Praxistest: Lexus Cabrio SC 430:Wenn ich nicht hier bin, öffne ich das Sonnendeck

Lesezeit: 3 min

Das Segment der Luxus-Cabrios ist in Deutschland aufgeteilt. Da hat es Lexus mit seinem neuen Offenen schwer - am Auto aber kann's nicht liegen.

Jürgen Wolff

Auf einem Parkdeck der Luxus-Klasse, mit Mercedes SL und BMW 6er-Cabriolet - dort sieht man bei Lexus den Platz, der dem SC 430 gebührt.

Ein Hingucker, der Klappdach-Schlitten. (Foto: Foto: oh)

Es bräuchte keine zwei Testwochen, um festzustellen: Da gehört der Klappdach-Lexus auch hin. Nicht nur, weil er schon preislich in der 80.000-Euro-Liga mitspielt. Auch Technik und Komfort passen bestens. So auch die Optik.

Ein Hingucker-Auto

Sicher: Ihm geht das agressive Keil-Design eines Mercedes SL ab. Und mit dem dynamischen Auftritt eines Porsche 911 oder Maserati kommt er auch nicht mit.

Doch auch wenn er auf den ersten Blick aussieht wie der große Bruder des kleinen Daihatsu Copen - der Lexus SC 430 ist ein Hingucker-Auto. Die obligaten fünf Runden über den mit Ampelstops gesegneten Innenstadtring zeigen schnell: Dem schauen mehr Menschen durchaus lustvoll hinterher als einem Porsche.

Dienstreise der Designabteilung an die Riviera

Sicher liegt das auch an der relativen Exotik des SC 430 in unseren Breiten. Aber nicht nur. Der Lexus zeigt auf seine ganz eigene Weise auch, dass er was Edles ist, kraftvoll, luxuriös und wertvoll. Und dass sein Fahrer sich nicht nur ein teures Auto leisten kann, sondern auch eine gehörige Prise Individualität. Die Lexus-Designer haben sich ihre Anregungen nicht zuletzt mehrere Wochen lang in den Yachthäfen der französischen Riviera geholt - das macht sich nun bis in die Detail hinein bemerkbar: Luxus mit Stil allenthalben.

Die Technik ist schnell abgehandelt beim Lexus SC 430 - sie ist so, wie man es in dieser Klasse erwarten kann. Der seidenweiche V8-Motor vorne unter der Haube läuft absolut ruhig, grummelt beim Gasgeben so dezent aber vernehmlich los, wie es sich für einen Sportler gehört und jagt mit seinen 210 kW/286 PS den Wagen binnen 6,2 Sekunden auf Tempo 100 - so man denn will.

Meist aber will man lieber flott cruisen, mit offenem Dach, den Wind im Haar und mit Spaß auf kurvigen Landstraßen. Kein Problem: Der Lexus liegt satt und straff gefedert auf der Straße, zeigt wenig Hang zur Neigung und zieht souverän und sicher um die Kehren - zur Not korrigiert die Stabilitätskontrolle VSC alles mit dem nötigen Nachdruck wieder ein.

Poliertes Holz und Leder: Das Auge dankt der Ausstattung. (Foto: Foto: oh)

Luxus serienmäßig

Bei 250 km/h wird abgeregelt - und die sind auf der Autobahn schnell erreicht. Egal, ob offen oder geschlossen: Die Geräuschkulisse ist durchweg angenehm gedämpft. Mit einem Verbrauch von real knapp 14 Litern bleibt er gut im Rahmen seiner Klasse.

Auch innen Luxus pur. Wer hier einsteigt, fühlt sich gleich aufgehoben wie in einem Fünf-Sterne-Hotel - auch, wenn es bei geschlossenem Verdeck vor allem bei größeren Zeitgenossen um den Kopf herum etwas eng zugeht. Das Auge dagegen schwelgt in polierten Holzvertäfelungen und feinem Leder. Die Instrumente sind da, wo sie hingehören und ohne großes Studium des Handbuches zu bedienen.

Die großzügig verbaute Elektronik nimmt viel Arbeit ab: Regen- und Tageslichtsensoren, aktives Kurvenlicht, präzises und sehr gut abgestimmtes Automatikgetriebe, Tempomat, Klimaautomatik, ein binnen weniger als 25 Sekunden auf Knopfdruck unter der Kofferraumhaube versenkbares Klappdach, ein hochwertiges Soundsystem - alles serienmäßig. Inklusive der beiden Lexus-Reisekoffer für die Rückbank. Die taugt wie in fast allen Konkurrenzfahrzeugen als praktische Verlängerung des Kofferraumes.

Und das ist auch nötig. Noch gar nicht mal wegen des bescheidenen Fassungsvermögens von 321 Liter - ein Mercedes SL bietet da auch nicht viel mehr. Eher schon, weil man sich kaum traut, den Kofferraum für profanes Gepäck zu nutzen.

Ein Kofferraum, der keiner ist

Dieses Abteil ist einen eigenen Absatz wert: Praktisch geht anders - dazu ist der Kofferraum des Lexus zu zerklüftet. Und wenn das Klappdach noch verstaut ist, wird es richtig eng.

Nein, dieser Raum ist viel zu schade, um verdreckte Wanderstiefel reinzuschmeißen. Man ertappt sich soagr dabei, den Sprudelkasten beim Wochenendeinkauf bloß nicht auf dem dreckigen Parkplatz abzustellen - er könnte den Velours verschmutzen, mit dem dieses Gemach ausgeschlagen ist.

Das Glanzstück aber ist das Reserverad - nicht irgendwo unsichtbar in einer Mulde unterm Boden verstaut, sondern kunstvoll und an den Stil der klassischen Vorkriegs-Coupés erinnernd hochkant innen ans Heck gestellt. Wie gesagt: Praktisch ist das nicht. Aber schön, wirklich schön.

Wer sich den Luxus im Lexus zusamenaddiert und mit den Aufpreislisten der Stuttgarter oder Münchner Konkurrenten vergleicht, der wird schnell feststellen: Trotz eines Basispreises von 73.862 Euro ist der nahezu komplett ausgestattete und technisch nicht schlechtere SC 430 im Vergleich recht preiswert. Denn mit seiner Serienausstattung nachgerüstet kommt die vergleichbare Konkurrenz locker über 100.000-Euro-Hürde.

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