Renault Clio RSi:Der flotte kleine Bruder

Lesezeit: 3 min

Sportlichkeit und Komfort finden in dem Zweitürer zusammen

(SZ vom 22.05.1993) Sportlichkeit demonstriert der Renault Clio RSi äußerlich wie im Innenraum. Ob es nun die in der Wagenfarbe lackierten Seitenschweller, die Sportsitze (die eine ausgezeichnete Sitzposition bieten) oder das kleine, griffige Lenkrad sind, der Zweitürer mit der großen Heckklappe wirkt in nahezu jeder Lebenslage agil. Unter der Motorhaube des 'kleinen Bruders' vom Clio 16V sitzt jenes 1,8-Liter- Triebwerk mit 80 kW (109 PS) Leistung, das auch den Renault 19 antreibt. Damit spurtet dieser Clio in 8,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 195 Stundenkilometern. Renault gibt für den in der Grundausstattung 25 350 Mark kostenden Clio RSi einen Drittelmix-Verbrauch von 8,1 Litern bleifreies Superbenzin auf 100 Kilometer an.

Auf jeden Fall bietet das knapp eine Tonne schwere Auto viel Fahrspaß. Die Lenkung (gegen Aufpreis mit Servo-Unterstützung) arbeitet direkt, die fünf Gänge lassen sich leicht und dennoch präzise schalten, und der Motor gibt sich ausgesprochen drehfreudig. Die Federung ist straff, aber nicht bandscheibenmordend abgestimmt, an den Hinterrädern verrichten beim RSi nun Scheibenbremsen ihre Aufgabe.

Bei allem Sportsgeist sollten Komfort und Sicherheit nicht auf der Strecke bleiben. Höhenverstellbare Gurte vorn, Heckscheibenwischer/-wascher und Nebelscheinwerfer gehören ebenso zur Serienausstattung wie Colorverglasung und asymmetrisch klappbare Rücksitze. So fühlt man sich recht entspannt hinter dem Volant des wendigen Renaults.

Renault Espace V6 Automatik: Langstrecken leicht gemacht

Der Espace ist trotz zehnjähriger Bauzeit nach wie vor der Klassiker unter den Großraumlimousinen, an dem sich die Konkurrenz immmer noch messen muß. Kürzlich wurde eine V6-Motor-Variante, die aus 2,9 Litern Hubraum 110 kW (150 PS) mobilisiert, eingeführt. Damit ist der Espace zu einer Reiselimousine par excellence geworden - aber vielleicht, dachte sich Renault, läßt sich mit einer optionalen Viergang-Automatik (Aufpreis 2800 Mark) noch eins draufsetzen.

Um es vorwegzunehmen: Bei ersten kurzen Fahrten zwischen Eisenhut und Schlipps konnte die Automatik überhaupt nicht überzeugen: Sie schaltet zu hart, und das in den beiden wählbaren Stellungen Sport und Comfort. Beim Kickdown geht der Espace in die Knie, als ob er vor dem Sprint tief Luft holen wolle, und legt dann - allerdings kräftig - los: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 190 km/h, der Spurt von Null auf 100 km/h dauert 10,3 Sekunden. Dabei hält sich der Benzinverbrauch mit 12,0 Litern Super bleifrei im Drittelmix im Rahmen.

Renault bescheinigt der Automatik sogar, 'mitdenken' zu können. So soll die Elektronik ein Hochschalten verhindern, wenn ein Beschleunigungsvorgang abgebrochen wird - genau dies war aber in unserem Fahrzeug extrem lästig, weil ein erneuter Druck auf das Gaspedal erforderlich war, um in der höchsten Stufe weiterrollen zu können. Außerdem ist der Wählhebel so tief zwischen den beiden Vordersitzen angebracht, daß man dessen aktuelle Stellung nicht erkennen kann. Eine Einblendung der Skala in den Armaturenbereich wäre dringend erforderlich.

Doch genug der Kritik: Mit seiner variationsfähigen Ausstattung, der - wie wir finden - eleganten Karosserie und dem kräftigen V6-Motor ist der Espace eine gelungene Melange aus Limousine, Kombi und Transporter - allerdings mit einem Preis von 53 870 Mark in der Basisausstattung. Er ist prädestiniert für diejenigen, die viele Kilometer zurücklegen müssen - was mit dem leicht zu schaltenden Fünfgang-Getriebe, das wir empfehlen, nicht in Arbeit ausartet. Allerdings fehlt ein Accessoire, das es weder für Geld noch für gute Worte gibt: der Tempomat. Vielleicht kommt der ja im elften Baujahr.

Renault 19 1,9 dT: Kraftvoller Sparkünstler

Was haben wir früher über die Dieselmotoren geschimpft: laut, zäh, schmutzig - gerade noch für den Taxifahrer akzeptabel. Doch immer öfter müssen wir konstatieren, daß die Techniker dabei sind, dem Selbstzünder seine Marotten auszutreiben - der 1,9-Liter Turbo-Dieselmotor des R 19 dT ist so ein Triebwerk, das uns unsere Vorurteile überdenken läßt: Zu Preisen von 27 500 Mark an aufwärts gibt es hier 66 kW (90 PS), die eine Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h zulassen. Entscheidender als die Temperamentfrage sind jedoch die DIN-Verbrauchswerte, die sich bei nur 4,4 Litern (Tempo 90), 6,1 Litern (Tempo 120) und 7,1 Litern (Stadtzyklus) bewegen - damit läßt sich pro Tankfüllung eine Reichweite von mehr als 900 Kilometern realisieren.

Erfreulich auch, daß der Vierzylinder nach einer kurzen Warmlaufphase darauf verzichtet, die Umwelt über sein Verbrennungsprinzip aufzuklären - er läuft leise und zählt auch zu der Gattung der schadstoffarmen Dieselfahrzeuge.

Wer französischen Komfort mit schwäbischer Geizigkeit verbinden möchte, wer auf eine gute Grundausstattung Wert legt und ein etwas anderes Auto fahren möchte, ist mit diesem Modell bestimmt gut bedient.

Von Jürgen Lewandowski

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: