Range Rover Sport:Für Land unter - den Rädern

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Wem der Land Rover zu sehr nach Abenteuer schmeckt, der Range Rover dagegen zu etepetete ist, für den gibt's jetzt den Range Rover Sport.

Von Georg Kacher

Wo liegt die Grenze zwischen Land Rover und Range Rover? Nein, nicht auf halbem Weg zwischen Brocklehurst Hall und Edgewater Manor. Sondern ungefähr dort, wo die Off-Road-Division des US-Multi Ford ihr neuestes Modell positioniert hat. Das gute Stück heißt zwar Range Rover Sport, basiert aber auf der Bodengruppe des Land Rover Discovery - der Gleichteileanteil beträgt immerhin 65 Prozent.

Das Auge des Neuen: Range Rover Sport (Foto: Foto: Land Rover)

Das Design orientiert sich dagegen stark an der Formensprache des Range Rover und wirkt daher relativ konservativ: scharfe Kanten, nahezu senkrechte Fallungen, die vertraute Mischung aus horizontalen Sicken, geometrisch strengen Fugen und geschwärzten Dachpfosten.

Stilist Richard Woolley erklärt die Strategie: "Das neue Auto soll die Lücke zwischen Discovery und Range füllen, darf aber dem Topmodell auf keinen Fall das Wasser abgraben. Deshalb haben wir auch beim Interieur die sportliche Note betont." Kein Frage: Hätte das Management den Range nicht unter Artenschutz gestellt, wäre der Sport wohl deutlich progressiver ausgefallen.

Auch größenmäßig liegen die drei Geländewagen dicht beisammen. Der Sport ist 4,79 Meter kurz, der Discovery mißt 4,83 Meter, der Range Rover stolze 4,95 Meter. "Natürlich ist es ein Risiko, drei Modelle anzubieten, die sich in den Abmessungen nur wenig voneinander unterscheiden", gibt Land Rover-Direktor Matthew Taylor zu. Aber: "Die Charaktere sind verschieden genug, um sich ideal zu ergänzen statt einander Konkurrenz zu machen."

Das hört sich nach Zweckoptimismus an, hat aber durchaus seine Berechtigung, denn: Mit dem Sport setzt die Marke erstmals fahrdynamische Prioritäten. "Der Wagen deckt ein breiteres Spektrum ab, ohne unsere Kernkompetenz Geländetauglichkeit zu vernachlässigen", erklärt Cheftester Mike Cross. "Unser Ziel war es, exzellente Fahreigenschaften mit überdurchschnittlichem Komfort zu verbinden. Als Maßstab dienten dabei der BMW X5, der Porsche Cayenne und der VW Touareg."

Die Art, wie der getarnte Vorserienwagen flink um Ecken flitzt, energisch beschleunigt und im Zeitraffer verzögert, löst beim Betrachter die gewünschte Reaktion aus: Wenn dieser Range Rover sich nur halb so souverän fährt wie er dabei aussieht, dann hat die Konkurrenz ein Problem.

Technisch ist der Sport dem Range um eine ganze Generation voraus. Der Newcomer besitzt eine anpassungsfähige Luftfederung, die ausgeklügelte Fahrdynamikregelung Terrain Response, während der Fahrt elektrohydraulisch verstellbare Stabilisatoren (Dynamic Response), Dämpfer mit adaptiver Kennung (nur beim Kompressormodell), eine Sechsgang-Automatik, eine ZF-Lenkung mit variabler Servounterstützung und variabler Übersetzung, fette 20 Zoll-Räder (Aufpreis) sowie besonders standfeste Bremsen, die von den Formel 1-Zulieferern Brembo (vorne) und AP (hinten) entwickelt wurden.

Vertraute Formgebung: scharfe Kanten, nahezu senkrechte Fallungen, die bekannte Mischung aus horizontalen Sicken, geometrisch strengen Fugen und geschwärzten Dachpfosten (Foto: Foto: Land Rover)

Das neutral abgestimmte Fahrwerk reduziert die Seitenneigung der Karosserie und das Untersteuern bei schneller Kurvenfahrt auf ein Minimum. "Der Wagen ist intuitiv, gutmütig und präzise," freut sich Mike Cross. "Er liegt satt auf der Straße, gleichzeitig überzeugt die Federung." Mit 2,4 Tonnen ist der fünfsitzige Range Rover Sport nur 100 Kilo leichter als der siebensitzige Discovery. Der Grund: Alle tragenden Teile sind für harten Geländeeinsatz ausgelegt.

Zum Verkaufsstart Mitte 2005 stehen drei Motoren zur Wahl. Den 140 kW (190 PS) starken 2,7-Liter-V6-Diesel und den 4,4-Liter-V8 mit 220 kW (299 PS) kennen wir bereits aus dem Discovery. Neu ist der 4,2 Liter große V8-Kompressor, der 280 kW (380 PS) und 565 Newtonmeter Dremoment mobilisiert. Der künstlich beatmete Range Sport spurtet in nur 7,2 Sekunden von Null auf 100 km/h und wird mit Rücksicht auf die Reifen (und auf den Range Rover...) bei Tempo 224 abgeriegelt. Ende 2006 soll ein V8-Diesel mit rund 205 kW (279 PS) und 3,6 Liter Hubraum die Palette abrunden.

Auch Ausstattung und Anmutung liegen auf halber Höhe zwischen Discovery und Range. Das neue Modell besitzt ein fahrerorientiertes, zeitgemäßes Cockpit, das sauber verarbeitet ist und mit hochwertigen Werkstoffen glänzt. Wer noch mehr Holz und Leder will, muss sich schon nach einem möblierten Landhaus umschauen.

Während man vom Platzangebot im Innenraum keine Wunderdinge erwarten darf, überzeugt der Kofferraum durch sein Fassungsvermögen - immerhin um 25 größer als das des X5 - und durch seine Zugänglichkeit. Letzteres ist der einteiligen Heckklappe zu danken, deren Scheibe sich separat öffnen läßt.

"Das Geschäft ist schwieriger geworden", weiß Matthew Taylor, "auch der schwache Dollar tut uns weh. Doch die ersten Reaktionen sind ermutigend. Ich hoffe, daß wir vom Range Rover Sport schon im nächsten Jahr zwischen 30.000 und 35.000 Einheiten verkaufen können". Rund zehn Prozent davon sollen zu Preisen zwischen 48.000 und 74.000 Euro bei uns punkten.

© SZ vom 4. 12. 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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