Zeit Konkurrenz, und einer ist hübscher als der andere. Bei allen gehören Fahrer- wie Beifahrerairbag zur Serienausstattung und bis auf den Fiat barchetta auch ABS, Lederlenkrad und Zentralverriegelung, die Mazda für seinen MX-5 auch nicht als Extra anbietet.

Ein Musterbeispiel für die hohe Kunst der italienischen Karosserie-Designer für Formen und Farbe ist der fast vier Meter lange Fiat barchetta. Er kommt nicht nur gekonnt modern-nostalgisch gestylt daher, sondern verführt durch witzige und verspielte Details, etwa den schmalen Türöffner oder die rechteckigen, geteilten Rückleuchten. Da gibt es - natürlich in Wagenfarbe - lackierte Teile, Instrumente wie in den dreißiger Jahren und ein selten schön geformtes Lenkrad.

Während der Fiat ein Kind unserer Zeit ist, blickt der Alfa Spider auf eine lange Tradition zurück. Die Mailänder haben dem aktuellen Jahrgang des offenen Zweisitzers ein mutiges Design verpaßt, bei dem die typische Alfa-Romeo-Nase an die Vergangenheit anknüpft. Auch die Inneneinrichtung lehnt sich an den alten Spider an. Ungewöhnlich ist die Verdeckabdeckung, die sich wie ein Kragen um das Heck legt und als Windschott wirkt.

Alfa spendierte dem Spider ein prima Fahrwerk und eine raffinierte Verdeckkonstruktion. Er bietet seinen Passagieren viel Platz, aber großes Gepäck dürfen sie nicht mitnehmen. Der Kofferraum ist nur eine kleine, 110 Liter große Luke. Dafür hat der Spider mit 110 (150) oder sogar 141 kW (192 PS) viel Leistung zu bieten. Das reicht bis 215 oder 225 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die beiden kosten 47 200 und 55 500 Mark.

Von etwas anderer Art sind die Roadster aus englischer Tradition. Dort war stets eher weniger als mehr Auto gefragt, vor allem aber viel Stil. Es waren "Autos für Männer, die Pfeife rauchen". Auch Rover hat sich darauf wieder besonnen: mit dem MGF.

Der Roadster mit dem berühmten Namen bietet für 44 500 Mark edle Innenraumatmosphäre, natürlich mit Lederausstattung. Die Fahrfreude wird allerdings durch die recht hohe Sitzposition getrübt. Stilvoll liegt dafür das Verdeck des 212 km/h schnellen Engländers auf der Karosserie hinter den Rücksitzen. Der offene Rover mit 1,8-Liter-Mittelmotor (88 kW/120 PS oder leistungsstärker mit 107 kW/145 PS) verbindet ansonsten Autotugenden wie eine stabile Karosserie undkomfortables Handling mit britischer Lebensart.

Die Produktion lief im US-Werk gerade an, da hatten ihn die Medien schon zu ihrem Favoriten erkoren. Die Rede ist vom BMW Z3, den die Münchner mit einem günstigen Einstiegspreis von 43 700 Mark bedacht haben. Im März ging er an den Start. Weltweites Aufsehen erregte der offene Zweisitzer, weil er im neuen James-Bond-Film Golden Eye die bisherige Stamm-Marke Aston Martin des britischen Geheimagenten verdrängte.

Das Design des weißblauen Roadsters ist eine Hommage an vergangene Zeiten. Vorbild war der schöne BMW 507 von 1955, die markanten Luftaustrittsöffnungen (Haifischkiemen) an den Seiten erinnern an ihn. Der offene Zweisitzer vermittelt nicht nur Lebensart, sondern überrascht mit einem Fahrwerk erster Klasse, zielgenauer Lenkung und vorbildlichem Handling. Zwei Vier-Zylinder-Motoren mit 1,8 und 1,9 Litern Hubraum (85 kW/115 PS und 103 kW/140 PS) machen ihn ausreichend schnell (194 und 205 km/h) und halten ihn dennoch sparsam. Der Aufpreis für die stärkere Maschine beträgt übrigens 5000 Mark.

Doch der Star des Herbstes wird wohl der SLK von Mercedes-Benz mit seinem Vario-Dach werden.

Von Beate Glaser

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