Renault Mégane:Neue französische Familie

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Als Limousine, Coupé, Mini-Van, Stufenheck und Cabrio

(SZ vom 27.01.1996) Kein Anschluß mehr unter dieser Nummer: Renault legt sein Erfolgsmodell R 19 still und bläst gleich mit einer ganzen Modellreihe zur Jagd auf den Bestseller aus Wolfsburg. Mégane nennen die Franzosen ihr jüngstes Produkt - ein wohlklingender Kunstname - hinter dem sich gleichzeitig ein cleverer Schachzug verbirgt. Denn der Mégane steht stellvertretend für fünf Karosserie-Varianten.

Die Strategie der Franzosen ist so überraschend nicht. Immerhin tritt der Mégane in Europas stärkstem Marktsegment an: der Kompaktwagenklasse. Ein Bereich, der in den letzten Jahren kontinuierlich um eine Million Fahrzeuge per anno wuchs. Mit einem Anteil von mittlerweile 32 Prozent wundert es nicht, wenn die hier aktiven Massenhersteller ihre Klingen schärfen. Vor allem auch vor dem Hintergrund, daß ein Jahr vor der Jahrtausendwende der europäische Markt für die asiatischen Hersteller geöffnet werden soll. Stärker als bisher sind neue Ideen gefragt, müssen bahnbrechende Konzepte her. Renaults Idee ist so simpel wie wegweisend. Anstelle sich weiterhin auf das traditionelle Angebot zu beschränken, bietet Renault dem Kunden gleich eine ganze Fahrzeug-Familie an: Premiere war gerade Januar mit der fünftürigen Limousine sowie dem Coupé Coach. Innerhalb der nächsten 18 Monate sollen ein Mini-Van, eine Stufenheck- Limousine sowie ein Cabriolet folgen. Selbst über einen Kombi wird in Frankreich nachgedacht.

Der Mégane tritt kein leichtes Erbe an. Immerhin wurde der R 19 mehr als 400 000 Mal verkauft und avancierte so zum Importschlager. Was wunder, daß sich Renault 52 Entwicklungsmonate lang mächtig ins Zeug legte, um den Nachfolger vom Start weg mit möglichst vielen guten Eigenschaften auszustatten.

Das Blechkleid des neuen Mégane preßten die Designer in sanfte, von Ovalen und Ellipsen geprägte Formen, die sich im komfortablen und geräumigen Innenraum fortsetzen. Die Sitze fallen im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich besser aus. Denn sie bieten mehr Auflagefläche für die Oberschenkel und haben, ganz atypisch für französische Fahrzeuge, eine erstaunlich straffe Polsterung. Für die Fond-Passagiere gibt es spürbar mehr Beinfreiheit, mit der Kopffreiheit ist es dagegen für großgewachsene Germanen nicht sehr weit her.

Der Kofferraum ist im Vergleich zum R 19 eine Spur kleiner ausgefallen, aber immer noch deutlich größer als beim Golf. Die Limousine verfügt über ein Ladevolumen von 348 Litern, der Coach hingegen faßt 288 Liter, die allerdings aufgrund der hohen Ladekante und einer kleinen Hecktüre nur sehr umständlich nutzbar sind.

Die Motorisierung ist wie üblich recht vielfältig ausgefallen. Zunächst können die Kunden zwischen einem 1,6-Liter- Motor mit wahlweise 55 (75) oder 66 kW (90 PS) wählen. Hinzu kommt ein 2,0- Liter-Motor mit 83 kW (113 PS). Ausschließlich dem Coupé vorbehalten ist ein 2,0-Liter-16-V-Aggregat mit 110 kW (150 PS). Die kleinste Motorisierung mit 51 kW oder 70 PS (1,4 Liter Eco) will Renault im Mai folgen lassen. Für die Freunde des Selbstzünders stehen ein etwas gemächlicher 47 kW (64 PS) starker 1,9 D zur Verfügung sowie ein aufgeladener 1,9-Liter mit 66 kW (90 PS).

Auch die Preise fielen moderat aus: Inklusive Doppelairbag, Wegfahrsperre, geschwindigkeitsabhängiger Scheibenwisch-Automatik werden sie sich zwischen 22 500 Mark (Einsteigermodell Eco) und 30 000 Mark (inklusive aller Extras) bewegen. Das Coupé Coach soll je nach Motorisierung und Ausstattungsvariante zwischen 26 000 Mark und 36 000 Mark verkauft werden. Getreu dem Motto: Autos zum Leben mit Preisen aus dem Leben.

Von Ina Reckziegel

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