Praxistest: Daihatsu Cuore 1.0 Top:Gerader Gesell'

Lesezeit: 3 min

Der Daihatsu Cuore ist, wie er aussieht: quadratisch, sparsam, kinderleicht zu bedienen und auch narrensicher einzuparken. Das Design erinnert an die guten alten 80er Jahre. Andere Dinge leider auch.

Von Sebastian Viehmann

Kann man einem Auto böse sein, das einen so freundlich begrüßt? Nach dem Öffnen der Zentralverriegelung glimmt die Tachobeleuchtung des Cuore auf, und im digitalen Kilometerzähler liest man die Worte "Hello Happy". Das soll den Fahrer wahrscheinlich milde stimmen, wenn seine Ohren beim Schließen der dünnen Tür irgendwie an eine leere Keksdose erinnert werden.

Kantiger Kompakter: der Daihatsu Cuore (Foto: Foto: Daihatsu)

Ansonsten versprüht der Innenraum des Cuore 1.0 Top durchaus Gemütlichkeit. Die Farbkombination - beigefarbene Polster, schwarzes Armaturenbrett und Mittelkonsole in silberfarbener Alu-Optik - ist zwar etwas gewagt. Aber in dieser Klasse ist man weitaus Schlimmeres gewohnt - etwa nacktes Blech an der Türinnenseite, wie beim Citroen C1. Die Cuore-Sitze sind allerdings zu weich und bieten wenig Seitenhalt.

Schalter und Knöpfe sind dafür optimal platziert. Eine Ausnahme bilden aber die Schalter für die Fensterheber. Auf der Fahrerseite finden sie sich im Niemandsland des Armaturenbretts irgendwo hinter dem Lenkrad. Unpraktisch sind auch die kleinen Ablagen in der Mittelkonsole. Zwar bieten sie genug Platz für Kleingeld, Handy oder Sonnenbrille. Durch den glatten Kunststoffboden der Ablagen aber rutschen die schönen Sachen beim Anfahren leicht heraus.

Viel und wenig Platz

Der Cuore bietet vier Erwachsenen bequem Platz. Auch auf der Rückbank lassen sich lange Strecken locker aushalten. Das Geheimnis des Raumwunders ist der lange Radstand von 2,3 Metern.

Der bequeme Innenraum zehrt natürlich am Gepäckabteil. Das ist mit 157 Litern zwar etwas größer als beim C1 oder dessen baugleichen Brüdern Toyota Aygo und Peugeot 107 (139 Liter). Da der Cuore aber fast 30 Zentimeter schmaler ist als die Konkurrenz-Winzlinge, sieht es bei umgeklappten Rücksitzen mager aus: 421 Liter bietet der Cuore, 751 Liter das Konkurrenten-Trio.

Bei der Ausstattung merkt man, dass sich der Cuore im Club der Unteren Zehntausend bewegt - sprich Autos für weniger als 10.000 Euro. Der fünftürige Cuore Top unterschreitet diese Grenze mit 9990 Euro gerade so eben und bietet dafür nicht wirklich viel - außer elektrisch einstellbaren Außenspiegeln und Elektro-Fensterhebern vorn, einer Servolenkung und der Klimaanlage findet sich kaum Erwähnenswertes.

Leichtes Handling

Für einen höhenverstellbaren Fahrersitz sowie Seitenairbags sind immer noch Aufpreise fällig, ESP ist nicht lieferbar. Etwa 1300 Euro weniger - dafür gibt es schon die Top-Version des Dacia Logan mit 1,4-Liter-Benziner. Die hat zwar auch kein ESP, aber ebenfalls bequemen Platz für vier Personen und dazu einen richtigen Kofferraum.

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Was den Cuore vor allem bei älteren Fahrern so beliebt macht, ist neben dem bequemen Einstieg die kinderleichte Bedienung. Die Servolenkung ist extrem leichtgängig und lässt sich bei Bedarf allein mit einem Finger bedienen. So wird das Rangieren zum Kinderspiel. Das liegt auch am nur 8,4 Meter großen Wendekreis und der perfekten Übersichtlichkeit der Karosserie.

Bei vielen neuen Kleinwagen ist vor allem das Heck kaum auszumachen, das Einparken wird zum Blindflug. Hier beweist der Cuore, dass Kasten-Design auch heute noch Vorteile hat. Falls es doch einmal zu Parkremplern kommen sollte, fehlen dem Cuore allerdings rundum Kunststoff-Schutzleisten.

Rennen nicht gefragt

Bei höheren Geschwindigkeiten vermittelt die leichtgängige Lenkung allerdings nur einen schwammigen Kontakt zur Fahrbahn. Und flinke Kurven mag der kleine Kastenwagen mit seinen Liliputaner-Rädern (13 Zoll) gar nicht. Hier ist Zurückhaltung angesagt, denn um schnelle Biegungen schiebt der Cuore unruhig über die Vorderräder. Da wäre eigentlich ein "I'm sorry" im Kilometer-Display fällig.

Auch beim starken Bremsen aus hohen Geschwindigkeiten wünscht man sich mehr Souveränität. Dafür stimmt aber der Fahrkomfort des kleinen Japaners. Er bügelt die meisten Unebenheiten mühelos glatt.

Beim Motor haben Cuore-Fahrer die freie Auswahl - solange es der 1,0-Liter-Benziner ist. Das einzige lieferbare Aggregat eignet sich allerdings perfekt für den City-Flitzer. Und in der Stadt sind 58 PS für das 745 Kilogramm leichte Auto völlig ausreichend. Überholmanöver auf der Landstraße plant man aber besser schon morgens am Frühstückstisch. Für sportliches Fahren ist das kleine Maschinchen erwartungsgemäß nicht geeignet, wobei weniger die Beschleunigung (immerhin 12,2 Sekunden von Null auf 100 km/h) als vielmehr der mangelnde Durchzug ab 80 Stundenkilometern das Überholen vergrätzt.

Fix - auch außerhalb der City

Dabei hält der Cuore in Sachen Top Speed eine Überraschung bereit. 160 lautet die Werksangabe. Aber unser Testwagen ließ sich auf der Autobahn bergab auf fast 190 Sachen bringen - wenigstens laut Tacho. Der Motor wirkt dabei keineswegs angestrengt und ist vom roten Drehzahlbereich weit entfernt. Auch die Windgeräusche halten sich in Grenzen. So lassen sich im Cuore selbst längere Autobahnpassagen bei 130 bis 150 km/h stressfrei bewältigen.

Wer Cuore fährt, hat meistens keine Zeit für ein Schwätzchen an der Zapfsäule. Der 36-Liter-Tank ist schnell gefüllt. Wobei es in der Regel nicht viel nachzutanken gibt. Mit 6,5 Litern Normalbenzin innerorts und 5,2 Litern im Autobahn-/Landstraßen-Mix war unser Testwagen ziemlich dicht an den Werksangaben - und das bei teilweiser flotter Fahrweise.

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