Raststätten contra Autohöfe:Erfreulich viele Gemeinsamkeiten

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Noch immer hinken die Autohöfe den Raststätten hinterher, wenngleich der Abwärtstrend aus dem vergangenen Jahr gestoppt scheint.

Testsieger und Zweitplatzierter im europäischen Ranking: deutsche Raststätten. Auf Platz 4 und 5: deutsche Raststätten. Auf Platz 6: ein deutscher Autohof. Keine schlechte Bilanz für die Deutschen im europaweiten Test von 65 Rastanlagen. Innerdeutsch liest sich die Rechnung etwas anders: einem "sehr gut", vier "gut" und zwei "ausreichend" für die Raststätten stehen ein "gut", fünf "ausreichend" und ein "mangelhaft" für die Autohöfe gegenüber. Mit dem einzigen "mangelhaft" unter den deutschen Probanden liegt der Autohof Tornesch auf dem zehntletzten Platz der Gesamtwertung.

Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten: Das Warenangebot in den Shops stellte die ADAC-Tester durchwegs zufrieden, wenn man mal von der meist vergeblichen Suche nach Babywindeln absieht. Auch geschmeckt hat es den Testern in allen Restaurants - mit einer Ausnahme: Im Autohof Leipzig Nord machten die Test-Esser ziemlich unerfreuliche gastronomische Erfahrungen.

Dieser und die Raststätte Berfa Nord fielen auch als einzige beim Service negativ auf, ansonsten war überall freundliches, gut informiertes und hilfsbereites Personal im Einsatz. Bis auf den Autohof Tornesch fanden die Tester auch größtenteils gepflegte und zumindest optisch saubere Sanitäranlagen vor.

Die Preise bewegten sich in Deutschland insgesamt auf unterem bis mittlerem Niveau, wobei die Autohöfe hier ein erstes Plus verbuchen können: Shops und Restaurants sind in der Regel günstiger als die Raststätten. Zum Vergleich: Für unser Testmenü, bestehend aus dem günstigsten Fleischgericht, einem kleinen Salat sowie 0,3 Liter Wasser und einer normalen Tasse Cappuccino zahlten die Tester in der Raststätte Hünxe Ost 17,05 Euro, im Autohof Kirchheim an der Weinstraße zum Beispiel 13,01 Euro. Unser Test-Warenkorb mit dem günstigsten Sandwich, einem Liter Wasser, 0,5 Liter Cola und einer Zahnbürste kostete im deutschen Autohof Elsinger Höhe 5,59 Euro und damit halb so viel wie in der Raststätte Berfa Nord mit 11,70 Euro.

Um Haaresbreite geschlagen geben mussten sich die Raststätten auch beim Zugang für Behinderte und der Gestaltung des Innenbereichs: Für die Autohöfe fünf Mal "gut", ein Mal "ausreichend" und ein "mangelhaft" bei Leipzig Nord. Für die Raststätten vier Mal "gut", ein Mal "ausreichend", aber auch zwei Mal "mangelhaft" bei Berfa Nord und Aurach Süd.

Erste, deutliche Unterschiede bei der Sauberkeit und Gestaltung der Außenanlage. Bis auf Breisgau Ost (mangelhaft) und Aurach Süd (sehr mangelhaft) liegen hier alle Raststätten im positiven Bereich. Bei den Autohöfen stehen nur Kirchheim an der Weinstraße, Niederdorf und Günzburg auf der Habenseite. Auf der Suche nach zusätzlichen Erholungsangeboten wurden die Tester nur bei den Raststätten fündig: Immerhin fanden sich ein (umzäunter) Teich, ein Weinlehrpfad und in zwei Anlagen Liegestühle - alles in allem allerdings eine sehr magere Ausbeute. Sämtlichen Autohöfen fehlt es an solchen Zusatzangeboten.

Gleich acht Betriebe, darunter bis auf Werneck (gut) und Niederdorf (ausreichend) alle Autohöfe, fielen bei der Sicherheit und Gestaltung des Parkbereichs durch. Sichere Fußwege entlang der Parkreihen, und zwar vor den parkenden Fahrzeugen und nicht dahinter, sowie sichere Überwege zum Gebäude - Mangelware. Allzu oft gab es auch keine separaten Parkplätze für Wohnmobile und Gespanne. Häufig waren sie im Lkw-Parkbereich untergebracht - ein Risiko vor allem für Reisende mit Kindern.

Fremdwort Familienfreundlichkeit

Stichwort Familien: In der Kategorie Familienfreundlichkeit taten sich Gräben auf, die das größte Manko bei den Autohöfen markieren. Sage und schreibe sechs "sehr mangelhaft" und ein "mangelhaft" (Werneck) für die Autohöfe. Für die Raststätten hingegen drei Mal "sehr gut", je ein Mal "gut" und "ausreichend" sowie zwei Mal "sehr mangelhaft" für Berfa Nord und Aurach Süd.

Damit sind die deutschen Raststätten in Sachen Familienfreundlichkeit im Europavergleich ganz vorne mit dabei. Rote Karte dagegen für die Autohöfe: Kein einziger verfügte über Picknickplätze, auf denen man mitgebrachte Speisen und Getränke verzehren kann. Spielplätze im Außenbereich gab es nur in Werneck und Leipzig Nord, eine bedarfsgerechte Kinderspielecke im Gebäude nur in Günzburg. In Werneck hat man sie direkt neben dem Eingang platziert, Tornesch bietet lediglich ein nacktes Holzboot, in Kirchheim an der Weinstraße soll ein Videogerät die Kinder ruhig stellen - nichts davon erfüllt die Anforderungen im Test.

In Günzburg und Elsinger Höhe hatte man nicht einmal Kinder-Hochstühle im Restaurant. Einen eigenen Baby-Wickelraum gab es lediglich in Niederdorf und Elsinger Höhe. Die Bilanz der Raststätten ist zwar noch immer nicht optimal, aber doch wesentlich erfreulicher, und oftmals ist in vielen Kleinigkeiten ein Herz für Kinder spürbar. Testsieger Medenbach Ost, aber auch Hünxe Ost sind in dieser Hinsicht Richtung weisend.

Fazit: Wer nicht nach Angeboten für Familien sucht, ist auch in den Autohöfen ganz gut aufgehoben. Zwar sind sie noch immer nicht auf Augenhöhe mit den Raststätten - aber immerhin schon auf halbem Weg dorthin.

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