Praxistest: Honda Civic 2.0i Type-R:R wie Racing

Lesezeit: 3 min

Honda baut nicht nur Autos sondern auch Motorräder; dies bemerkt man bei dem Honda Civic mit dem roten "R" spätestens dann, wenn man richtig durchstartet: Abgeregelt wird erst bei 8200 Umdrehungen.

Jürgen Wolff

Mit dem Golf GTI hat Volkswagen 1976 das Rennen eröffnet - seither toben mit dem Veteranen, der erst jüngst seine Wiederauferstehung feiern durfte, eine handvoll Konkurrenten über die Boulevards und Landstraßen: Seat mit dem Cupra R, Renault mit dem Mégane Sport, Ford künftig mit dem Focus ST.

Der Honda Civic 2.0i Type-R und sein Markenzeichen - das rote "R": nicht zu übersehen auf der Straße. (Foto: Foto: Pressinform)

Allesamt kleine Geschosse mit Alltagsnutzen, mit viel Fahrspaß bestückt, unbändiger Kraft und genügend Platz für Sprudelkästen und Kleinfamilie. Der GTI-Killer von Honda ist ein Civic und heißt Type-R. "R" wie Racing.

Das rote "R" zieht sich als Motiv durchs ganze Auto: Es prangt auf dem Kühlergitter und am Heck, ist auf die Sitze und die Fußmatten gestickt, leuchtet von den Seitenschürzen - und natürlich von dem Metallschild mit der individuellen Seriennummer auf der Mittelkonsole.

Civic, nicht bürgerlich

Aber auch ohne das allgegenwärtige "R" würde man diesen Civic wohl kaum mit seinen zivilen Brüdern verwechseln. Dafür sorgen auf den ersten Blick schon der große Heckspoiler, die Tieferlegung um rund 15 Millimeter, die satten 17-Zoll-Felgen mit den 205/45er Reifen, der wuchtige Frontspoiler, die Seitenschweller und die doppelten Auspuffrohre aus Chrom.

Racer außen. Racer innen. Die mit Alcantara bezogenen konturierten Sitze wurden extra für den Type-R entworfen. Sie bieten auch bei flotter Kurvenfahrt einen hervorragenden Seitenhalt.

Knapp, knackig, exakt

Das rot abgesteppte Lederlenkrad liegt griffig in den Händen. Der Weg vom Lenkrad zum Alu-Knauf des Schaltknüppels kurz: Er sitzt nicht zwischen den Vordersitzen sondern ragt "rallye-like" wie ein Joystick knapp unterhalb des Radios aus der Mittelkonsole.

So wie sie aussieht schaltet sie sich auch: Knapp, knackig, exakt und mit kurzen, präzisen Wegen. Die Instrumente mit ihren weißen Zifferblättern sind immer im Blickfeld und von nüchterner Übersichtlichkeit. Alles im Übrigen tadellos verarbeitet.

Auch hinten geht es sportlich zu - nicht so sehr, was den Platz betrifft. Der reicht für ausgewachsene Passagiere auch bei langen Strecken völlig aus. Sportlich ist in dem Dreitürer vielmehr der Durchstieg nach hinten.

Zum Thema Platzmangel fällt dagegen der Kofferraum auf: Der ist mit 315 Litern ziemlich mager ausgefallen. Ebenso übrigens wie die Zuladung mit gerade mal 280 Kilo. Vier erwachsene Mitteleuropäer bringen schon mehr auf die Waage - ohne Gepäck.

Mag das auch gegen gesellige Gruppenausflüge zum Vatertag sprechen - für den sportlichen Fahrspaß ist wenig Gewicht eher von Vorteil. Schon beim Leergewicht hat Honda in Sparsamkeit gemacht. Die 147 Kilowatt pro 200 PS des Motors müssen gerade mal 1270 Kilogramm bewegen.

Und das tun sie in einem breit nutzbaren Drehzahlbereich. Untenrum im Drehzahlkeller merkt man noch wenig vom lauernden Temperament. Da fährt sich der Civic Type-R wie ein ganz gewöhnlicher Civic: Stadtauglich und wenig spektakulär.

Immer noch auf dem Drehzahlmesser

Aber ab 2000 Umdrehungen legt der Honda-Motor schon mal vor. Und ab 5900 Umdrehungen schaltet der Nachbrenner ein: Das maximale Drehmoment von 196 Nm liegt an. Der i-VTEC-Motor schaltet auf andere Steuerzeiten mit einem größeren Ventilhub. Und auf eine höchst kernige Geräuschkulisse.

Die 200 PS läßt der Motor erst bei 7400 Umdrehungen komplett auf die Vorderräder los. Und erst bei gut 8000 Umdrehungen ist Schluss - das steht bei den meisten Vierzylindern nicht mal mehr als Zahl auf dem Drehzahlmesser.

Die Fahrwerte sind entsprechend: Aus dem Stand auf Tempo 100 katapultiert der Motor den Type-R in nur 6,6 Sekunden. Bei der Höchstgeschwindigkeit gibt es Meinungsverschiedenheiten: Honda sagt 235 Kilometer pro Stunde, das Tacho ist mehr für 250 Kilometer pro Stunde.

Wie auch immer: Der "R" kommt mit diesem Tempo bestens klar. Die Lenkung funktioniert direkt, feinfühlig, präzise und mit der nötigen Rückmeldung, die extrem enge Stufung der sechs Gänge passt bestens zur Motorcharakteristik und selbst der sechse Gang ist alles, nur kein Schongang.

Das gelungen abgestimmte Fahrwerk agiert ebenso straff wie geschmeidig selbst auf schlechten Straßen und sorgt mit für einen durchaus ordentlichen Federungskomfort. Selbst bei hohem Tempo bleibt der Type-R spurstabil und in den Kurven reagiert er immer sicher und agil.

Innen ganz schön laut

Apropos schlechte Straßen: Selbst da knarzt und rumpelt nichts im Renn-Honda. Dank zusätzlicher Verstrebungen zeigt sich die Karosserie als besonders verwindungssteif. Einziges Manko: Der "R" kann bei voller Fahrt innen ganz schön laut werden. Den Verbrauch gibt Honda mit 8,9 Litern Super auf 100 Kilometer an - wir kamen dank zugegeben meist flotter Fahrweise eher an die 12 Liter ran.

Mit 22.995 Euro steht der Honda Civic Type-R in der Preisliste - und ist dabei schon ziemlich komplett bestückt. Das sind nur rund 3500 Euro mehr als der mit 110 PS stärkste "zivile" Civic. Der Golf GTI kommt auf 24.200 Euro. Und Seat will für den 225 PS starken Leon Cupra R gar mehr als 25.000 Euro.

Ärgerlich: Der Type-R schafft nur Euro-3 - und seine Versicherungseinstufung liegt so hoch, dass kein anderer Honda mehr mithalten kann. Und auch kein Golf GTI.

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