Renault Mégane 1.9 dci:Form vollendet?

Lesezeit: 3 min

Formvollendet oder hässlich? Der kompakte Renault lädt ein zu Diskussionen.

Michael Harnischfeger

Jetzt also Mégane, der Kantige. Der Bug mit den leicht geschrägten Scheinwerfern, dem doppelten Kühllufteinlass und der Marken-Raute im Zentrum könnte auch im Rahmen eines leichten Facelifts entstanden sein. Doch die Seitenlinie und das Heck signalisieren eindeutig: Hier kommt ein neues Auto. Mutig und ein bisschen schräg.

Von vorn sieht der neue Mégane noch ganz normal aus. Die Seitenansicht und vor allem das Heck mit dem Kofferraum-Erker aber sorgen für Aufsehen. (Foto: Foto: Renault)

Gewöhnungsbedürftig

Vor allem der Dreitürer tanzt aus der Reihe, denn seine hinteren Seitenscheiben laufen in einer schönen Rundung in Richtung Gürtellinie aus, während das Dach nahezu waagrecht weiter nach hinten ragt.

Die Heckscheibe ist gerundet wie die Kanzel eines alten Flugzeugs. Darunter dann ein Vorsprung, der von zwei XXL-Rückleuchten gerahmt wird. Gewöhnungsbedürftig, das alles. Und: Mit 330 Litern Volumen ist der Kofferraum nicht gerade groß angesichts von 4,21 Metern Karosserielänge.

Zum Intérieur, bitte

Das Armaturenbrett ist konventionell gehalten. Radio und CD-Anlage sind angenehm hoch in der Mittelkonsole platziert. Ein Hingucker ist der Handbremshebel, der wie der Griff einer mittleren Astsäge zwischen den Vordersitzen hervorlugt und mit Kraft bedient werden will.

Ablagen gibt es in Hülle und Fülle, sogar im Fußboden. Die Materialauswahl wirkt nicht ganz stimmig, denn manche Kunststoffteile fühlen sich nicht so gut an, wie sie aussehen.

Die Sitze? Wirken auf Anhieb etwas kurz, doch auch nach längerer Fahrt geben sie keinen Grund zur Klage. Platz steht reichlich zur Verfügung, zumindest vorn. Hinten fehlt es an Beinraum, und beim Fünftürer steht die Lehne etwas zu steil, um auf Anhieb komfortabel zu wirken.

Chipkarte ersetzt Zündschlüssel

Zum Starten dient wie bei Laguna und Vel Satis ein Knopf. Einen Zündschlüssel gibt es nicht mehr, er wird ersetzt durch eine Chipkarte.

Leise gehen die Motoren zu Werke. Man merkt, dass Renault großen Aufwand bei der Geräuschdämmung getrieben hat. Für erste Ausfahrten wählten wir den 1.9 dCi mit 120 PS / 88 kW, der wie der Zweiliter-Benziner mit 135 PS / 99 kW serienmäßig über sechs Gänge verfügt.

Der Diesel packt nicht so brutal an wie die TDI von VW, ist eher der Kulturschaffende mit druckvollem Antritt, ohne den fast schon gewalttätigen Bumms.

Sparsames Fortkommen

Die Gänge flutschen locker rein, mehr als 4.000 Touren sind nicht erforderlich, um zügig unterwegs zu sein. 10,5 Sekunden sollen von Null auf 100 km/h reichen, 196 km/h die Spitze markieren: Daran wollen wir nicht zweifeln - und auch glauben, dass man mit etwas Zurückhaltung und nicht gar zuviel Stadtverkehr in die Nähe des Normverbrauchs von nur 5,4 Litern pro 100 Kilometer kommt.

Bei konstantem Tempo ist vom Motor kaum was zu hören, nur der Wind und die Reifen singen ihre Lieder. In tiefe Schlaglöcher plumpst der Mégane zwar hörbar und nicht immer ohne kurze Schläge, doch auf gängigen Fahrbahnen ist der Blickfang von Renault ein angenehmer Gleiter.

Kurven umrundet er locker und lässig ohne störendes Schieben über die Vorderräder. Nervig ist allein die elektrische Servolenkung: Sie drängt mit Macht in Geradeausstellung und zerrt an den Armen des Fahrers.

Umfangreiche Fahrzeugpalette

Die Qual der Wahl kommt beim Kauf: Drei- und Fünftürer stehen zur Wahl, zudem vier Design-Linien. Dazu kommen die Ausstattungsniveaus Basis, Comfort (1.250 Euro) und Luxe (1.000 Euro).

Sie bieten neben eigener Optik technische Goodies von der Klimaanlage über einen Regensensor bis zu elektrisch anklappbaren Außenspiegeln. Was einem Kaufinteressenten schon lange Abende bei der Konfiguration seines Wunschautos bescheren kann.

Was man hinlegen muss

Das Modell mit 1.4-Liter-Motor zu 98 PS / 72 kW beginnt bei 14.500 Euro, der sehr empfehlenswerte 1.9 dCi als Confort bei 18.650 Euro (Fünftürer-Aufpreis stets 700 Euro).

Im Frühling kommt eine 100-PS-Version des 1.5 dCi, die in Konkurrenz tritt mit dem ebenfalls 100 PS / 74 kW leistenden 1.9 dCi.

Und zur Jahresmitte tritt dann ein 1.9 dCi mit 140 PS / 103 kW und Partikelfilter an, der besonders leistungshungrige Diesel-Treter begeistern dürfte. Ein neuer Scénic (mit fünf Sitzen oder mit langem Radstand und sieben Sitzen), Stufenheck, Kombi und Cabrio-Coupé mit Klappdach sind ebenso eingeplant. Da wird die Wahl echt zur Qual.

Quelle: autocert.de

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