Porsche Cayman:Tür auf, Tür zu, und Brumm!

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Porsche fahren macht Spaß. Unwidersprochen. Aber wie sehr taugt ein Cayman für den Alltag? Ein Praxistest

Christian Seidel

Saft & Kraft Porsches Kleinster hat nur das Nötigste. Davon aber reichlich und nur vom Feinsten. "Was sind heutzutage noch 245 PS?", mag sich ein Papiertiger beim Studieren der technischen Daten denken und lag mit einer Geringschätzung noch nie so daneben wie beim Cayman.

Sehnig steht er ja schon da. (Foto: Foto: Porsche)

Dem Mini-Krokodil fehlt jeder Ansatz von Babyspeck. Kein Kilogramm zuviel stört das Fahrgefühl, schon nach wenigen Kilometern fühlt man jeden Zentimeter des Autos und hat ihn unter Kontrolle. Und das, und nichts anderes, ist purer Fahrspaß. Denn was bringen einem 400-und-mehr-PS-Aggregate, die vor lauter Kraft nicht laufen können. So viel Leistung auf die Straße zu bringen ist praktisch unmöglich. Es sei denn, man kommt aus Kerpen oder Finnland.

Stuss & Genuss "Dank & Krank" sollte diese Kategorie eigentlich heißen, ginge es einzig nach dem Verfasser dieser Zeilen. Einen Dank für die Erfindung des Mittelmotorkonzepts, denn das ist krank. Der Motor liegt, nomen est omen, mittig. Vor der Hinterachse - zur Optimierung der Gewichtsverteilung. Das führt zu einem niedrigen Schwerpunkt. Der Cayman liegt so platt auf der Straße wie sonst nur Gullideckel. Und die stellt er einem mit Namen vor, sollte man mal über einen fahren. Irgendwie krank. Ein Genuss ist wegen des Mittelmotors aber die Akustik. Reduziert auf das Notwendigste sitzt man praktisch auf und vor dem Motor. Keine überflüssige Isolierung und kein Notsitz liegen zwischen dem Fahrer und dem Fauchen des Triebwerks. Danke.

Family & Friends Besinnen wir uns auf das Wesentliche. Auf die wahre Liebe und echte Freunde. Wie schön waren damals die Zeiten, als die Urlaubsfahrt noch in einem Renault Twingo gemacht wurde. Der damals, wenn man die Sitze nicht umklappte, in etwa so viel Stauraum hatte wie der Cayman (410 Liter, theoretisch, denn man lädt Koffer, keine Liter). Das Zelt, das mit konnte, war entsprechend klein, die Nähe zur Liebsten in den Nächten deswegen umso größer. So wenig mit konnte, so phantasievoll musste improvisiert werden. Das schweißt zusammen. Wie gesagt: Der Cayman hat nur das Nötigste, davon aber reichlich. Diese Ansicht ändert sich erst, wenn sich nach gelungenem Urlaub Nachwuchs einstellt und ein Zweisitzer nicht mehr reicht. Der Freundeskreis sieht das weniger romantisch. Der möchte nach der Party einfach nur nach Hause gebracht werden. Geht aber nicht, Sie haben nur einen Beifahrersitz. Jetzt müssen Sie sich entscheiden. Wer wird nach Hause geporscht und damit ihr neuer bester Freund?

Wunsch & Wirklichkeit Sie: "Der ist unpraktisch." Ich: "Schau, die Getränkehalter. Die sind ausklappbar..." Sie: "Wo soll denn dein Sohn hin?" Ich: "... und größenverstellbar..." Sie: "Urlaubsgepäck passt hier aber nirgends hin?" Ich: "Wir fliegen nur noch." Sie: "Und größere Einkäufe?" Ich: "Dafür nehmen wir das Fahrrad mit dem Anhänger. Ökologisch, sportlich." Sie: "Der braucht Super Plus." Ich: "Aber nur 10,3 Liter davon." Sie: "Weißt, du was so ein Porsche kostet?" Ich: "Ab 48.879 Euro." Sie: "Ab? Aha. Du kennst die Preislisten deutscher Hersteller." Ich, an meinem eigenen Argument zweifelnd: "Vielleicht taugt ja auch schon die Basisversion." Sie: "Na gut, eine Probefahrt kann nicht schaden." Ich: "Das ist ein pOOOOOOORRRRRRRRsche." Sie: "So brauchst du mehr als 10,3 Liter. Halt doch mal beim Toyota-Händler."

Herzlich willkommen in der harten Realität. Der Cayman taugt halt doch nur als Zweitauto. Oder als Fahrzeug für Singles, die ihre Stimme der Vernunft erst noch suchen müssen. Deswegen unser Fazit:

Gut... ist das Go-Kart-Fahrwerk und die erstklassige Gewichtsverteilung. Der Cayman liegt nicht auf der Straße, er klebt. Aber... es dauert ein wenig, bis man es sich abgewöhnt hat, vor einem Kreisverkehr zu bremsen. Also... Tür auf, Tür zu, Schlüssel drehen und BRUMM.

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