Renault Modus 1.6 16V:Von Mensch zu Modus

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Der Mini-Van ist so variabel, dass man erst nach und nach alle seine Möglichkeiten entdeckt.

Von Marion Zellner

Der moderne Mensch hat sich womöglich längst daran gewöhnt, Dinge zu besitzen, die er eigentlich nicht braucht. Handys, die nicht nur telefonieren, oder simsen, sondern auch fotografieren, diktieren und das Kinoprogramm auswendig kennen. Oder Eierkocher, die auch noch Musik machen. Oder Handtaschen, die bald für jeden einzelnen Lippenstift ein eigenes Fach haben. Oder 300-PS-Autos, die nur in der Stadt gefahren werden und dort im Schritttempo vor sich hinzockeln.

Kurz und hoch: Renault Modus (Foto: Foto: Renault)

So lernen wir sie wieder schätzen: den Charme der angepassten Lösung, die Schönheit des Praktischen, die Verführung des Nicht-mehr-als-nötig-Prinzips. Vor allem, seit man wieder mehr aufs Geld schaut, hierzulande.

Klein und praktisch

Renault ist da schon immer eine gute Adresse. Die Franzosen mögen ihr Lehrgeld bezahlt haben bei Ausflügen in die Premium-Welt der Wichtigtuer-Autos, aber klein und praktisch, das können sie. Und hübsch anzusehen ist das Ergebnis allemal.

Das jüngste Beispiel ist der Modus. 3,79 Meter kurz, dafür so hoch, dass man durch seine Scheiben wie durch kleine Schaufenster nach draußen blickt und sich der Dachhimmel wie eine Kuschelhöhle über einem wölbt. Alltag zwischen Mensch und Modus: hohe Position auf bequem straffen Sitzen, hinten gute Beinfreiheit, vorne Luft ohne Ende.

Das gute Raumgefühl wird durch das Glasschiebedach (plus 750 Euro) positiv verstärkt. Pfiffig ist bei geöffnetem Dach der Windabweiser aus Netzstoff. Er verhindert einerseits Zugluft und unangenehme Windtrommel-Geräusche, lässt aber andererseits ausreichend Frischluft ins Auto.

Das Vier-statt-fünf-Prinzip

Man staunt, wie viel Raum sich über der Plattform des Nissan Micra und der nächsten Clio-Generation überbauen lässt - und was den Renault-Designern dazu eingefallen ist.

Zum Beispiel das Vier-statt-fünf-Prinzip. Wer keine fünf Sitzplätze braucht, nimmt einfach das Mittelteil heraus und schiebt die beiden äußeren Plätze zusammen. Ruck, zuck passt die Bank jetzt zwischen den Radhäusern durch und lässt sich um bis zu 17 Zentimeter nach hinten schieben.

Wer dagegen maximalen Laderaum braucht, klappt die hinteren Sitze nach vorn, rückt in der ersten Reihe näher ans Armaturenbrett und darf anschließend bis zu 1283 Liter Gepäck einräumen - die insgesamt 19 Ablagen mit zusammen 25 Litern sind da noch gar nicht eingerechnet. Die Wochenend-Einkäufe mit Abstecher zum Gartenmarkt schluckt der Kofferraum durch die hoch schwingende Klappe jedenfalls mit links.

Da gibt es aber noch zusätzlich die City-Klappe zum Aufpreis von 300 Euro. Sie funktioniert wie weiland beim Original-Mini: unten angeschlagener Deckel, kleine Öffnung, dahinter tiefe Dunkelheit - und hat auch ungefähr so viel Nutzwert. Wer hauptsächlich kleine, leichte Päckchen etwa beim Juwelier oder in der Miederwarenabteilung ersteht, ist gut bedient. Beim Tetrapack-Bedarf für die Party wird's aber schon fummelig.

Kleine Nervigkeiten

Enorme Variabilität im Innenraum (Foto: Foto: Renault)

Der Fahrer findet Renault-typisch die Instrumente mittig auf dem Armaturenbrett. Trotz Kunststoff-Häubchen sind die roten Anzeigen für Digitaltacho, Kraftstoffanzeige und Drehzahlmesser bei Lichteinfall von hinten leider schlecht abzulesen.

Und noch eins nervt: das 980 Euro teure Navigationssystem. Die Adress-Eingabe mittels Dreh-Drück-Knopf ist zwar beispielhaft einfach, doch dann passiert lange, ganz lange nichts, gar nichts . Bis sich das von Becker stammende Innenleben bemüßigt fühlt, die Route überhaupt erst zu berechnen, hat man längst die Geduld verloren, ist losgefahren und steht bald darauf prompt im Nirgendwo.

Richtig Laune macht dafür der Tempomat für 170 Euro. Er arbeitet sehr zuverlässig und lässt sich über Lenkrad-Tasten in Zwei-km/h-Schritten rauf und runter schalten.

Wunsch nach Diesel

Die Motorisierung des Modus sollten sich Interessenten genau überlegen. Mit dem 112 PS starken 1,6-Liter in unserem Testwagen wurden wir jedenfalls nicht recht warm. Für zügiges Mitschwimmen im Verkehr reicht er zwar aus, aber der Benziner ist rau und bei höherem Tempo sehr laut. Außerdem verbraucht er in der Praxis mehr als acht Liter Super im Schnitt.

Da wünscht man sich doch viel eher einen der guten Renault-Diesel, zumal das gutmütige Fahrwerk mit seiner angenehm abgestimmten Federung und Dämpfung durchaus noch mehr Mumm vertragen würde. Gegenüber den 14.150 Euro Basispreis des 1.6 kommt der 86-PS-Diesel auch nur 550 Euro teurer. Und er würde ein gutes Auto zu einem ausgezeichneten machen.

Renault Modus 1.6 16V: 82 kW (112 PS); max. Drehmoment: 151 Nm bei 4250 Umdrehungen; 0-100 km/h: 10,3 s; Vmax: 188 km/h; Verbrauch: 6,8 l Super; EU4; Grundpreis: 14.150 Euro.

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